Verheerende Saison für Zirkusleute
Schausteller-Familie hatte kaum Auftritte in 2021 und ist auf Unterstützung angewiesen
Oldenburg – Das Ende des Monats Oktober ist für Antonio Köllner und seine Familie eigentlich der Zeitpunkt, in dem sie ihr Winterquartier aufschlägt. Ab diesem Zeitpunkt zehren die Zirkusleute von dem sprichwörtlichen Speck, den sie sich in den Sommermonaten durch Auftritte in zahlreichen Gemeinden verdient haben. Leider funktioniert das Konzept in diesem Jahr nicht. Denn anders als in anderen Branchen hat die Corona-Pandemie die Zirkusszene erneut verheerend getroffen.
„Wir hatten in diesem Jahr nur sehr wenige Auftritte“, berichtet Köllner, der auch schon im vergangenen Jahr mit seinem Zirkus (ohne Tiere) auf einer Wiese am Oldenburger Stadtrand in die Zwangspause gehen musste. Damals seien Vorführungen im Zirkuszelt generell verboten gewesen. Mit den Impfstoffen kam zum Jahresbeginn die Hoffnung, dass sich die Situation ändern könnte. Das tat sie auch – allerdings nicht zum Besseren.
Kaum Auftritte
„Zum Beginn der Saison im März konnten wir vereinzelte Aufführungen in Hude, Delmenhorst und Wildeshausen geben. Die Regelungen sind dann aber wieder verschärft
In ihrem Camp in Eversten, das sie bereits seit dem vergangenem Jahr bewohnen (von links): Die Zirkusleute Antonio Köllner mit Tochter Eveline sowie Daniela Köllner mit Tochter Dylaien.
worden, so dass zeitweise nur 25 statt 200 Personen in unser Zelt gedurft hätten. Das hat sich nicht mehr rentiert“, berichtet der 24-Jährige.
Zum Auftakt der Herbstsaison hätten die Mittel der Zirkusleute nicht mehr gereicht, um eine weitere Tour zu bestreiten. Die Planung erheblich
erschwert habe auch die Tatsache, dass nicht jede Kommune, in der die Familie gewöhnlich gastiert, einen Platz für den Zirkus bereitstellen wollte. „Wir wurden mit Verweis auf die Pandemie oft auf das nächste Jahr vertröstet, wenn sich die Situation entspannt hat“, erinnert sich
Köllner, der daraufhin seine Fahrzeuge abgemeldet hat, um laufende Kosten wie Steuern und Versicherungen zu reduzieren.
„Trotzdem muss ich von irgendetwas leben und Geld für die neue Saison zusammenbekommen. Das Arbeitslosengeld reicht dafür nicht“, sagt der Schausteller. Er wünsche sich nichts mehr, als wieder auftreten zu dürfen und nicht mehr auf Hilfe von anderen Menschen angewiesen zu sein. Denn momentan hält er sich durch das Sammeln von Spenden über Wasser.
Von Haus zu Haus
„Ich gehe mit meiner Frau durch Wohngebiete und sammle an Häusern. Das ist nicht schön für uns und kostet viel Überwindung, es geht aber nicht anders“, sagt der Vater von zwei kleinen Kindern. Er weist zudem darauf hin, dass nur er und seine Frau Daniela für den Familienzirkus „Manjana“sammeln und sich auf Verlangen auch ausweisen können. „Leider gab es auch schon eine Betrügerin, die behauptet hat, zu uns zu gehören und Geld gesammelt hat. Um den Fall hat sich dann die Polizei gekümmert“, berichtet der Schausteller, der sich für die bisherige Unterstützung aus der Bevölkerung herzlich bedankt.
Samstags steht das Paar zudem beim Famila am Scheideweg, um Spenden zu sammeln. „Wer sich ein Bild von unserer Situation machen oder uns unterstützen möchte, kann uns gerne ansprechen oder auch gerne bei uns vorbeikommen“, sagt Köllner und bittet um eine vorherige Anmeldung (Rufnummer: 0176/70818192).