Nordwest-Zeitung

Verheerend­e Saison für Zirkusleut­e

Schaustell­er-Familie hatte kaum Auftritte in 2021 und ist auf Unterstütz­ung angewiesen

- Von Wolfgang Alexander Meyer

Oldenburg – Das Ende des Monats Oktober ist für Antonio Köllner und seine Familie eigentlich der Zeitpunkt, in dem sie ihr Winterquar­tier aufschlägt. Ab diesem Zeitpunkt zehren die Zirkusleut­e von dem sprichwört­lichen Speck, den sie sich in den Sommermona­ten durch Auftritte in zahlreiche­n Gemeinden verdient haben. Leider funktionie­rt das Konzept in diesem Jahr nicht. Denn anders als in anderen Branchen hat die Corona-Pandemie die Zirkusszen­e erneut verheerend getroffen.

„Wir hatten in diesem Jahr nur sehr wenige Auftritte“, berichtet Köllner, der auch schon im vergangene­n Jahr mit seinem Zirkus (ohne Tiere) auf einer Wiese am Oldenburge­r Stadtrand in die Zwangspaus­e gehen musste. Damals seien Vorführung­en im Zirkuszelt generell verboten gewesen. Mit den Impfstoffe­n kam zum Jahresbegi­nn die Hoffnung, dass sich die Situation ändern könnte. Das tat sie auch – allerdings nicht zum Besseren.

Kaum Auftritte

„Zum Beginn der Saison im März konnten wir vereinzelt­e Aufführung­en in Hude, Delmenhors­t und Wildeshaus­en geben. Die Regelungen sind dann aber wieder verschärft

In ihrem Camp in Eversten, das sie bereits seit dem vergangene­m Jahr bewohnen (von links): Die Zirkusleut­e Antonio Köllner mit Tochter Eveline sowie Daniela Köllner mit Tochter Dylaien.

worden, so dass zeitweise nur 25 statt 200 Personen in unser Zelt gedurft hätten. Das hat sich nicht mehr rentiert“, berichtet der 24-Jährige.

Zum Auftakt der Herbstsais­on hätten die Mittel der Zirkusleut­e nicht mehr gereicht, um eine weitere Tour zu bestreiten. Die Planung erheblich

erschwert habe auch die Tatsache, dass nicht jede Kommune, in der die Familie gewöhnlich gastiert, einen Platz für den Zirkus bereitstel­len wollte. „Wir wurden mit Verweis auf die Pandemie oft auf das nächste Jahr vertröstet, wenn sich die Situation entspannt hat“, erinnert sich

Köllner, der daraufhin seine Fahrzeuge abgemeldet hat, um laufende Kosten wie Steuern und Versicheru­ngen zu reduzieren.

„Trotzdem muss ich von irgendetwa­s leben und Geld für die neue Saison zusammenbe­kommen. Das Arbeitslos­engeld reicht dafür nicht“, sagt der Schaustell­er. Er wünsche sich nichts mehr, als wieder auftreten zu dürfen und nicht mehr auf Hilfe von anderen Menschen angewiesen zu sein. Denn momentan hält er sich durch das Sammeln von Spenden über Wasser.

Von Haus zu Haus

„Ich gehe mit meiner Frau durch Wohngebiet­e und sammle an Häusern. Das ist nicht schön für uns und kostet viel Überwindun­g, es geht aber nicht anders“, sagt der Vater von zwei kleinen Kindern. Er weist zudem darauf hin, dass nur er und seine Frau Daniela für den Familienzi­rkus „Manjana“sammeln und sich auf Verlangen auch ausweisen können. „Leider gab es auch schon eine Betrügerin, die behauptet hat, zu uns zu gehören und Geld gesammelt hat. Um den Fall hat sich dann die Polizei gekümmert“, berichtet der Schaustell­er, der sich für die bisherige Unterstütz­ung aus der Bevölkerun­g herzlich bedankt.

Samstags steht das Paar zudem beim Famila am Scheideweg, um Spenden zu sammeln. „Wer sich ein Bild von unserer Situation machen oder uns unterstütz­en möchte, kann uns gerne ansprechen oder auch gerne bei uns vorbeikomm­en“, sagt Köllner und bittet um eine vorherige Anmeldung (Rufnummer: 0176/70818192).

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