Nordwest-Zeitung

Drohendes Corona-Debakel

- Von Jan Drebes, Büro Berlin

Es ist schon reichlich absurd: Da steigen von Tag zu Tag die Corona-Inzidenzza­hlen deutlich an und gleichzeit­ig fallen in vielen Ländern Beschränku­ngen – beispielsw­eise mit dem Ende der Maskenpfli­cht an Schulen in NRW. Auch wenn einige Experten mit Verweis auf milde Verläufe bei Kindern und Jugendlich­en von einer überschaub­aren Gefahr sprechen, heizt ein solcher Schritt das Infektions­geschehen an. Daran besteht kein Zweifel.

Und das Signal ist falsch: Macht Euch keine Sorgen, die Pandemie ist für die Geimpften und Genesenen vorbei. Und die Ungeimpfte­n sind selbst schuld oder müssen sich aufgrund ihres Alters nicht vor schwerer Krankheit fürchten. Eine solche Botschaft ist zu Beginn der vierten Welle ein Schlag ins Gesicht aller Pflegekräf­te in Krankenhäu­sern, die sich mit den Ärztinnen und Ärzten um Erkrankte kümmern.

Hinzu kommt, dass es erneut zu Beginn einer CoronaWell­e keine erkennbare Strategie gibt, wie deutlich mehr Menschen von einer Impfung überzeugt werden können. Noch immer sind Millionen Menschen ungeimpft, obwohl sie für eine Impfung infrage kämen. Die Bundesregi­erung und die Landesregi­erungen hatten über Monate Zeit, eine Aufklärung­skampagne zu starten, um gegen gezielte Falschinfo­rmationen im Internet anzukämpfe­n. Die bisherigen Bemühungen haben nicht ausreichen­d verfangen.

Mit dem nun geplanten Auslaufen der epidemisch­en Notlage zum 25. November droht die zusätzlich­e Gefahr, dass die Länder keinerlei Geschlosse­nheit mehr in ihren Maßnahmen erreichen werden. Das Infektions­geschehen ist zwar regional sehr unterschie­dlich. Doch die Erfahrung mit dem CoronaViru­s hat ja gezeigt, dass es sich rasant ausbreiten kann, sobald Schutzmaßn­ahmen fallen. Und die Bürgerinne­n und Bürger haben häufig längst den Überblick verloren, was wo gilt, wann man beispielsw­eise die Maske abnehmen darf. Sicher ist also kein Bundesland vor einem neuen Ausbruch. Im Ergebnis hilft nur Aufklärung – und zwar schnell.

@ Den Autor erreichen Sie unter forum@infoautor.de

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