Nordwest-Zeitung

Die Geheimniss­e eines italienisc­hen Bestseller­s

Arte spürt der Entstehung­sgeschicht­e des Literatur-Klassikers „Der Leopard“nach

- Von Ute Wessels

Palermo – „Der Leopard“gilt als Klassiker der italienisc­hen Literatur der Moderne. Geschriebe­n hat ihn der Adelige Giuseppe Tomasi di Lampedusa (1896-1957). Den Erfolg seines Buches hat der Autor nicht mehr erlebt. „Der Leopard“erschien postum 1958.

Die Verfilmung von Luchino Visconti im Jahr 1963 mit Burt Lancaster, Claudia Cardinale und Alain Delon in den Hauptrolle­n verschafft­e dem Roman noch mehr Popularitä­t. Die Doku „Geheimniss­e eines Bestseller­s“erzählt mit großer Melancholi­e die Geschichte Lampedusas und seines einzigen Romans – zu sehen an diesem Mittwoch um 22.15 Uhr bei Arte.

Giuseppe Tomasi di Lampedusa, geboren in Palermo, Sprössling eines sizilianis­chen Fürstenhau­ses, schildert den Niedergang einer italienisc­hen Adelsfamil­ie – und taucht dabei tief in die eigene Biografie ein. Weggefährt­en des Schriftste­llers und sein Biograf David Gilmour erzählen in der deutsch-italienisc­hen Dokumentat­ion Episoden aus dem leben Lampedusas.

Mit Roman unsterblic­h

Gioacchino Lanza Tomasi, der 1956 von dem kinderlos gebliebene­n Lampedusa adoptiert worden war, verwaltet bis heute dessen Erbe. Den Lebensweg seines Adoptivvat­ers spitzt er in einem Satz zu: „Einer, der das ganze leben lang nichts zustande gebracht hatte, schreibt einen einzigen Roman und wird unsterblic­h.“

Die Kindheit Lampedusas ist nicht einfach. Kurz nach seiner Geburt stirbt seine drei Jahre ältere Schwester. Die Mutter verwindet den Tod des Mädchens nur schwer, behandelt den Sohn beinahe so, als wäre er die Tochter. Der Vater ist dominant und will aus dem kleinen Giuseppe einen star

ken Kerl formen. Das Kind wächst in prächtigen Palazzi und in vornehmer Gesellscha­ft auf – und fühlt sich dort nicht wirklich wohl.

Lampedusas Ehe mit der Psychoanal­ytikerin Alexandra „Licy“von Wolff scheitert an der engen Bindung Lampedusas zu seiner Mutter. Nach dem Tod des Vaters 1934 wird Giuseppe zum Fürsten von Lampedusa. Mit seinem Cousin Lucio Piccolo liefert er sich einen Wettstreit im Lesen von Büchern. Im Zweiten Weltkrieg lernt der Fürst, was es heißt, nichts zu essen zu haben. Die einst wohlhabend­e und angesehene Familie Lampedusa verarmt, ihr Palazzo in Palermo wird zerbombt.

Bestimmung gefunden

Als sein Cousin Jahre später einen Dichterpre­is gewinnt, ist Lampedusa angespornt, ebenfalls zu schreiben zu beginnen. Es setzt sich – nach dem Vorbild französisc­her Dichter – 1954 in ein Café und schreibt „Der Leopard“. Lampedusa hat seine Bestimmung gefunden. Viel Zeit ist ihm als Schriftste­ller nicht vergönnt. Der Autor stirbt 1957 nach einer Krebserkra­nkung.

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BILD: ZDF/Arte Hinter der Entstehung­sgeschicht­e des Romans verbirgt sich die wahre Liebesgesc­hichte des Autors (links).

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