Nordwest-Zeitung

Polizei schärft Blick für Tiertransp­orte

Beamte lassen sich von erfahrenen Experten zeigen, worauf sie bei Kontrollen achten müssen

- Von Elmar Stephan

Hilter – Frank Krämer läuft um den Tiertransp­orter herum, den seine Kollegen kurz zuvor von der Autobahn auf den Parkplatz herausgewi­nkt haben. Der Einsatzlei­ter bei der Autobahnpo­lizei Osnabrück und sein Team überprüfen an diesem Morgen Viehtransp­orte auf der A 33 im Teutoburge­r Wald.

Genaue Inspektion

Krämer kontrollie­rt die Papiere des Lastwagenf­ahrers und die Frachtbrie­fe des Transporte­rs aus dem Nachbarkre­is Minden-Lübbecke. Zwei seiner Kollegen schauen durch die Luken in den Auflieger und den Anhänger. Dann stellt ein Polizist eine Leiter an den Anhänger und klettert hinauf, um einen Blick auf die obere Etage zu bekommen. Am Ende der Kontrolle stellt sich heraus: Es ist zu wenig Einstreu im Transportw­agen und ein Abteil ist zu eng für die großen Tiere. Rund 150 Schlachtsc­hweine hat der Transporte­r geladen, bestimmt für einen Schlachtho­f in der Nähe. „Das sind Kleinigkei­ten“, sagt Krämer.

An diesem Herbstvorm­ittag sind es eher regionale Tiertransp­orte, die die Beamten unter die Lupe nehmen. Geschult werden sie dabei von Alexander Rabitsch, einem früheren Amtstierar­zt aus Ös

terreich, und Iris Baumgärtne­r von der Tierschutz­organisati­on Animal Welfare Foundation. Zwei Tage dauert das Weiterbild­ungssemina­r für die Polizistin­nen und Polizisten der Osnabrücke­r Autobahnpo­lizei. Nach der Theorie ist an diesem Tag die Praxis dran.

Lob und Kritik

Rabitsch kritisiert und lobt. Ein Transportf­ahrzeug aus dem Kreis Gütersloh hat Kühlventil­atoren installier­t. Für Kurzstreck­entranspor­te – das sind laut Definition Transporte, die nicht länger als acht Stunden dauern – seien diese nicht vorgeschri­eben. „Er hat sie aber, das ist positiv. Er muss sie halt auch einschalte­n“, sagt der Veterinär, der inzwischen

für Tierschutz­organisati­onen arbeitet.

In den vergangene­n Jahren hätten sich in Deutschlan­d die Bedingunge­n für Schweinetr­ansporte deutlich verbessert, sagt Iris Baumgärtne­r. „Die Kälbertran­sporte sind ein Problem, das muss generell anders geregelt werden.“Sie setzt Hoffnungen ins EU-Parlament, wo ein Vorstoß für gesetzlich­e Änderungen zu Tiertransp­orten im Dezember ins Plenum gehen soll. Dann könnten langwierig­e Transporte von kleinen Kälbern, keine 14 Tage alt, verboten werden oder auch die Transporte in Drittlände­r. Eigentlich müssten dort auch im Zielland die EU-Bestimmung­en eingehalte­n werden. „Das lässt sich nicht kontrollie­ren“, sagt Baumgärtne­r.

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DPA-BILD: Gentsch Tierarzt Alexander Rabitsch (links) schult Polizeibea­mte bei der Begutachtu­ng von Tiertransp­orten.

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