Sie leistet Hilfe mit ganz einfachen Mitteln
Oldenburger Zahnärztin Dr. Anne-Kathrin Lofruthe im Flüchtlingscamp auf Chios im Einsatz
Oldenburg – Wenn Dr. AnneKathrin Lofruthe über diese eine Woche redet, kann sie ihre Begeisterung nicht verbergen. Und weil sie denkt: „Was ich kann, können andere auch“, möchte die Oldenburger Zahnärztin nicht nur über ihren Einsatz auf Chios berichten, sondern auch für diese Form der praktischen Hilfe werben. „Schließlich gibt es 160 Zahnärzte in Oldenburg...“
Auf der griechischen Insel vor der türkischen Küste hat die 46-Jährige in der ersten Woche der Herbstferien das Dental Emergency Team (DEMT) unterstützt, eine unabhängige Hilfsorganisation, gegründet von Berufskollegen aus dem Rheinischen. Im Juli haben die innerhalb von zwei Tagen eine Zahnarztstation in einem Container aufgebaut.
Einfache Mittel
In einem Fachmagazin hatte die promovierte Zahnärztin aus Oldenburg erstmals von dieser Form der Hilfe gelesen – und von dem Bedarf an Freiwilligen. „Chios ist ein Lager, das recht vergessen ist“, berichtet Anne-Kathrin Lofruthe. Es gab nur die notwendigste medizinische Versorgung der Flüchtlinge, „eine zahnärztliche gab es gar nicht.“Mit Hilfe einer baskischen Nichtregierungsorganisation wurde diese aufgebaut. Als Behandlungsraum
Während Anne-Kathrin Lofruthe eine junge Frau behandelt und Mann Henrik assistiert, ist der Nachwuchs der Flüchtenden hautnah dabei.
dient ein Container. Morgens werden darin Asylanträge bearbeitet, nachmittags gehört er dann den Zahnärzten. Im Nachbarcontainer ist ein Allgemeinmediziner tätig.
Mann wird zum Helfer
„Ich habe immer schon gedacht, dass ein Hilfseinsatz etwas für mich sein könnte“, berichtet Anne-Kathrin Lofruthe. Was die dreifache Mutter allerdings abhielt, war die Länge. Schließlich mussten Familienleben und Beruf als angestellte Zahnärztin mit einem solchen Einsatz vereinbart
werden. Dass das DEMT auch wochenweise Hilfe annimmt, kam der Oldenburgerin gelegen.
Schnell war die Familie von einer Woche „auf einer wunderschönen Insel“überzeugt. Was sie nicht wusste: Den Part des Zahnarzthelfers, üblicherweise die angelernten Dolmetscher vor Ort, musste mangels Alternative ihr Mann Henrik übernehmen, von Haus aus Allgemeinmediziner. Wie der Sterilisator bedient wird, wie die Absauganlage gereinigt wird – das erfuhr die helfende Zahnärztin durch Videos. Eine WhatsApp-Gruppe diente dem Austausch mit Kollegen.
Jederzeit wieder
Es sei eine „tolle Erfahrung“gewesen, bilanziert Anne-Kathrin Lofruth, die „auf jeden Fall noch einmal mitmachen will“. Bewusst gemacht hat ihr der Einsatz, mit welch einfachem Equipment man helfen kann. Berührt wurde sie von der „tiefen Dankbarkeit“. Betroffen gemacht haben die Oldenburgerin indes die Lebensumstände der Flüchtlinge im Camp. Und tief bewegt hat sie, zu sehen und zu erleben, dass „diese Menschen Menschen sind und nicht irgendwelche Zahlen“. Unter den Patienten waren Flüchtlinge aus ganz
In diesem Container ist die Zahnarztpraxis in dem Flüchtlingscamp untergebracht.
unterschiedlichen Staaten: Syrer und Iraker, Palästinenser und viele aus afrikanischen Staaten. Und wenn Anne-Kathrin Lofruthe „zwischendurch immer mal wieder in den Modus zu Hause verfallen ist“, hat sie sich bewusst gemacht: „Ich muss einfach die Schmerzen nehmen. Alles andere kann ich nicht leisten.“Denn vor den ganz schweren Fällen müssen die Helfer im Container kapitulieren. Dann bleibt nur die Hoffnung, für die Patienten einen der raren Flüge in eine Klinik in Athen zu ergattern.
@ Mehr Infos: https://dental-emt.org/
Anne-Kathrin Lofruthe und ihr Mann Henrik haben in einem Flüchtlingscamp auf Chios geholfen.