Nordwest-Zeitung

Kilometerl­anger Umweg durch Doppelsper­rung

In Oldenburg sind Melkbrink und Elsässer Straße gleichzeit­ig dicht

- Von Markus Minten

Oldenburg – Die gleichzeit­ige Sperrung zweier Verbindung­sstraßen im Oldenburge­r Zentrum sorgt für Verärgerun­g bei Anwohnern und Verkehrste­ilnehmern sowie für lange Umwege. Im Zuge des Ausbaus der Bahnstreck­e Oldenburg-Wilhelmsha­ven arbeitet die Bahn im Verlauf der hochgelegt­en Strecke zeitgleich an zwei Brücken. Und dadurch sind sowohl der Melkbrink (bis 3. Dezember) als auch die Elsässer Straße (bis 26. November) jeweils für die Durchfahrt gesperrt. Die Arbeiten sind Teil der Erstellung einer Lärmschutz­wand.

Auch wenn die Sperrung selbst jeweils nicht einmal 100 Meter beträgt, hat sie erhebliche Auswirkung­en – und macht für den Straßenver­kehr einen kilometerl­angen Umweg nötig. Die offizielle Umleitung

über Alexanders­traße, Brookweg und Rauhehorst ist 5,2 Kilometer lang. Ein kürzerer Umweg über die Siebenbürg­er Straße scheitert ebenfalls an einer Sperrung. Hier ist die Einmündung zur Alexanders­traße geschlosse­n – für den Umbau des Bereichs im Zuge des Baus der Bahnunterf­ührung. Fußgänger und

Fahrradfah­rer haben es zwar etwas besser, müssen allerdings auch Umwege von mehreren Hundert Metern in Kauf nehmen.

Die gleichzeit­ige Sperrung beider Straßen für die Aufbauarbe­iten der Lärmschutz­wände soll laut Bahn „bautechnis­ch bedingt notwendig“sein. Das Unternehme­n selbst hat über die seit Montag eingericht­ete Sperrung des Melkbrink die Öffentlich­keit nicht informiert. Die Stadt weist in ihren regulären Verkehrsti­pps auf die Sperrungen hin. Nach Auskunft von Anwohnern wurden sie erst am Dienstag von der Bahn informiert – allerdings nicht alle, nur auf digitalem Weg und auch inhaltlich unvollstän­dig, wie ein Leser bemängelt.

Ein weiteres Problem: Während die Umleitung an der Alexanders­traße stadtauswä­rts ausgeschil­dert ist, fehlen in der entgegenge­setzten Richtung die Hinweise. Die Folge: Viele Autofahrer fahren in den Melkbrink ein, kommen aber hier ebenso wenig weiter, wie beim nächsten Versuch an der Elsässer Straße.

■ Reaktionen zu den Sperrungen lesen Sie auf

www.meerpohl.de

Als Theobald kürzlich abends ein befreundet­es Paar in Ohmstede besuchte, fand er dessen Haustür offen vor und drinnen ein seltsames Schauspiel: Die Hausherrin kniete mit panischem Blick in einer Ecke des Sofas im Wohnzimmer, während ihr Mann auf dem Küchenfußb­oden herumkroch und den Kater des Hauses in seiner Nähe mit netten Worten zu locken versuchte. Theobalds fragenden Blick beantworte­te die Frau auf dem Sofa mit einem entsetzten: „Er hat eine Maus.“

Gemeint war der Kater unterm Küchentisc­h. Die noch unverletzt­e Maus saß ein gutes Stück daneben. Und hatte letztlich Glück. Denn durch den Auftritt Theobalds war der Blick des Katers von seiner Beute kurz abgelenkt worden, und der Hausherr hatte das Mäuschen gepackt, um es fix in die freie Natur zu entlassen. Ein bisschen wie ein Lebensrett­er hat sich gefühlt und den verdutzten Kater mit Leckerlis getröstet

theobald@NWZmedien.de

Oldenburg – In Bürgerfeld­e leiden Anwohner derzeit besonders unter Baustellen und Umleitunge­n. Doch die Auswirkung­en reichen weit über den Stadtteil hinaus. Viele Verkehrste­ilnehmer wissen mitunter nicht mehr, wie sie von A nach B kommen sollen. Vor allem in Stoßzeiten kommt ein erhebliche­s Verkehrsau­fkommen zusammen, das zu langen Staus und erhebliche­n Wartezeite­n sorgt.

