Land will mehr und bessere Ladesäulen
Experten haben 10-Punkte-Papier erarbeitet – Ohne Infrastruktur wenig Akzeptanz für E-Autos
Hannover – Rund 132 000 Elektroautos sind derzeit in Niedersachsen zugelassen. Die Fahrer beklagen einen Mangel an öffentlichen Ladesäulen. Um die Akzeptanz für E-Autos zu gewährleisten und mehr Autofahrer zum Umstieg zu bewegen, müsse die Ladeinfrastruktur ausgebaut werden, sagt Niedersachsens Umweltund Energieminister Olaf Lies (SPD). Er holte Experten von Netzbetreibern, Energieversorgern, Wohnungs- und Bauwirtschaft, kommunalen Spitzenverbänden sowie Automobilherstellern an einen Tisch. Sie haben Handlungsempfehlungen erarbeitet, um den Ausbau der Ladeinfrastruktur zu beschleunigen.
Welche Punkte sind den Experten wichtig?
Mit Blick auf die Koalitionsverhandlungen in Berlin wurde ein 10-Punkte-Plan erarbeitet. Gefordert wird unter anderem eine differenzierte Förderlandschaft für den Ausbau der Ladeinfrastruktur und ein vorausschauender Netzausbau. „Die Erwartungshaltung der Bürger ist groß“, sagte Jan Arning vom Niedersächsischen Städtetag (NST). Er warnte davor, den Kommunen bei der
Raumordnung Vorgaben zu machen, wie dies für den Ausbau der Windenergie der Fall sei. Um attraktiven Wohnraum anbieten zu können, sei ein gutes Ladenetz notwendig, so Susanne Schmitt vom Verband der Wohnungswirtschaft Niedersachsen/Bremen.
Wie soll die Infrastruktur denn ausgebaut werden?
Derzeit gibt es rund 1500 Tankstellen in Niedersachsen. Sie müssten mit starken Leitung auf- und umgerüstet
werden, so Lies. 5000 öffentliche Ladepunkte gibt es im Land, etwa in Wohnquartieren oder vorm Supermarkt. Auch hier müsse die Infrastruktur wachsen. Im Dialog mit Handel, Handwerk, Hotel- und Gaststättengewerbe sowie der Wohnungswirtschaft sollten Flächenpotenziale ausgeschöpft werden. Und drittens haben Privatleute Ladestellen in der privaten Garage, sogenannte Wallboxen. Hier müssten die Energieunternehmen in die Lage versetzt werden, um Angebote zu machen und investieren zu können.
Wie sieht es denn mit der Förderung aus?
Der Bund hat den Kauf und den Einbau privater Wallboxen mit insgesamt 800 Millionen Euro gefördert. 800 000 Haushalte haben davon profitiert. Bislang betrug der Zuschuss pauschal 900 Euro pro Ladepunkt. Wegen der hohen Nachfrage sind die Fördermittel aber ausgeschöpft. Um den Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur voranzutreiben, regt Lies eine Förderung je nach Wirtschaftlichkeitslücke an. Ein Beispiel: Wenn es an der Küste teurer wird, Ladepunkte zu installieren, weil mehr Leitungen gelegt werden müssen, solle hier auch stärker gefördert werden.
Wie ist die Situation in der Region Weser-Ems?
Die EWE Tochter EWE Go betreibt im Nordwesten rund 1000 Ladepunkte und ist damit Marktführer in der Region. Zudem baut EWE Go sein Ladenetz mit strategischen Partnern, darunter McDonald’s, auch bundesweit weiter aus, so EWE-Sprecher Dietmar Bücker auf Anfrage. Die öffentlichen Ladepunkte entstehen laut Bücker zumeist an Verkehrsknotenpunkten oder zentralen Stadtlagen.