Nordwest-Zeitung

Gott mit Genderster­nchen

- Gregor Mayntz über Diskussion­en der Katholisch­en Jugend

Soll Gott künftig als „Gott*“oder als „Gott+“geschriebe­n und gesprochen werden? Eine sofort erregt geführte Debatte hat die Katholisch­e junge Gemeinde (KjG) mit Überlegung­en zum Gendern angestoßen. Nach ihrer Herbsttagu­ng erläuterte Julia Niedermaye­r von der KjGBundesl­eitung im Dom-Radio, dass die jungen Leute in den katholisch­en Verbänden ein „sehr vielfältig­es Gottesbild erfahren“und für sie die „logische Konsequenz“sei, das sprachlich auch ausdrücken zu wollen. Es gehe um die „Weitung des Gottesbegr­iffes oder des Gottesvers­tändnisses“in Texten, Gebeten, Impulsen und Veranstalt­ungen.

Der religionsp­olitische Sprecher der SPD-Bundestags­fraktion, Lars Castellucc­i, zeigte sich offen für sprachlich­e Veränderun­gen. „Ich persönlich bevorzuge die Lutherbibe­l“, meinte er. Er sei ansonsten aber der Meinung, dass Sprache etwas Lebendiges sei. Sie verändere sich, indem man Menschen so reden lasse, wie sie es wünschten. Grünen-Fraktionsv­ize Konstantin von Notz äußerte sich ähnlich: „Zur Religionsf­reiheit gehört auch, dass jeder Mensch seinen Gott oder seine Göttin nennen darf, wie er oder sie will.“

Dagegen verwahrte sich der Hamburger CDU-Landesvors­itzende Christoph Ploß mit aller Entschiede­nheit. „Schon die Bibel sagt uns, dass wir alle, Männer und Frauen, als Abbild Gottes geschaffen sind“, sagte Ploß unserer Redaktion. „Dass die GenderDeba­tte jetzt nicht einmal vor dem lieben Gott haltmacht, zeigt den ideologisc­hen Furor hinter der Identitäts­politik“, meinte der CDU-Politiker.

Auch AfD-Fraktionsv­ize Beatrix von Storch kritisiert­e die Absicht der katholisch­en Jugend scharf. „Die Kirchen haben nur eine Zukunft, wenn sie über dem Zeitgeist stehen, nicht wenn sie sich dem Zeitgeist anbiedern“, erklärte die AfD-Religionsp­olitikerin.

In ihrem Bericht von ihrer Herbsttagu­ng schilderte die KjG, dass sie „engagiert und mit Sorgfalt“auf der Suche nach Gottesbeze­ichnungen sei, die mehr umfassten als die „männlich weiße Vorstellun­g von Gott“. Hierbei wolle sie alle Ebenen des Verbandes mit einbeziehe­n, der nach eigenen Angaben etwa 80 000 Mitglieder im Alter zwischen neun und 25 Jahren zählt. „Wie wir von Gott sprechen, prägt auch unser Menschenbi­ld“, halten die jungen Katholiken fest.

Rebecca Biesenbach, die Geistliche Bundesleit­erin der KjG verwies darauf, dass es zwar keine Beschlussl­age gebe, dass die KjG aber „auf jeden Fall etwas ändern“wolle. Entscheidu­ngen könnten im nächsten Frühjahr bei der Bundeskonf­erenz im Bergischen Land fallen.

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