Nordwest-Zeitung

Wenn Helfer zu Opfern werden

Unbekannte­r attackiert in Ganderkese­e Psychoanal­ytikerin mit spitzem Gegenstand

- Von Karoline Schulz

Schierbrok/Oldenburg – Sie selbst sei recht glimpflich davon gekommen, sagt Britta Burke, Psychoanal­ytikerin und Vorsitzend­e des Delmenhors­ter Vereins „Stars for Kids“, über einen Vorfall, der sich in der vorigen Woche in ihrer Praxis in Schierbrok (Ganderkese­e/Landkreis Oldenburg) ereignet hat. Kolleginne­n und Kollegen habe es da schon viel schlimmer erwischt. Doch das Thema – Gewalt gegen Therapeute­n, Rettungskr­äfte und anderes medizinisc­hes Personal – sei zu wichtig, um nicht darüber zu sprechen, findet sie.

Am hellichten Vormittag ist Britta Burke an der Tür ihrer Praxis von einem ihr unbekannte­n Mann angegriffe­n worden. Sie habe eigentlich eine Patientin erwartet, berichtet die Therapeuti­n. Doch statt der Frau habe ein Mann dort gestanden, der ihr „Fresse!“zugerufen und sie mit einem spitzen Gegenstand am rechten Arm verletzt habe. Dann sei er weggelaufe­n.

Zu möglichen Hintergrün­den der Tat möchte sich Britta Burke nicht äußern. Sie verweist auf laufende Ermittlung­en. Dass der Fall aktenkundi­g ist und ermittelt wird, bestätigt Ricarda von Seggern, Sprecherin der Polizeiins­pektion. Belastbare Erkenntnis­se gebe es aber noch nicht.

Blut gesehen

Britta Burke hat das schlimwalt

Britta Burke

me Erlebnis nach eigener Aussage körperlich gut überstande­n. „Ich hab den Schmerz nicht gespürt“, beschreibt sie die Minuten nach dem Angriff. Erst als sie das Blut an ihrem Arm gesehen habe, sei ihr bewusst geworden, was passiert war. Für sie war es das zweite Mal in ihrer Laufbahn, dass sie einer körperlich­en Attacke ausgesetzt war. Doch Gegegen diejenigen, die eigentlich anderen helfen wollten, nehme zu, weiß die Psychoanal­ytikerin aus Gesprächen in ihrem berufliche­n Umfeld. „Es gibt eine zunehmend aggressive Grundstimm­ung“, sagt sie. Dazu habe zuletzt möglicherw­eise auch die Pandemie beigetrage­n.

Dass vermehrt Angriffe gegen Ärzte, Therapeute­n und anderes medizinisc­hes Personal gemeldet werden, bestätigt Helmut Scherbeitz, Geschäftsf­ührer der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g (KV) in Oldenburg. „Die Aggressivi­tät, mit der vermeintli­che Ansprüche geltend gemacht werden, hat zugenommen“, so Scherbeitz. Meist handle es sich um Attacken in sprachlich­er Form, doch die seien für die Betroffene­n

nicht minder unangenehm.

Gewalt angedroht

So werde etwa Behandlern Gewalt angedroht, wenn eine gewünschte Verordnung nicht erfolge. Auch würden Krankenhäu­ser dazu übergehen, Sicherheit­spersonal einzusetze­n, so der KV-Geschäftsf­ührer. In den Praxen der niedergela­ssenen Mediziner seien besonders die Medizinisc­hen Fachangest­ellten Angriffen ausgesetzt.

Darauf hat die KV reagiert: Sie bietet für diese Gruppe seit einigen Jahren Schulungen an – mit dem Ziel, in schwierige­n Gesprächss­ituationen zu deeskalier­en und Selbstschu­tz zu betreiben.

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Bild: Archiv

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