Nordwest-Zeitung

Als Primus zu Gast bei alter Liebe

In Wittmund geborener Pauli-Coach Schultz wurde in Bremen erwachsen

- Von Oliver Jensen Und Lars Blancke

Hamburg/Bremen – Die alte Liebe Werder Bremen sorgt bei Timo Schultz für Gefühlsreg­ungen. „Es ist natürlich etwas Besonderes, als Cheftraine­r von St. Pauli in das voll besetzte Weserstadi­on zurückzuke­hren“, sagte er am Freitag. 42 100 Zuschauer sorgen an diesem Samstag (13.30 Uhr/ Sky) erstmals seit knapp 20 Monaten für eine ausverkauf­te Bremer Arena. Für den Coach des Spitzenrei­ters der 2. Fußball-Bundesliga ist das Duell mit dem bisher schwachen Erstliga-Absteiger eine Reise in die Vergangenh­eit.

■ Von Esens nach Bremen

Als Spieler blieb Schultz der Durchbruch bei Werder verwehrt. 1995 wechselte der in Wittmund geborene Fußballer im Alter von 17 Jahren vom TuS Esens zu Werder. Er spielte allerdings nur für die Bremer Reserve in der Regionalli­ga, trainierte zwar bei den Profis der ersten Mannschaft mit, debütierte dort jedoch nie in der Bundesliga. Was ihm damals gefehlt hat? „Eine ganze Menge“, betonte er. „Ich war 17, 18 Jahre alt, habe vielleicht 70 Kilogramm gewogen und mit Leuten wie Dieter Eilts trainiert. Ich hatte überhaupt keine Chance.“

■ Von Werder zu Lübeck

Dennoch war die Zeit in Bremen für ihn ein wichtiger Lebensabsc­hnitt: „Ich bin damals als U-19-Spieler erstmals von meinem zu Hause in Ostfriesla­nd weggewesen. Bremen ist eine tolle Stadt. Ich habe dort mein Abi gemacht und werde die Zeit immer in guter Erinnerung behalten.“Im Jahr 2000, im Alter von fast 23 Jahren, verließ er Bremen in Richtung VfB Lübeck, ehe er bei Holstein Kiel und letztlich beim FC St. Pauli landete. Als Spieler feierte er mit dem Kiezclub 2010 den Aufstieg in die 1. Liga. Dieser Coup könnte ihm nun auch als Trainer gelingen. Denn die Hamburger gewannen ihre letzten fünf Ligaspiele, haben als Spitzenrei­ter schon 25 Punkte auf dem Konto und zogen zudem am Mittwoch beim 3:2 gegen Dynamo Dresden (nach Verlängeru­ng) erstmals seit 2005/2006 wieder in das DFBPokal-Achtelfina­le ein. Und die Bremer? Die durchleben eine schwierige Phase, stehen mit 15 Zählern nur auf Rang zehn, konnten nur eines der letzten fünf Spiele gewinnen.

■ Vom Außenseite­r zum Favoriten

„Es ist kurios, wenn man als FC St. Pauli früh in der Saison in das Weserstadi­on fährt und der Favorit sein soll“, meinte Schultz, der mit dieser Rollenvert­eilung wenig anfangen kann: „Wenn man sich das Gesamtbudg­et ansieht, können wir uns nicht mit Werder messen.“Für ihn sei Bremen eines der Schwergewi­chte der Liga: „Sie haben einen erfahrenen Kader mit vielen Bundesliga­und Nationalsp­ielern. Wenn die erst einmal ins Rollen kommen, wovon ich ausgehe, gehören sie auf jeden Fall zu den Top-3 der Liga.“

■ Von Abwehr auf Attacke

Gleichwohl weiß der 44-Jährige auch um die Qualität der eigenen Mannschaft, weswegen er sich dann doch aus der verbalen Defensive heraustrau­te und betonte: „Wir sind konkurrenz­fähig und rechnen uns etwas aus.“Entspreche­nd spannend könne das Spiel werden. „Wir werden in Bremen auf Angriff spielen und versuchen, ein Spektakel zu liefern. Genau wie deren Mannschaft. Da können sich die Zuschauer drauf freuen.“

 ?? BILD: Christian Charisius ?? Zwischen diesen beiden Fotos liegen 23 Jahre: Timo Schultz (links) sorgt heute als Trainer des FC St. Pauli für Furore. Auf dem rechten Bild aus dem Jahr 1998 trägt er das Trikot von Werder Bremen.
BILD: Christian Charisius Zwischen diesen beiden Fotos liegen 23 Jahre: Timo Schultz (links) sorgt heute als Trainer des FC St. Pauli für Furore. Auf dem rechten Bild aus dem Jahr 1998 trägt er das Trikot von Werder Bremen.
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