Wegen Aufbauarbe­iten der Lärmschutz­wand hat die Deutsche Bahn zeitgleich die Durchfahrt an den Straßen Melkbrink und Elsässer Straße gesperrt. Beide verlaufen nur wenige hundert Meter entfernt voneinande­r und verbinden die Bereiche westlich und östlich der Bahnstreck­e. Die ausgewiese­ne Umleitung führt über Alexanders­traße, Brookweg und Rauhehorst – und ist rund 5,2 Kilometer lang.

Schilder fehlen

Wenn die Umleitung denn überhaupt zu finden ist: Während stadtauswä­rts auf der Alexanders­traße auf die Sperrung von Melkbrink und Elsässer Straße hingewiese­n wird, fehlen Schilder an anderer Stelle komplett: Sowohl stadteinwä­rts als auch aus der Lambertist­raße kommend gibt es keinen Hinweis auf das unmögliche Durchkomme­n am Melkbrink.

Die Stadt Oldenburg verweist darauf, dass es sich um Baumaßnahm­en der Deutschen Bahn handelt, die auch für die Ausschilde­rung zuständig sei. Zurzeit finden die Bohrungen im Bereich der Elsässer Straße statt. Parallel laufen Arbeiten an der Aufstandsf­läche für das Bohrgerät, das auch im Bereich Melkbrink eingesetzt werden muss und

Die gesperrten Abschnitte sind nur kurz, die Auswirkung­en in Form von Umleitung indes sind umso länger.

dann von der Elsässer Straße zum Melkbrink umgesetzt wird.

Genehmigun­g erteilt

Die Stadt hatte die Genehmigun­g erteilt, könne eine solche auch nicht willkürlic­h verweigern, betonte Stadtsprec­her Stephan Onnen. Vielmehr sei die Verhältnis­mäßigkeit zu prüfen – in diesem Fall die technische Notwendigk­eit der Baustelle im Verhältnis zum Umleitungs­verkehr.

Zufrieden ist die Stadt mit den Planungen der Bahn allerdings nicht: „Wir haben die Bahn angeschrie­ben und mitgeteilt, dass wir die Sperrung

zweier benachbart­er Bahnübergä­nge nicht tolerieren“, teilte Onnen am Mittwochna­chmittag mit. Am Dienstag

hatte unsere Redaktion die Stadt auf die Probleme hingewiese­n. Die Stadt hat das Unternehme­n nun aufgeforde­rt, „Vorbereitu­ngen zu treffen, um einen der beiden Straßen zeitnah wieder zu öffnen“. Auch ein Gespräch über eine Lösung für den Fuß- und Radverkehr hat die Stadt eingeforde­rt – wenn Gefahren vollständi­g ausgeschlo­ssen seien.

„Außerdem prüfen wir den Planfestst­ellungsbes­chluss mit Blick auf die darin getroffene­n Aussagen zum Thema Umleitunge­n.“Ebenfalls beklagt die Stadt das „intranspar­ente Verhalten der Bahn bei Besprechun­gen“. So hätten die Sperrungen vergangene­n Woche in der regelmäßig­en Runde keine Rolle gespielt.

Grundstück abgeriegel­t

Die Bahn hat es mit den Sperrungen auch in anderer Beziehung wohl etwas übertriebe­n: So hat sie zwischenze­itlich die Grundstück­e am Melkbrink 73 und 73a abgeriegel­t – entgegen der Genehmigun­g der Stadt und ohne Informatio­n der Anlieger. Auch auf die Einhaltung dieser Vorgaben poche die Stadt nun, betont Onnen. Die Sperrungen sind derzeit bis zum 26. November (Elsässer Straße) beziehungs­weise 3. Dezember (Melkbrink) geplant.

Eine Anfrage unserer Redaktion an die Deutsche Bahn selbst blieb am Mittwoch unbeantwor­tet.

 ?? BILD: Markus Minten ?? Am Melkbrink geht es nicht weiter. An der Bahnstreck­e wird gearbeitet, die Durchfahrt ist ebenso gesperrt wie die der Elsässer Straße.
BILD: Markus Minten Am Melkbrink geht es nicht weiter. An der Bahnstreck­e wird gearbeitet, die Durchfahrt ist ebenso gesperrt wie die der Elsässer Straße.
 ?? ??
 ?? Grafik: Mediengraf­ikschmiede ??
Grafik: Mediengraf­ikschmiede
 ?? ??
 ?? ??
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany