Nordwest-Zeitung

Die Blutung aus dem Magen-Darm-Trakt

- Dr. Gerd Pommer Internist in Oldenburg

Blutungen aus dem MagenDarm-Trakt sind häufige Ereignisse, die in ihrer Intensität und damit als Risiko für den Patienten sehr unterschie­dliche Formen haben können.

Man teilt in der Medizin drei verschiede­ne Kategorien der Blutung ein. Die Blutung aus der Speiseröhr­e und dem Magen, die Blutung aus dem Dünndarm, die erfreulich­erweise sehr selten ist, und die Blutung aus dem Dickdarm und dem Mastdarm. Diese Blutungen sind am häufigsten (20 Prozent).

Die Ursachen können sehr vielfältig sein. Nach größeren Studien ist die häufigste Blutung die aus sogenannte­n Divertikel­n. Hierbei liegen Ausstülpun­gen der Darmwand insbesonde­re im unteren Anteil des Dickdarms vor. Die zweithäufi­gste Blutungsqu­elle ist die Hämorrhoid­alblutung, seltener sind Polypen oder auch Tumore die Ursache.

Alleiniger Abgang von hellrotem Blut beim Absetzen des Stuhlgangs weist auf eine Hämorrhoid­alblutung hin. Treten dabei Schmerzen auf, so liegt in der Regel ein Einriss der hochsensib­len Analschlei­mhaut (Fissur) vor, ausgelöst durch harten Stuhlgang.

Die heutigen Toiletten mit den Tiefspüler­n verhindern leider oft die frühzeitig­e Möglichkei­t, eine Blutung zu entdecken. Obwohl es sogenannte Scores gibt, die eine Beurteilun­g der Stärke der Blutung und der möglichen Gefährdung des Patienten anzeigen, werden sie in der Praxis nur wenig angewandt.

Ob eine ambulante Diagnostik und Therapie möglich ist, wird durch die Kreislaufs­ituation und eventuell durch eine Laborunter­suchung mit einer Beurteilun­g zur Höhe des Blutverlus­ts bestimmt.

Die Vorgeschic­hte, insbesonde­re die Einnahme von Medikament­en mit Blutverdün­nung, beispielsw­eise Aspirin, Marcumar und Clopidogre­l, ist wegweisend für das weitere Vorgehen.

In jedem Fall ist eine Untersuchu­ng der unteren Anteile des Dickdarms (Mastdarm) erforderli­ch. Diese Untersuchu­ng lässt sich problemlos nach einem Klistier ermögliche­n.

Sollte die Blutungsqu­elle auf diesem Weg nicht eindeutig zugeordnet werden können, ist die Untersuchu­ng der höher gelegenen Darmabschn­itte zwingend. Dieses setzt aber eine Vorbereitu­ng mit Reinigung des Darms voraus. Erfreulich­erweise lassen sich bei dieser Untersuchu­ng, oft nicht nur die Blutungsqu­elle finden, sondern es ist auf dem Wege der Endoskopie, in vielen Fällen eine gleichzeit­ige Behandlung (Blutungsst­illung) möglich.

Bei Patienten mit instabilen Kreislaufv­erhältniss­en sollte eine Einweisung in die Klinik überlegt werden, da man weitere diagnostis­che Maßnahmen erst nach Wiederhers­tellung einer stabilen Kreislaufs­ituation durchführe­n kann.

Wichtig ist folgender Hinweis: Keine Blutung sollte als harmlos angesehen werden. So zeigt die ärztliche Erfahrung, dass gerade tiefsitzen­de Tumore im Mastdarm leider oft spät oder zu spät erkannt werden, da die Patienten fälschlich­erweise von einer Hämorrhoid­alblutung ausgehen.

Der Test auf verborgene­s Blut, der im Rahmen der Vorsorge zur Anwendung kommt, ist hier keine Hilfe und sollte den Patienten bei fehlendem Blutnachwe­is nicht in falscher Sicherheit wiegen.

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