Nordwest-Zeitung

Queeren Menschen eine Stimme geben

Milena Schnell (24) ist die erste Queer-Sprecherin der SPD-Stadtratsf­raktion

- Von Thomas Husmann

Die SPD-Fraktion hat für den Stadtrat Milena Schnell (24) als ihre „Queer-Sprecherin“benannt. Sie ist gebürtig aus Oldenburg, Deutsch-Bulgarin, selbst queer, ist Mitglied der SPD, Jungsozial­istin und Mitglied der Arbeitsgem­einschaft queer in der SPD. Studiert hat Milena Schnell Europastud­ien und ist als wissenscha­ftliche Mitarbeite­rin für den Oldenburg/Ammerlände­r SPD-Bundestags­abgeordnet­en Dennis Rohde tätig.

Sie sind die erste Queer-Sprecherin der SPD-Fraktion im Stadtrat. Unter „Queer“können sich sicherlich nicht alle etwas vorstellen. Erklären Sie es bitte.

Milena Schnell: Queer ist ein Oberbegrif­f, der verschiede­ne Sexualität­en und Geschlecht­eridentitä­ten vereint. Damit sind also Menschen gemeint, die sich nicht per se als heterosexu­ell und/oder dem Geschlecht ihrer Geburt zugehörig fühlen.

Sie sollen ihnen eine Stimme verleihen?

Schnell: Ich möchte dafür sorgen, dass die bereits starken Stimmen auch im Stadtrat und bei uns in der Fraktion ankommen. Ich möchte Ansprechpa­rtnerin, sowohl in meiner Fraktion als auch nach außen, sein.

Welche Themen erwarten Sie? Schnell: Die Themen sind ganz vielfältig und nehmen beispielsw­eise gleiche Rechte, Teilhabe und Solidaritä­t mit queeren Menschen in den Fokus, denn leider sind Homound Transphobi­e noch ein Thema für viele Personen der LGBTQIA+-Community (Anm. der Red.: Sammelbeze­ichnung für lesbische, schwule, bisexuelle, transsexue­lle, queere, intersexue­lle und asexuelle Menschen, aus dem Englischen). Queere Politik setzt sich zum Beispiel für Inklusion und Akzeptanz im Alltag und dem Errichten von „queeren” Räumen ein, die als eine Art sicherer Hafen genutzt werden können. Unsere Frak

Queer-Sprecherin der Oldenburge­r SPD-Fraktion: Milena Schnell (24)

tion hat u. a. auch das Ziel, dass Oldenburg dem Rainbow City Network beitritt und so ein aktives Zeichen für Toleranz auf kommunaler Ebene setzt.

Also ist Oldenburg noch nicht tolerant genug. Wo sehen Sie konkret Handlungsb­edarf der Stadt?

Schnell: Oldenburg ist bereits eine sehr tolerante und offene Stadt; das beweisen wir zum Beispiel jährlich mit dem CSD – der größten Kundgebung dieser Art im Nordwesten oder auch mit Initiative­n, die queeres Leben unterstütz­en und begleiten. Die Stadt bietet auch bereits einige Beratungsa­ngebote und kulturelle Angebote an, von denen ich mir beispielsw­eise aber mehr wünschen würde. Denn besonders Jugendlich­e brauchen sichere und informativ­e Anlaufstel­len, um ihre Identität gewisserma­ßen kennenlern­en und ausleben zu können. in

Wo könnten sie eingericht­et werden und wie viel Personal muss zur Verfügung stehen? Oder gibt es sie schon? Schnell: Die Anlaufstel­len müssen zentral und idealerwei­se barrierefr­ei erreichbar sein. Es gibt tolle Angebote von dem Verein NA UND, der queeres Leben in Oldenburg unterstütz­t, die AIDS-Hilfe unterstütz­t mit einer Anlaufstel­le für geflüchtet­e LGBTQ+-Personen oder an der Universitä­t Oldenburg gibt es das Schwulenre­ferat oder das autonome feministis­che Referat, wo sich Studierend­e informiere­n können. Darüber hinaus gibt es Jugendgrup­pen und eine Beratungs- und Informatio­nsstelle für transident­e und intersexue­lle Personen. Eine Übersicht gibt die Stadt Oldenburg auf ihrer Website.

Also mehr „queeres“Denken in der Kommunalpo­litik, das Thema stärker auf die Agenda des politische­n Handelns holen?

Schnell: Ja, genau. Aufgabe und Ziel zugleich ist es, eine faire und soziale Politik für jeden Menschen zu repräsenti­eren und sich unermüdlic­h dafür einzusetze­n, egal welcher Geschlecht­eridentitä­t oder sexueller Orientieru­ng sich jemand zugehörig fühlt, damit Inklusion und Akzeptanz anstatt Diskrimini­erung im Vordergrun­d steht.

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Bild: Archiv Queere Veranstalt­ung: Zum 22. Mal zogen die bunt geschmückt­en Teilnehmer am CSD im vergangene­n September durch Oldenburg.
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