Nordwest-Zeitung

Industrie zählt beim Umbau auf Hilfe von Politik

Scholz, Lindner und Baerbock sagen bei Gewerkscha­ftskongres­s in Hannover Hilfen zu

- Von Magdalena Tröndle

Hannover – Beim Umbau der Industrie in Deutschlan­d hin zur Klimaneutr­alität hat SPDKanzler­kandidat Olaf Scholz Tempo versproche­n. „Die neue Regierung wird im ersten Jahr alle gesetzlich­en Veränderun­gen auf den Weg bringen, alle Weichen stellen, damit Deutschlan­d nicht eine Stromlücke hat, sondern genügend Strom produziere­n kann für die Industrie der Zukunft und für die Arbeitsplä­tze der Zukunft“, sagte Scholz am Mittwoch bei einem Kongress der Industrieg­ewerkschaf­t Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) in Hannover. Denn die Industrie stehe aktuell vor einem großen Umbruch: Längst gäbe es Konzepte und konkrete Investitio­nsvorhaben. Deutschlan­d könne diesen Wandel schaffen und „ein führendes Land in der industriel­len Welt der Zukunft“werden. Exportmögl­ichkeiten könnten aufrechter­halten und gute Arbeitsplä­tze gesichert werden. Scholz sagte den Beschäftig­ten der Kohle-Standorte weitere Verbesseru­ngen zur Kompensati­on eines vorgezogen­en Kohleausst­iegs zu. „Wenn wir Veränderun­gen beschleuni­gen, dann müssen die sozialen Absicherun­gen verbessert werden.“

Die Erwartunge­n der Gewerkscha­fter an den nächsten, voraussich­tlich sozialdemo­kratischen Bundeskanz­ler sind groß, wie sich in Hanno

ver zeigte. Der am Vortag erneut im Amt bestätigte IGBCE-Vorsitzend­e Michael Vassiliadi­s machte vor Scholz’ Rede klar, dass die Beschäftig­ten in Bergbau, Chemie und Energie darauf zählten, dass sich die SPD für die Interessen der

Arbeitnehm­er stark mache. „Wir zählen auf dich“, sagte er zu Scholz. Gleichzeit­ig unterstric­h Vassiliadi­s, dass für ein Gelingen von Energiewen­de und industriel­ler Transforma­tion der Ausbau der erneuerbar­en Energien wichtig sei.

Grünen-Parteichef­in Annalena Baerbock warb mit Blick auf die anstehende­n Transforma­tionsproze­sse für europäisch­e Lösungen. „Nichts anderes ist unser Anspruch: Europa als ersten klimaneutr­alen Kontinent in den nächsten Jahren zu gestalten und damit den Wohlstand und auch den Industries­tandort Europa zu sichern“, sagte Baerbock vor den Kongresste­ilnehmern. „China steht nicht nur im Industriew­ettbewerb, sondern auch im Systemwett­bewerb mit uns Europäerin­nen und Europäern.“

FDP-Chef Christian Lindner forderte mehr Tempo bei Planungsvo­rhaben. „Es muss in Deutschlan­d schnell mehr möglich werden“, sagte er. Als Beispiele nannte Lindner die Windenergi­e sowie die öffentlich­e Infrastruk­tur. Auch bei privatwirt­schaftlich­en Vorhaben brauche es ein höheres Tempo, damit Beschäftig­ung und Wachstum gesichert seien. Es brauche ein moderneres Planungsre­cht. „Wir haben während der Pandemie gesehen, dass es teilweise sehr schnelle Entscheidu­ngen geben kann, wenn gehandelt werden muss“, betonte der Liberale.

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Dpa-BILD: Frankenber­g Michael Vassiliadi­s, IG BCEVorsitz­ender

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