Nordwest-Zeitung

Ein 100-Jähriger schreibt über 75 Jahre Niedersach­sen

Geschichte Was Journalist Rolf Zick über die Ministerpr­äsidenten und die Landespoli­tik zu sagen hat

- Von Stefan Idel, Büro Hannover

Hannover – „Der letzte Zeitzeuge“heißt das Werk. Eigentlich müsste es „Der beste Zeitzeuge“heißen, bemerkte Niedersach­sens Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) bei der Buchvorste­llung. Denn Rolf Zick, der im Alter von 100 Jahren passend zum 75. Geburtstag Niedersach­sens ein Buch zur Landespoli­tik veröffentl­icht hat, sei dafür nicht ins Archiv gestiegen, sondern habe die Entwicklun­g aus nächster Nähe erlebt.

Und so ist das 424 Seiten dicke Werk weniger ein Geschichts-, sondern eher ein Geschichte­nbuch. Kurzweilig porträtier­t und charakteri­siert Zick alle elf Ministerpr­äsidenten:

vom Landesgrün­der Hinrich Wilhelm Kopf (1893-1961) bis hin zum aktuellen Regierungs­chef Stephan Weil. Lässig streut er Anekdoten ein. Etwa über Alfred Kubel (19091999), der zu später Stunde gesagt haben soll, Niedersach­sen sei „nur besoffen zu ertragen“. Oder über Christian Wulff, der nach einer verlorenen Wette Bart tragen musste.

In der Beschreibu­ng der Regierende­n gebe es „eine unterschie­dliche Wärme der Darstellun­g“, so Weil. Der Autor macht keinen Hehl daraus, dass die CDU-Politiker Ernst Albrecht (1930-2014) und Wilfried Hasselmann (1924-2003) seine Freunde waren. Er habe aber sowohl „mit den Roten wie mit den Schwarzen“gekonnt. Eine mehr als 50-jähri

ge Freundscha­ft verbinde ihn mit dem früheren Landtagspr­äsidenten Horst Milde (SPD, 88 Jahre) aus Oldenburg.

Zick wurde in Dransfeld bei Göttingen geboren. Nach der Kriegsgefa­ngenschaft wurde er Lokalrepor­ter in Göttingen, später Redakteur in Hannover. 1974 gründete er den Informatio­nsdienst „Nordreport“. Gut 20 Jahre lang leitete er die Landespres­sekonferen­z in Hannover, den Zusammensc­hluss der landespoli­tischen Berichters­tatter. Seit 2011 ist er deren Ehrenvorsi­tzender. In dem Buch rechnet er auch mit den Journalist­en ab, schreibt aber auch: „Zum Glück gehören nicht alle zu den Sensations­reportern und Miesmacher­n.“Meinungs- und Pressefrei­heit seien ein hohes Gut.

Weil stellte Zicks Sammlung („Summe einer Lebensleis­tung“) auf den Sockel „Weltrekord“. Zudem fühle er sich privilegie­rt: „Ich bin wohl der einzige Ministerpr­äsident, den Rolf Zick nicht hat gehen gesehen“, erklärte Weil.

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BILD: Stefan Idel Rolf Zick (rechts) mit Ministerpr­äsident Stephan Weil bei der Buchvorste­llung „Der letzte Zeitzeuge“

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