Gewalt kein Teil der Privatsphäre
„Stadtteiltreff ohne Partnergewalt“in Dietrichsfeld gestartet
Oldenburg – Die Hürde der Privatsphäre brechen, das sei das Schwierigste im Kampf gegen Gewalt an Frauen. So beschreibt es Melanie Blinzler, Geschäftsführerin des Präventionsrates Oldenburg. Und das ist das Ziel von „StoP: Stadtteil ohne Partnergewalt“, das jetzt im Stadtteiltreff Dietrichsfeld eingeweiht wurde. StoP ist eine Anlaufstelle, für Frauen, die Opfer von Gewalt werden, oder für aufmerksame Nachbarn, die nicht wissen, was sie tun sollen. Koordinatorinnen sind die beiden Sozialarbeiterinnen Meike Plewa und Isabel Rein. „Wir wollen unsere Nachbarschaft mobilisieren, dass die Menschen hinhören und etwas sagen, wenn sie Gewalt an Frauen mitbekommen“, erklärt Meike Plewa.
Kleine Gruppe
Die beiden haben schon Aktive gefunden, die sich engagieren wollen. Eine davon ist Hanna Struckmann. Sie habe im Stadtteiltreff zunächst beim Deutschlernen geholfen, erzählt sie. Dadurch sei sie zu dem Projekt gekommen. „Ich finde, das Thema muss in den Blick gerückt und enttabuisiert werden.“Dabei helfe StoP. Fateme Atai möchte ihre eigenen Erfahrungen weitergeben.
„Ich hatte am Anfang selbst Angst und wusste nicht, wie ich frei leben kann. Jetzt weiß ich, hier bekommt man Hilfe. Dieses Gefühl will ich anderen Frauen geben“, erzählt die Afghanin. Die Gruppe von derzeit vier Aktiven würden Meike Plewa und Isabel Rein gern erweitern. „Wir wollen ein Netzwerk aufbauen“, sagt Plewa. Sie stünden deshalb in engem Kontakt mit den Beratungsstellen im Stadtteil.
„Vertrauen aufbauen“
Das Wichtigste sei, dass das Angebot niedrigschwellig ist. „Es geht darum, erstmal Gespräche
zu führen, Vertrauen aufzubauen“, sagt Plewa. Nachbarn sollen sensibilisiert werden, hinzuhören und aktiv zu werden. Denn Gewalt sei nicht Teil der Privatsphäre. Dafür hätten die Mitarbeiterinnen bereits Flugblätter verteilt und wollen Nachbarschaftstreffen organisieren. „Wenn wir eine aktive Nachbarschaft haben, kann eine Nachbarin etwa, wenn sie nebenan Streit hört, klingeln und nach Mehl fragen, um die Situation aufzubrechen“, sagt Wiebke Oncken, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt. Wirke die Situation bedrohlich, könne die Polizei gerufen werden.
Finanziert wird StoP von der Stadt Oldenburg – zunächst für drei Jahre. Dafür seien rund 60 000 Euro im Jahr eingeplant. „Es ist super, dass wir dieses Projekt in Oldenburg haben“, sagt Frank Lammerding, Leiter des Amtes für Jugend und Familie bei der Stadt. Wenn das Projekt eine Weile läuft, könne überlegt werden, ob das ausgeweitet wird. Zunächst sei der Stadtteiltreff Dietrichsfeld ein guter Ort. „Wir sind bekannt und das Vertrauen bei den Frauen im Stadtteil ist schon da“, sagt Regina Dirksen, Leiterin der Gemeinwesenarbeit (GWA) Stadtteiltreff Dietrichsfeld.