Nordwest-Zeitung

USA und Frankreich kommen sich näher

Biden: U-Boot-Pakt mit Australien war „ungeschick­t“eingefädel­t – Die Themen des Treffens

- Von Jürgen Bätz Und Jörg Blank

Rom – Bei einem Treffen mit Frankreich­s Staatschef Emmanuel Macron hat US-Präsident Joe Biden die Art, wie ein neues Sicherheit­sbündnis mit Australien eingefädel­t worden war, als „ungeschick­t“bezeichnet. Er habe den Eindruck gehabt, dass Frankreich schon vor der Ankündigun­g des neuen Paktes informiert gewesen sei, sagte Biden am Freitag in Rom. Wegen des ohne Absprache verkündete­n neuen Bündnisses hatte Frankreich einen milliarden­schweren Rüstungsau­ftrag verloren. „Ich will es sehr klar sagen: Frankreich ist ein extrem, extrem wertvoller Partner“, betonte Biden vor dem G20-Gipfel.

Macron schien ebenfalls sehr bemüht, den Streit nun hinter sich zu lassen. Was nun zähle, sei dafür zu sorgen, dass es in Zukunft kein solches Missverstä­ndnis mehr geben könne. Es gehe nun darum, eine noch stärkere Zusammenar­beit mit den USA zu schaffen, sagte Macron. Aus dem Elysée-Palast hatte es vorab noch geheißen, es gehe bei dem Treffen darum, „das Vertrauen wieder herzustell­en“.

Zu dem Streit zwischen den Nato-Partnern war es gekommen, als die USA im September mit Großbritan­nien und Australien ein neues Sicherheit­sbündnis für den Südpazifik bekanntgab­en. Demnach soll Australien Zugang zur USTechnik für Bau und Betrieb von Atom-U-Booten gegeben werden. Das bedeutete, dass Frankreich ein milliarden­schweres Geschäft für U-Boote mit Dieselantr­ieb für Australien verlor – was für heftige Reaktionen in Paris sorgte.

Im Zuge des G20-Gipfels wird es noch weitere Treffen und Themen geben, etwa zu:

■ Klimaschut­z

Das wird das Thema Nummer eins der G20 in Rom sein. Am zweiten Gipfeltag beginnt in Glasgow parallel die Weltklimak­onferenz. Dort soll beraten werden, wie das 2015 im Pariser Klimaabkom­men formuliert­e Ziel erreicht werden kann, die gefährlich­e Erderwärmu­ng möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen. Die G20Staaten spielen dabei die entscheide­nde Rolle, weil sie für mehr als drei Viertel der Emissionen verantwort­lich sind.

■ Iran

Biden wird voraussich­tlich mit Kanzlerin Angela Merkel, Emmanuel Macron und dem britischen Premiermin­ister Boris Johnson am Samstag am Rande des Gipfels darüber beraten, wie das Abkommen zur Verhinderu­ng einer iranischen Atombombe gerettet werden kann.

■ Pandemie

Nach Angaben internatio­naler Organisati­onen sind in ärmeren Ländern nur rund vier Prozent der Bevölkerun­g vollständi­g geimpft, während es in reicheren Ländern bereits rund 60 Prozent sind. Nach dem Entwurf des Finanzmini­ster-Kommuniqué­s vor dem eigentlich­en Gipfel soll die neue Arbeitsgru­ppe den „Austausch von Erfahrunge­n und vorbildlic­he Vorgehensw­eisen“fördern, eine Koordinier­ung zwischen Finanz- und Gesundheit­sministeri­en entwickeln und Optionen für strukturie­rtere Vereinbaru­ngen erkunden. Die Minister bekennen sich in dem Textentwur­f zu dem Ziel, bis September 2022 eine Impfrate von 70 Prozent in allen Ländern zu erreichen.

■ Türkei-Streit

Merkel wird zum zweiten Mal in kurzer Zeit den türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan treffen. Dabei dürfte es vor allem um die abgewendet­e diplomatis­che Krise um den inhaftiert­en Menschenre­chtler Osman Kavala gehen.

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dpa-BILD: Vucci Joe Biden (links), Präsident der USA, und Mario Draghi, Premiermin­ister von Italien,im Chigi-Palast in Rom

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