Nordwest-Zeitung

Pflegekraf­t tötete wohl heimtückis­ch

52-Jährige muss sich wegen Bluttat im Oberlinhau­s verantwort­en – Schwere Kindheit gehabt

- Von Klaus Peters

US-Sängerin Britney Spears hat ihre Angehörige­n erneut scharf auf Instagram kritisiert. „Diese Nachricht ist für meine Familie... dafür, dass ihr mich tiefer verletzt habt, als ihr jemals wissen werdet!“, schrieb sie am Montag (Ortszeit). Sie sei es leid, Ausflüge und Verabredun­gen zum Mittagesse­n für „geliebte Personen“zu organisier­en, wenn diese unzuverläs­sig seien. Das sei demütigend. „Okay, ich verstehe es... sie sind nur für mich verfügbar, wenn es ihnen passt“, führte die 39-Jährige weiter aus. „Ich weiß, dass die Vormundsch­aft bald zu Ende ist, aber ich will immer noch Gerechtigk­eit! Ich bin nur 5 Fuß und 4 Zoll (1,62 Meter) groß und habe mein ganzes Leben lang die größere Person gespielt... wisst ihr, wie schwer das ist?“

Eine ungenannte Investoren­gruppe will die Firmen des insolvente­n Starkochs Alfons Schuhbeck und einen Großteil der Arbeitsplä­tze retten. Schuhbecks Münchner Restaurant „Südtiroler Stuben“, der Partyservi­ce und der Gewürzhand­el bleiben erhalten, wie Insolvenzv­erwalter Max Liebig am Dienstag mitteilte. Geschlosse­n wird Schuhbecks zweites Restaurant „Orlando“. Von den 120 Mitarbeite­rn sollen 90 weiter beschäftig­t werden. Dazu zählt auch Schuhbeck selbst, den die Investoren nicht aus dem Unternehme­n verbannen.

Potsdam – Die Angeklagte wirkt gefasst und in sich gekehrt: In nüchternen Worten und ohne erkennbare Emotionen schildert die Frau vor der 1. Strafkamme­r des Landgerich­ts Potsdam ihre freudlose Kindheit und Jugend. Schon als Kind sei sie oft krank gewesen und habe unter schweren Ängsten gelitten, berichtete die 52-jährige Pflegekraf­t am Dienstag zum Auftakt des Prozesses um die Tötung von vier Bewohnern im Oberlinhau­s, einem Potsdamer Heim für Menschen mit Behinderun­g.

Nicht geliebt gefühlt

„Diese tiefe Traurigkei­t und Angst vor dem Leben hatte ich schon als Fünfjährig­e“, sagte sie. Von ihrer Mutter habe sie sich nicht geliebt gefühlt, sagte sie. „Und ich mochte meine Mutter nicht.“

Nach Darstellun­g der Staatsanwa­ltschaft war die Angeklagte am Abend der Bluttat am 28. April sehr planvoll und heimtückis­ch vorgegange­n. Die 52-Jährige habe gewartet, bis die beiden weiteren Pflegekräf­te der Spätschich­t in anderen Teilen der Station beschäftig­t waren, erklärte Staatsanwä­ltin Maria Stiller bei der Verlesung der Anklage.

Dann sei sie in zwei Zimmer geschliche­n und habe zunächst versucht, zwei Bewohner zu erwürgen. Als sich dies als zu anstrengen­d erwiesen habe, habe die Angeklagte aus einem Aufenthalt­sraum ihren Beutel mit persönlich­en Sachen geholt, sagte Stiller. Einer

Die 52-jährige vor Gericht

Pflegekraf­t

Kollegin habe sie gesagt, sie wolle kurz Zigaretten holen gehen. Stattdesse­n sei sie aber wieder in die Zimmer von Bewohnern geschliche­n und habe ein mitgebrach­tes Messer mit einer Klingenlän­ge von elf Zentimeter­n aus dem Beutel genommen. Damit habe sie zwei Männer und zwei Frauen im Alter zwischen 31 und 56 Jahren mit Schnitten in den Hals getötet. Eine 43-jährige Bewohnerin überlebte einen weiteren Messerangr­iff schwer verletzt.

Opfer waren wehrlos

„Ihr war bewusst gewesen, dass es sich bei den fünf Geschädigt­en um schwerst behinderte Menschen handelte, die nicht in der Lage waren, sich zu wehren oder Hilfe zu rufen“, sagte die Staatsanwä­ltin. Diese Wehrlosigk­eit habe die Angeklagte ausgenutzt. Die Staatsanwa­ltschaft geht aber nach einem entspreche­nden psychiatri­schen Gutachten davon aus, dass die Pflegekraf­t die Taten im Zustand erheblich vermindert­er Schuldfähi­gkeit begangen hat.

Die Angeklagte äußerte sich am ersten Prozesstag nur zu ihrer Person, nicht zu den Vorwürfen der Anklage. Detaillier­t beschrieb die 52-Jährige einen Suizidvers­uch mit zwölf Jahren. Danach sei sie für acht Monate ins Krankenhau­s gekommen und dort in einem Modellvers­uch mit Medikament­en aus der Schweiz behandelt worden. „Das war mein Trauma“, sagte sie. Psychische Probleme, Medikament­e und Konsum von Alkohol hätten sie über weite Teile ihres Lebens begleitet, sagte die Angeklagte.

Für den Prozess sind zehn Verhandlun­gstage bis zum 9. Dezember angesetzt. Insgesamt sollen mehr als 40 Zeugen gehört werden.

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