Wilhelmshaven wird Energie-Drehscheibe
Netzbetreiber Tennet schlägt Verteilkreuz für Offshore-Windkraftanlagen in der Nordsee vor
Wilhelmshaven/Bremen – Der Netzbetreiber Tennet will mit einer neuen Technik die Leistungen von Offshore-Windparks in der Nordsee bündeln und schneller ins Stromnetz einspeisen. Dafür sollen Verteilerkreuze entstehen. Drei Anlandepunkte sind vorgesehen: in Wilhelmshaven, im Norden von Bremen und in Heide (Schleswig-Holstein). Hintergrund des Konzepts ist der beschleunigte Ausbau der Offshore-Windkraft, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Tennet-Geschäftsführer Tim Meyerjürgens stellte das sogenannte „Windstrom-Booster“am Freitag gemeinsam mit Vertretern der Nordsee-Anrainerbundesländer vor.
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Bisher wurde Windstrom von den einzelnen Windparks jeweils über eine Leitung an Land gebracht. Künftig sollen mehrere Windparks bereits auf See an ein Verteiler-Kreuz angeschlossen werden. Tennet schlägt vor, in einem ersten Schritt drei Offshore-Parks mit einer Leistung von je zwei Gigawatt zu verbinden. Das entspreche der Leistung von sechs großen Kraftwerken. Mit diesem Konzept könnten die sechs Gigawatt bereits 2032, also drei Jahre eher als geplant, ans Netz gehen.
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Darum geht es
Die Vorteile
Das Konzept erlaube es, schneller erneuerbare Energie zu liefern, sagte Tennet-Geschäftsführer Meyerjürgens. Die ambitionierten Klimaziele könnten schneller erreicht werden. Gleichzeitig würde weniger Natur und Umwelt an Land in Anspruch genommen. Das Verteilkreuz gut 150 Kilometer vor der niedersächsischen Küste wäre der Grundstein für eine „Vermaschung“des Gleichstromnetzes. Auch Windparks weiterer Nationen könnten angeschlossen werden. Das erhöhe die Effizienz und die Versorgungssicherheit. Dies sei wichtig, da die deutschen Offshore-Windpotenziale nicht ausreichen werden, um die deutschen Klimaziele bis 2045 zu erreichen.
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Das sagt die Politik
Von einem „wichtigen Signal“sprach Niedersachsens Umweltund Energieminister Olaf Lies (SPD). „Wir müssen schneller werden beim Netzausbau.“Der Bremer Staatsrat Kai Stührenberg (Linke) und Schleswig-Holsteins Energiewendeminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) würdigten den vernetzten Ansatz. Auch der Oldenburger Energiedienstleister EWE begrüßte das Tennet-Konzept.
■ Der Nordwesten „Wilhelmshaven wird eine Energie-Drehscheine 2.0“, sagte Lies. Hier komme der grüne Strom der Offshore-Windanlagen an Land; hier könne grüner Wasserstoff erzeugt und ins Netz eingespeist werden. Die künftige MultiterminalStruktur würde bei diesem Konzept weniger Fläche in Anspruch nehmen. Das hätte direkte Vorteile für geplante Vorhaben vor Ort. Der Energieminister sprach von neuen Wertschöpfungspotenzialen durch Klimaschutz. In Wilhelmshaven könnten bis 2040 bis zu 60 Gigawatt aus OffshoreWindanlagen ankommen.
■ So geht es weiter Tennet-Geschäftsführer Meyerjürgens spricht von einem „Angebot“an die Politik, damit die Klimaziele erreicht werden können. Die Bundesnetzagentur und die neue Bundesregierung müssten jetzt die Weichen stellen, um den Offshore-Ausbau zu beschleunigen. Bislang wurde noch keiner der Windparks gebaut, die später ans Verteilerkreuz angeschlossen werden sollen. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydographie habe bislang lediglich die Flächen ausgewiesen. Der Bau einer Plattform fürs Booster dauere mindestens fünf Jahre.