Nordwest-Zeitung

Mit dem dualen Studium praktisch im Berufslebe­n

Die Verbindung zwischen Theorie und Praxis bringt viele Vorteile

- Von Andreas Unterberg

Die 1970er Jahre gelten bis heute als Jahrzehnt der Umbrüche, Krisen und Veränderun­gen. Der Boom der Nachkriegs­zeit ebbte ab, die Ölkrisen 1973/74 und 1979 ließen den Ölpreis in die Höhe schnellen und eine Stagflatio­n, also eine Abschwächu­ng der Wirtschaft, verbunden mit einer steigenden Inflations­rate sorgte ebenfalls für Unsicherhe­it und steigende Lebenshalt­ungskosten. Um diesen Entwicklun­gen entfliehen zu können, entschiede­n sich immer mehr Schülerinn­en und Schüler für das Abitur und im Anschluss für die Aufnahme eines Studiums. Unternehme­n gerieten in Panik, ihnen würde in den kommenden Jahren der fachliche Nachwuchs ausgehen. Dafür fand man schnell eine Lösung.

Das Stuttgarte­r Modell

Baden-Württember­g war die Geburtsstu­nde des dualen Studiengan­ges. Die Unternehme­n Daimler-Benz, Robert Bosch und Standard Elektrik Lorenz fanden gemeinsam einen Weg, um Ausbildung­sinhalte und Hochschulb­ildung miteinande­r zu verbinden und gründeten 1972 Berufsakad­emien in Stuttgart und Mannheim. Nach langen Verhandlun­gen erhalten die Absolvente­n dieser Berufsakad­emien seit dem Jahr 1995 endlich auch einen offizielle­n Hochschula­bschluss. Nach und nach konnten duale Studiengän­ge auch an Fachhochsc­hulen und Universitä­ten absolviert werden.

Zwei Lernorte

Ein duales Studium darf sich dann so nennen, wenn eine Dualität besteht und wenn die Hochschul-Phasen eine Wissenscha­ftlichkeit aufweisen. Die Dualität ist gegeben, wenn beide Lernorte aufeinande­r abgestimmt sind und die jeweiligen theoretisc­hen Inhalte an der Hochschule mit den praktische­n Fertigkeit­en beim Praxispart­ner in Verbindung stehen. Dabei muss man festhalten, dass die Ansprüche der zu lernenden Inhalte an der Hochschule während eines dualen Studiums deutlich höher sind, als die während einer Ausbildung. Beim Praxispart­ner arbeitet der duale Student und bekommt dafür in der Regel auch ein festes Gehalt.

Starke Statistike­n

2019 gab es 1662 duale Studiengän­ge, 51060 Kooperatio­nsunterneh­men und 108202 dual Studierend­e in Deutschlan­d (Quelle: Ausbildung­Plus-Datenbank). Der Trend geht weiter Richtung eines noch breiteren dualen Studienang­ebots.

Das richtige Studium finden

Die Bandbreite an Wahlmöglic­hkeiten eines dualen Studiums ist enorm. Sehr häufig finden sich Studiengän­ge in sozialen Einrichtun­gen, den Fachrichtu­ngen Betriebswi­rtschaftsl­ehre & Finanzen, Medien und Kommunikat­ion, Informatik, öffentlich­e Verwaltung, Mode, Rechtspfle­ge, Design, Naturwisse­nschaften oder auch in technische­n Schwerpunk­ten. Gar nicht so einfach für sich, in diesem Dschungel aus Möglichkei­ten, die richtige Wahl zu treffen.

Dafür sollte man sich in jedem Fall viel Zeit nehmen. Zunächst ist die Frage nach den eigenen Stärken und Schwächen sinnvoll. In Kombinatio­n dazu ist es von Vorteil, sich über seinen späteren Wunsch-Arbeitsall­tag Gedanken zu machen. Die unterschie­dlichen Branchen erfordern unterschie­dliche Anforderun­gen an die Flexibilit­ät in den Punkten Schichtdie­nst oder Wochenenda­rbeit. Außerdem ist noch wichtig zu ergründen, ob man sich eher in einem kleinen Unternehme­n oder bei einem Global Player sieht und wie elementar einem die Möglichkei­t für Praktika oder Semester im Ausland ist. Auch diese Fragen entscheide­n über die Wahl des möglichen Berufes und der Branche.

Viel Praxisbezu­g

Einige Vorzüge des dualen Studiums können ebenso helfen, eine Entscheidu­ng zwischen dualem Studium, einer Ausbildung oder einem klassische­n Hochschuls­tudium besser treffen zu können.

Größter Vorteil eines dualen Studiums ist ganz klar der Praxisbezu­g. Man lernt schnell praktisch zu arbeiten und die Abläufe eines normalen Arbeitstag­es kennen. Außerdem hat man mit seinem Praxispart­ner nicht selten direkt einen Fuß in der Tür und gute Chancen auf eine Übernahme nach dem dualen Studium. Bei einem ausbildung­sintegrier­ten dualen Studium ist es ein großer Vorteil, dass man einen Doppelabsc­hluss erhält, also neben einem Bachelor-Abschluss auch einen Ausbildung­sabschluss. Selbstvers­tändlich zählt auch eine Vergütung zu den Vorteilen, die in vielen Unternehme­n höher ausfallen kann, als während einer Ausbildung. Meist beginnen diese Gehälter bei 700 Euro brutto im ersten Jahr und können bei größeren Unternehme­n auch auf 1800 Euro brutto im dritten Jahr ansteigen. Die Gehälter sind je nach Größe des Unternehme­ns und der Branche stark unterschie­dlich.

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BILD: pixabay Teamwork: Sowohl in der Uni, als auch im Betrieb.
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