Als Primus zu Gast bei alter Liebe
In Wittmund geborener Pauli-Coach Schultz wurde in Bremen erwachsen
Hamburg/Bremen – Die alte Liebe Werder Bremen sorgt bei Timo Schultz für Gefühlsregungen. „Es ist natürlich etwas Besonderes, als Cheftrainer von St. Pauli in das voll besetzte Weserstadion zurückzukehren“, sagte er am Freitag. 42 100 Zuschauer sorgen an diesem Samstag (13.30 Uhr/ Sky) erstmals seit knapp 20 Monaten für eine ausverkaufte Bremer Arena. Für den Coach des Spitzenreiters der 2. Fußball-Bundesliga ist das Duell mit dem bisher schwachen Erstliga-Absteiger eine Reise in die Vergangenheit.
■ Von Esens nach Bremen
Als Spieler blieb Schultz der Durchbruch bei Werder verwehrt. 1995 wechselte der in Wittmund geborene Fußballer im Alter von 17 Jahren vom TuS Esens zu Werder. Er spielte allerdings nur für die Bremer Reserve in der Regionalliga, trainierte zwar bei den Profis der ersten Mannschaft mit, debütierte dort jedoch nie in der Bundesliga. Was ihm damals gefehlt hat? „Eine ganze Menge“, betonte er. „Ich war 17, 18 Jahre alt, habe vielleicht 70 Kilogramm gewogen und mit Leuten wie Dieter Eilts trainiert. Ich hatte überhaupt keine Chance.“
■ Von Werder zu Lübeck
Dennoch war die Zeit in Bremen für ihn ein wichtiger Lebensabschnitt: „Ich bin damals als U-19-Spieler erstmals von meinem zu Hause in Ostfriesland weggewesen. Bremen ist eine tolle Stadt. Ich habe dort mein Abi gemacht und werde die Zeit immer in guter Erinnerung behalten.“Im Jahr 2000, im Alter von fast 23 Jahren, verließ er Bremen in Richtung VfB Lübeck, ehe er bei Holstein Kiel und letztlich beim FC St. Pauli landete. Als Spieler feierte er mit dem Kiezclub 2010 den Aufstieg in die 1. Liga. Dieser Coup könnte ihm nun auch als Trainer gelingen. Denn die Hamburger gewannen ihre letzten fünf Ligaspiele, haben als Spitzenreiter schon 25 Punkte auf dem Konto und zogen zudem am Mittwoch beim 3:2 gegen Dynamo Dresden (nach Verlängerung) erstmals seit 2005/2006 wieder in das DFBPokal-Achtelfinale ein. Und die Bremer? Die durchleben eine schwierige Phase, stehen mit 15 Zählern nur auf Rang zehn, konnten nur eines der letzten fünf Spiele gewinnen.
■ Vom Außenseiter zum Favoriten
„Es ist kurios, wenn man als FC St. Pauli früh in der Saison in das Weserstadion fährt und der Favorit sein soll“, meinte Schultz, der mit dieser Rollenverteilung wenig anfangen kann: „Wenn man sich das Gesamtbudget ansieht, können wir uns nicht mit Werder messen.“Für ihn sei Bremen eines der Schwergewichte der Liga: „Sie haben einen erfahrenen Kader mit vielen Bundesligaund Nationalspielern. Wenn die erst einmal ins Rollen kommen, wovon ich ausgehe, gehören sie auf jeden Fall zu den Top-3 der Liga.“
■ Von Abwehr auf Attacke
Gleichwohl weiß der 44-Jährige auch um die Qualität der eigenen Mannschaft, weswegen er sich dann doch aus der verbalen Defensive heraustraute und betonte: „Wir sind konkurrenzfähig und rechnen uns etwas aus.“Entsprechend spannend könne das Spiel werden. „Wir werden in Bremen auf Angriff spielen und versuchen, ein Spektakel zu liefern. Genau wie deren Mannschaft. Da können sich die Zuschauer drauf freuen.“