Eine „Schmach“für die Geschichtsbücher
München sinnt nach Debakel auf Wiedergutmachung – Gladbach nach 5:0-Sieg euphorisiert
Mönchengladbach – Das historische Pokal-Debakel von Gladbach als Ausrutscher abhaken und einfach weitermachen – so wäre es dem FC Bayern nach der höchsten Pleite seit gut vier Jahrzehnten am liebsten. Nur wird das so einfach nicht funktionieren. Gleich bei der nächsten Aufgabe in der Fußball-Bundesliga an diesem Samstag wird der gedemütigte Branchen-Primus zwangsläufig wieder mit dem beispiellosen 0:5 vom Mittwoch und dem ersten verspielten Titel der Saison konfrontiert.
■ Höchste Niederlage
Ausgerechnet in Berlin, wo die Bayern-Stars am Saisonende erneut keinen DFB-Pokal in die Höhe stemmen können, soll – und muss – bei Union eine Antwort folgen. Sonst droht den zuletzt nur auf einigen Nebenschauplätzen gebeutelten Münchnern auch eine sportliche Sinnkrise. „Wir wollen eine Reaktion zeigen, und die wird mit Sicherheit auch kommen“, versprach CoTrainer Dino Toppmöller am Mittwochabend im Gladbacher Stadion so entschieden wie tapfer. Der Sohn des früheren Bundesliga-Stürmers und -Trainers Klaus Toppmöller hatte das Pech, als erneute Vertretung des abwesenden und am Coronavirus erkrankten Chefcoach Julian Nagelsmann negativ in die Club-Historie einzugehen. Eine so hohe Niederlage – die sogar noch höher hätte ausfallen können – wie in Gladbach, hat der stolze FC Bayern im Pokal noch nie erlebt.
■ Große Emotionen
Unerklärlich war auch die Chancenlosigkeit bei in GalaForm auftrumpfenden Borussen, die sich in einen Rausch spielten. „Die haben ja sensationell gespielt“, gestand Bayerns fassungsloser Sportvorstand Hasan Salihamidzic, nachdem die Gladbacher einen der emotionalsten Momente der jüngeren Club-Geschichte zelebriert hatten. Zuvor hatte das Team minutenlang im erstmals seit rund anderthalb Jahren wieder mit knapp 50000 Zuschauern gefüllten Borussia-Park die Vereins-Hymne „Die Seele brennt“geschmettert. „Der Abend geht bestimmt in die Geschichte von Borussia Mönchengladbach ein“, sagte Gladbachs
stolzer Sportchef Max Eberl.
■ Bedeutsame Spiele
Erklären konnte oder wollte das Erlebte niemand so recht. Vom berüchtigten „Mia san mia“war nichts zu spüren. Kleinlaut kommentierte Thomas Müller als einziger Spieler die Abreibung: „Ich weiß nicht, ob ich das schon einmal erlebt habe im Trikot des FC Bayern. Wir müssen uns bei unseren Fans entschuldigen. Das ist natürlich eine
Schmach für uns.“Nach dem Wirbel um den nur knapp einer Haftstrafe in Spanien wegen häuslicher Gewalt entkommenden Lucas Hernández, dem nicht geimpften Joshua Kimmich und der CoronaInfektion von Nagelsmann stehen die Bayern nun vor bedeutsamen Spielen bei Union und danach in der Champions League gegen Benfica Lissabon.