Queeren Menschen eine Stimme geben
Milena Schnell (24) ist die erste Queer-Sprecherin der SPD-Stadtratsfraktion
Die SPD-Fraktion hat für den Stadtrat Milena Schnell (24) als ihre „Queer-Sprecherin“benannt. Sie ist gebürtig aus Oldenburg, Deutsch-Bulgarin, selbst queer, ist Mitglied der SPD, Jungsozialistin und Mitglied der Arbeitsgemeinschaft queer in der SPD. Studiert hat Milena Schnell Europastudien und ist als wissenschaftliche Mitarbeiterin für den Oldenburg/Ammerländer SPD-Bundestagsabgeordneten Dennis Rohde tätig.
Sie sind die erste Queer-Sprecherin der SPD-Fraktion im Stadtrat. Unter „Queer“können sich sicherlich nicht alle etwas vorstellen. Erklären Sie es bitte.
Milena Schnell: Queer ist ein Oberbegriff, der verschiedene Sexualitäten und Geschlechteridentitäten vereint. Damit sind also Menschen gemeint, die sich nicht per se als heterosexuell und/oder dem Geschlecht ihrer Geburt zugehörig fühlen.
Sie sollen ihnen eine Stimme verleihen?
Schnell: Ich möchte dafür sorgen, dass die bereits starken Stimmen auch im Stadtrat und bei uns in der Fraktion ankommen. Ich möchte Ansprechpartnerin, sowohl in meiner Fraktion als auch nach außen, sein.
Welche Themen erwarten Sie? Schnell: Die Themen sind ganz vielfältig und nehmen beispielsweise gleiche Rechte, Teilhabe und Solidarität mit queeren Menschen in den Fokus, denn leider sind Homound Transphobie noch ein Thema für viele Personen der LGBTQIA+-Community (Anm. der Red.: Sammelbezeichnung für lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle, queere, intersexuelle und asexuelle Menschen, aus dem Englischen). Queere Politik setzt sich zum Beispiel für Inklusion und Akzeptanz im Alltag und dem Errichten von „queeren” Räumen ein, die als eine Art sicherer Hafen genutzt werden können. Unsere Frak
Queer-Sprecherin der Oldenburger SPD-Fraktion: Milena Schnell (24)
tion hat u. a. auch das Ziel, dass Oldenburg dem Rainbow City Network beitritt und so ein aktives Zeichen für Toleranz auf kommunaler Ebene setzt.
Also ist Oldenburg noch nicht tolerant genug. Wo sehen Sie konkret Handlungsbedarf der Stadt?
Schnell: Oldenburg ist bereits eine sehr tolerante und offene Stadt; das beweisen wir zum Beispiel jährlich mit dem CSD – der größten Kundgebung dieser Art im Nordwesten oder auch mit Initiativen, die queeres Leben unterstützen und begleiten. Die Stadt bietet auch bereits einige Beratungsangebote und kulturelle Angebote an, von denen ich mir beispielsweise aber mehr wünschen würde. Denn besonders Jugendliche brauchen sichere und informative Anlaufstellen, um ihre Identität gewissermaßen kennenlernen und ausleben zu können. in
Wo könnten sie eingerichtet werden und wie viel Personal muss zur Verfügung stehen? Oder gibt es sie schon? Schnell: Die Anlaufstellen müssen zentral und idealerweise barrierefrei erreichbar sein. Es gibt tolle Angebote von dem Verein NA UND, der queeres Leben in Oldenburg unterstützt, die AIDS-Hilfe unterstützt mit einer Anlaufstelle für geflüchtete LGBTQ+-Personen oder an der Universität Oldenburg gibt es das Schwulenreferat oder das autonome feministische Referat, wo sich Studierende informieren können. Darüber hinaus gibt es Jugendgruppen und eine Beratungs- und Informationsstelle für transidente und intersexuelle Personen. Eine Übersicht gibt die Stadt Oldenburg auf ihrer Website.
Also mehr „queeres“Denken in der Kommunalpolitik, das Thema stärker auf die Agenda des politischen Handelns holen?
Schnell: Ja, genau. Aufgabe und Ziel zugleich ist es, eine faire und soziale Politik für jeden Menschen zu repräsentieren und sich unermüdlich dafür einzusetzen, egal welcher Geschlechteridentität oder sexueller Orientierung sich jemand zugehörig fühlt, damit Inklusion und Akzeptanz anstatt Diskriminierung im Vordergrund steht.