Wenn Helfer zu Opfern werden
Unbekannter attackiert in Ganderkesee Psychoanalytikerin mit spitzem Gegenstand
Schierbrok/Oldenburg – Sie selbst sei recht glimpflich davon gekommen, sagt Britta Burke, Psychoanalytikerin und Vorsitzende des Delmenhorster Vereins „Stars for Kids“, über einen Vorfall, der sich in der vorigen Woche in ihrer Praxis in Schierbrok (Ganderkesee/Landkreis Oldenburg) ereignet hat. Kolleginnen und Kollegen habe es da schon viel schlimmer erwischt. Doch das Thema – Gewalt gegen Therapeuten, Rettungskräfte und anderes medizinisches Personal – sei zu wichtig, um nicht darüber zu sprechen, findet sie.
Am hellichten Vormittag ist Britta Burke an der Tür ihrer Praxis von einem ihr unbekannten Mann angegriffen worden. Sie habe eigentlich eine Patientin erwartet, berichtet die Therapeutin. Doch statt der Frau habe ein Mann dort gestanden, der ihr „Fresse!“zugerufen und sie mit einem spitzen Gegenstand am rechten Arm verletzt habe. Dann sei er weggelaufen.
Zu möglichen Hintergründen der Tat möchte sich Britta Burke nicht äußern. Sie verweist auf laufende Ermittlungen. Dass der Fall aktenkundig ist und ermittelt wird, bestätigt Ricarda von Seggern, Sprecherin der Polizeiinspektion. Belastbare Erkenntnisse gebe es aber noch nicht.
Blut gesehen
Britta Burke hat das schlimwalt
Britta Burke
me Erlebnis nach eigener Aussage körperlich gut überstanden. „Ich hab den Schmerz nicht gespürt“, beschreibt sie die Minuten nach dem Angriff. Erst als sie das Blut an ihrem Arm gesehen habe, sei ihr bewusst geworden, was passiert war. Für sie war es das zweite Mal in ihrer Laufbahn, dass sie einer körperlichen Attacke ausgesetzt war. Doch Gegegen diejenigen, die eigentlich anderen helfen wollten, nehme zu, weiß die Psychoanalytikerin aus Gesprächen in ihrem beruflichen Umfeld. „Es gibt eine zunehmend aggressive Grundstimmung“, sagt sie. Dazu habe zuletzt möglicherweise auch die Pandemie beigetragen.
Dass vermehrt Angriffe gegen Ärzte, Therapeuten und anderes medizinisches Personal gemeldet werden, bestätigt Helmut Scherbeitz, Geschäftsführer der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) in Oldenburg. „Die Aggressivität, mit der vermeintliche Ansprüche geltend gemacht werden, hat zugenommen“, so Scherbeitz. Meist handle es sich um Attacken in sprachlicher Form, doch die seien für die Betroffenen
nicht minder unangenehm.
Gewalt angedroht
So werde etwa Behandlern Gewalt angedroht, wenn eine gewünschte Verordnung nicht erfolge. Auch würden Krankenhäuser dazu übergehen, Sicherheitspersonal einzusetzen, so der KV-Geschäftsführer. In den Praxen der niedergelassenen Mediziner seien besonders die Medizinischen Fachangestellten Angriffen ausgesetzt.
Darauf hat die KV reagiert: Sie bietet für diese Gruppe seit einigen Jahren Schulungen an – mit dem Ziel, in schwierigen Gesprächssituationen zu deeskalieren und Selbstschutz zu betreiben.