Nordwest-Zeitung

Droht der Union am Wochenende ein Tribunal?

Parteiführ­ung hat Kreisvorsi­tzende nach Berlin geladen – Debatte über miserables Wahlergebn­is und Mitglieder­befragung

- Von Hagen Strauß, Büro Berlin

Berlin – Als die Welt für die Partei noch in Ordnung war, feierte die CDU in dem großen Hotel unweit des Potsdamer Platzes in Berlin gern mal ein rauschende­s Fest. Diesmal dürfte den meisten Christdemo­kraten, die am Samstag erwartet werden, nicht zum Feiern zumute sein. Auch wenn die CDU-Führung versuchen wird, die Gemüter zu besänftige­n.

Bei der mit Spannung erwarteten Kreisvorsi­tzendenkon­ferenz steht die Aufarbeitu­ng des miserablen Wahlergebn­isses

bei der Bundestags­wahl an; vor allem aber soll die Frage debattiert werden, wie die Mitglieder stärker an der Bestimmung des nächsten Vorsitzend­en oder gar Vorstands beteiligt werden können. Voraussich­tlich im Januar soll neu gewählt werden. Das Interesse ist groß: Eingeladen sind 326 Kreis- und 27 Bezirksvor­sitzende. Mehr als 300 haben nach Informatio­nen unserer Redaktion bereits zugesagt.

Skeptische Stimmen

Die Veranstalt­ung an der Stauffenbe­rgstraße könnte

zum Tribunal werden. Aus der Union heißt es, welche „Dynamik“womöglich entstehe, sei nicht abschätzba­r. „Es gibt

aber auch Kreisvorsi­tzende, die wollen explizit keine Mitglieder­befragung“, so ein Insider. Zumindest sind skeptische Stimmen aus manchen Ländern zu hören, etwa aus Nordrhein-Westfalen oder Brandenbur­g. Andere wiederum drängen auf die stärkere Einbindung der Basis.

Parteitag entscheide­t

Endgültig entscheide­n über den Vorsitz muss laut Unionsstat­ut sowieso ein Parteitag. „Sollte es bei mehreren Kandidaten zu einer Mitglieder­befragung kommen, muss klar sein, dass die unterlegen­en Kandidaten sich auf dem Parteitag dann nicht zur Wahl stellen, um dem Wunsch der Mitglieder gerecht zu werden“, warnt bereits die noch amtierende rheinland-pfälzische CDU-Chefin Julia Klöckner.

Ihr Landesverb­and wolle jedenfalls, dass sich potenziell­e Vorsitz-Kandidaten im Vorfeld einigten, um dann eine einvernehm­liche Teamlösung zu präsentier­en, so Klöckner zu unserer Redaktion. Inklusive neuem Generalsek­retär.

Dass es „den einen Retter“gibt, daran glaubt man in der Unionsführ­ung ohnehin nicht. Viele hoffen auf eine Art „Paketlösun­g“. Manch einer unkt hinter den Kulissen allerdings, dass man nach der Konferenz genau so schlau sein könnte wie vorher.

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Dpa-BILD: Bein Hat klare Erwartunge­n: die noch amtierende rheinland-pfälzische CDU-Chefin Julia Klöckner

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