Seit 75 Jahren im Boßelerverein
Diedrich von Essen war schon 1946 bei der Neugründung nach dem Krieg dabei
Rastede – Als 1946 in Leuchtenburg (Rastede/Landkreis Ammerland) der Boßel- und Kegelklub nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wieder gegründet wurde, war er schon dabei: Diedrich von Essen. 17 Jahre alt war er damals, als er mit seinen Schulkameraden Mitglied des Vereins wurde. Schon im Sportunterricht in der Schule hatte meist nur eine Sportart auf dem Stundenplan gestanden: Boßeln. Der Kriegsausbruch setzte dem jedoch ein jähes Ende.
Heute ist von Essen stolze 92 Jahre alt. Der Verein heißt längst nicht mehr Boßel- und Kegelklub, sondern Klootschießerund Boßelerverein „Fleu herut“Leuchtenburg. Und von Essen ist seit dem Jahr 2000 Ehrenmitglied. Für seine 75-jährige Mitgliedschaft im KBV wurde er nun vom 1. Vorsitzenden Jan-Gerd Wemken und dem Ehrenvorsitzenden Gerd Martens besonders geehrt.
König und Meister
Der Verein nutzte diese Gelegenheit, um an von Essens vielfältige Aktivitäten zu erinnern. Am 28. Juli 1947 fand das erste vereinsinterne Preisboßeln statt. Den Titel gewann Diedrich von Essen. Er wurde mit Musik von zu Hause abgeholt. Anschließend ging es beim Boßelerball hoch her.
Von Essen lebte damals auf einem Bauernhof gegenüber dem Vereinslokal Küpker (Leuchtenburger Krug). Die Gastwirtschaft befand sich an der Ecke Metjendorfer Straße/ Am Schippstroth. Von Essen war in Leuchtenburg aufgewachsen, besuchte dort die Volksschule und lebt noch heute in dem Rasteder Ortsteil. 1954 wurde erstmalig ein Vereinsmeister ermittelt. Auch hier gewann Diedrich von Essen. Es folgten zehn weitere Titel in verschiedenen Altersklassen, zuletzt 2001. Fünfmal wurde er Boßelkönig, zuletzt 2008 mit 79 Jahren. Erst nach einem Sehnenriss im Arm hörte von Essen auf zu boßeln. Mehrmals war von Essen Einzel-Kreismeister im Boßeln und auch mit verschiedenen Mannschaften auf Kreisund Landesverbandsebene sehr erfolgreich. Von 1954 bis 1969 übte Diedrich von Essen die Funktion des Sportwartes im Verein aus. Von 1976 bis 1982 war er Sportwart der neu gegründeten zweiten Männermannschaft.
Vielfältig aktiv
In vielfältiger Weise war von Essen darüber hinaus für den Verein aktiv, ob in den 1950er-Jahren als „Flüsteronkel“in der Vereins-Theaterspielgruppe, als Ergebnis-Auswerter bei den Boßelerfesten (öffentliches Preis- und Pokalboßeln), als Einsammler der Mitgliedsbeiträge oder auch bei der Pflege des Leuchtenburger Ehrendenkmals.
Bis ins hohe Alter verfolgte Diedrich von Essen die Boßelwettkämpfe seiner Leuchtenburger an der Boßelstrecke. Jetzt wird regelmäßig bei Söhnen und Enkeln nachgefragt, wie geworfen und ob gewonnen wurde. Seine Leidenschaft fürs Boßeln hat er in seiner Familie weitergegeben. Seine Zwillingssöhne, der frühere Rasteder Bürgermeister Dieter von Essen und dessen Bruder Gerold von Essen, setzten die Tradition ihres Vaters fort. Dieter von Essen war viele Jahre lang Schriftführer und Pressewart, sein Bruder 1. Vorsitzender im KBV Leuchtenburg. Außerdem boßelt sein ältester Enkelsohn inzwischen ebenfalls in Leuchtenburg und lebt praktischerweise gleich gegenüber von seinem Großvater – einen Boßelwurf entfernt.