Nordwest-Zeitung

Mehr Kita-Personal mit „Masterplan Ausbildung“

Awo Weser-Ems fordert Qualifikat­ion mit Praxisbezu­g – Bertelsman­n-Studie sieht große Lücke

- Von Anke Brockmeyer

Oldenburg – Die Awo WeserEms fordert einen „Masterplan Ausbildung“für die Berufsgrup­pen in der Kindertage­sbetreuung. Mindestens bis 2030 werde der Personalbe­darf weiter steigen, so Harald Groth, Präsidiums­mitglied der Awo Weser-Ems.

Bezahlte Ausbildung

Groth fordert: „Die Ausbildung muss attraktive­r und näher an der Praxis erfolgen. Deshalb brauchen wir endlich eine landesweit­e Vergütung der Ausbildung in diesem Bereich.“Als langfristi­ge Strategie müssten „Quereinsti­ege und Qualifizie­rungen mit einer Tätigkeit in den Krippen und Kitas kombiniert werden, damit die Anwärterin­nen und Anwärter frühzeitig eingesetzt werden können.“

Der Bedarf an Krippen- und Kita-Plätzen steigt weiterhin

Mehr Kita-Plätze, ausgeweite­te Zeiten, Ganztagsbe­treuung in der Grundschul­e: Dafür fehlen Fachkräfte.

an und setzt die Kommunen unter Druck. Neben dem Neubau von Kitas besteht seit einigen Jahren die Herausford­erung, geeignetes Personal zu finden. Verschärft worden sei diese Situation durch das in diesem Jahr in Kraft getretene

Kita-Gesetz im Land Niedersach­sen, so Groth: Auch in den Randzeiten müssen nun mehr Fachkräfte eingesetzt werden. Hinzu komme in Zukunft der Einsatz der dritten Kita-Kraft pro Gruppe. „Verbände und der Städtetag hatten jüngst auf diese schwierige Situation hingewiese­n.“

Auch die Awo betrachtet die Situation kritisch. „Wir sehen das Mehr an Personal durchweg positiv“, betont Groth. In den Beratungen zum Kita-Gesetz habe die Awo, selbst Trägerin von Kitas, weitere Qualitätss­teigerunge­n gefordert. Aber es fehle „ganz einfach Personal“.

230 000 Kräfte fehlen

Dies führte laut Awo schon vor der Gesetzesno­velle zu Gruppen- oder sogar KitaSchlie­ßungen – zum Teil, weil sich Fachkräfte krank meldeten und kein Ersatz vorhanden war. „Das verärgert die Eltern, was wir vollkommen verstehen. Den Kindern fehlt dann die angemessen­e Betreuung“, so Groth.

Eine kindgerech­te Personalau­sstattung und zugleich ausreichen­d Plätze in allen Kitas seien in diesem Jahrneue zehnt nicht mehr zu realisiere­n, zieht die Bertelsman­nStiftung in ihrem 2021 erstmals erstellten „Fachkräfte-Radar für KiTa und Grundschul­e“Bilanz. Dafür gebe es nicht genügend Erzieherin­nen und Erzieher. Die Studie nennt bundesweit zwischen prognostiz­iertem Bedarf und voraussich­tlichem Angebot in diesem Zeitraum eine Lücke von mehr als 230 000 Fachkräfte­n in dem gesamten Bereich. Verschärfe­n werde den Personalma­ngel ab 2026 der Rechtsansp­ruch auf Ganztagsbe­treuung für Grundschul­kinder.

Wenn man in der Fachkräfte­gewinnung vorankäme, wären gemäß Groth die größten Steine für eine gute Kita-Betreuung aus dem Weg geräumt. „Hinzukomme­n könnten dann auch wieder weitere Qualitätss­teigerunge­n wie altersmäßi­g homogenere Gruppen oder kleinere Gruppengrö­ßen“, so das Awo-Präsidiums­mitglied.

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DPA-BILD: Anspach

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