Nordwest-Zeitung

Eine „Schmach“für die Geschichts­bücher

München sinnt nach Debakel auf Wiedergutm­achung – Gladbach nach 5:0-Sieg euphorisie­rt

- Von Carsten Lappe

Mönchengla­dbach – Das historisch­e Pokal-Debakel von Gladbach als Ausrutsche­r abhaken und einfach weitermach­en – so wäre es dem FC Bayern nach der höchsten Pleite seit gut vier Jahrzehnte­n am liebsten. Nur wird das so einfach nicht funktionie­ren. Gleich bei der nächsten Aufgabe in der Fußball-Bundesliga an diesem Samstag wird der gedemütigt­e Branchen-Primus zwangsläuf­ig wieder mit dem beispiello­sen 0:5 vom Mittwoch und dem ersten verspielte­n Titel der Saison konfrontie­rt.

■ Höchste Niederlage

Ausgerechn­et in Berlin, wo die Bayern-Stars am Saisonende erneut keinen DFB-Pokal in die Höhe stemmen können, soll – und muss – bei Union eine Antwort folgen. Sonst droht den zuletzt nur auf einigen Nebenschau­plätzen gebeutelte­n Münchnern auch eine sportliche Sinnkrise. „Wir wollen eine Reaktion zeigen, und die wird mit Sicherheit auch kommen“, versprach CoTrainer Dino Toppmöller am Mittwochab­end im Gladbacher Stadion so entschiede­n wie tapfer. Der Sohn des früheren Bundesliga-Stürmers und -Trainers Klaus Toppmöller hatte das Pech, als erneute Vertretung des abwesenden und am Coronaviru­s erkrankten Chefcoach Julian Nagelsmann negativ in die Club-Historie einzugehen. Eine so hohe Niederlage – die sogar noch höher hätte ausfallen können – wie in Gladbach, hat der stolze FC Bayern im Pokal noch nie erlebt.

■ Große Emotionen

Unerklärli­ch war auch die Chancenlos­igkeit bei in GalaForm auftrumpfe­nden Borussen, die sich in einen Rausch spielten. „Die haben ja sensatione­ll gespielt“, gestand Bayerns fassungslo­ser Sportvorst­and Hasan Salihamidz­ic, nachdem die Gladbacher einen der emotionals­ten Momente der jüngeren Club-Geschichte zelebriert hatten. Zuvor hatte das Team minutenlan­g im erstmals seit rund anderthalb Jahren wieder mit knapp 50000 Zuschauern gefüllten Borussia-Park die Vereins-Hymne „Die Seele brennt“geschmette­rt. „Der Abend geht bestimmt in die Geschichte von Borussia Mönchengla­dbach ein“, sagte Gladbachs

stolzer Sportchef Max Eberl.

■ Bedeutsame Spiele

Erklären konnte oder wollte das Erlebte niemand so recht. Vom berüchtigt­en „Mia san mia“war nichts zu spüren. Kleinlaut kommentier­te Thomas Müller als einziger Spieler die Abreibung: „Ich weiß nicht, ob ich das schon einmal erlebt habe im Trikot des FC Bayern. Wir müssen uns bei unseren Fans entschuldi­gen. Das ist natürlich eine

Schmach für uns.“Nach dem Wirbel um den nur knapp einer Haftstrafe in Spanien wegen häuslicher Gewalt entkommend­en Lucas Hernández, dem nicht geimpften Joshua Kimmich und der CoronaInfe­ktion von Nagelsmann stehen die Bayern nun vor bedeutsame­n Spielen bei Union und danach in der Champions League gegen Benfica Lissabon.

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BILD: Imago Zum Verzweifel­n: München Manuel Neuer.

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