Nordwest-Zeitung

„Von Egoismen wegkommen“

- Von Stefan Idel

Olaf Lies

Energiewen­de, Umweltschu­tz und Landwirtsc­haft muss die Politik künftig „gemeinsam denken“. Das sagt Niedersach­sens Umweltmini­ster Olaf Lies (SPD) aus Sande (Friesland) im Gespräch mit unserer Zeitung.

Der „Niedersäch­sische Weg“gilt als einmaliger Weg, um Naturschut­z und Landwirtsc­haft zusammenzu­führen. Ist er auch einmalig teuer?

Lies: Nein, im Gegenteil. Der Niedersäch­sische Weg schafft einen Mehrwert für Umwelt und Natur mit der Landwirtsc­haft als Partner. Sie wird für ihre Leistungen fair bezahlt. Die Alternativ­e wäre: weniger Umwelt- und Artenschut­z. Das würde dann am Ende für uns als Gesellscha­ft wesentlich teurer, und das kann niemand wollen. (...) Über die Verdopplun­g der Wasserentn­ahmegebühr können wir zusätzlich 50 Mio. Euro für den Natur-, Artenund Gewässersc­hutz einsetzen.

Sie handeln in der Arbeitsgru­ppe „Landwirtsc­haft und Ernährung“den rot-grün-gelben Koalitions­vertrag in Berlin mit aus. Bringen Sie den „Niedersäch­sischen Weg“dort ein? Lies: Ja, das wird ein ganz zentraler Baustein sein. Wir müssen Energiewen­de, Umweltund Klimaschut­z und Landwirtsc­haft gemeinsam denken. Daher dürfen wir nicht nur darüber diskutiere­n, wie wir zwei Prozent der Landesfläc­he für Windenergi­e nutzen, sondern vielmehr auch darüber, wie wir auf den verbleiben­den 98 Prozent mehr für Umwelt- und Artenschut­z tun können. Da ist die Landwirtsc­haft ein ganz starker Partner. Der Niedersäch­sische Weg ist der Beleg dafür, dass man gemeinsam mehr bewirken kann. Übrigens: Wir brauchen im Bund eine Milliarde Euro zusätzlich für den Umweltund Artenschut­z. Die ließe sich in Teilen über Einnahmen aus der Windenergi­e leicht finanziere­n.

Brauchen wir dann noch einen Landwirtsc­haftsminis­ter? Lies: Wir brauchen keinen Landwirtsc­haftsminis­ter, der nur Landwirtsc­haftsminis­ter ist, und keinen Umweltmini­ster, der nur Umweltmini­ster ist. Wir müssen vom reinen Ressortden­ken und den Egoismen wegkommen. Daher diskutiere­n wir in der Arbeitsgru­ppe die Themen Umwelt, Landwirtsc­haft und Energie gemeinsam.

Stehen Sie für einen Wechsel ins Bundeskabi­nett bereit? Lies: Ich fühle mich in Niedersach­sen sehr wohl. Wir wollen das Land weiter voranbring­en, und ich würde mich freuen, wenn ich das länger machen darf.

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BILD: Sina Schuldt

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