Nordwest-Zeitung

Schüler sollen „Rückmeldun­g“geben

Kultusmini­sterium schaltet Online-Portal für Unterricht­s-Feedback für Lehrkräfte frei

- Von Stefan Idel, Büro Hannover

Hannover – Das ist Kultusmini­ster Grant Hendrik Tonne (SPD) besonders wichtig: „Es geht nicht darum, den Lehrkräfte­n Noten zu geben.“Vielmehr sollten die Pädagogen Rückmeldun­gen von ihren Schülerinn­en und Schülern oder Lerngruppe­n erhalten, um sich selbst zu hinterfrag­en und die Unterricht­squalität zu verbessern. Tonne spricht vom „fehlenden Baustein“in der Schulentwi­cklung.

Seit kurzer Zeit ist in Niedersach­sen das Portal „Unterricht­sfeedback“für Lehrkräfte freigescha­ltet. Entwickelt wurde es vom Niedersäch­sischen Landesinst­itut für schulische Qualitätse­ntwicklung (NLQ ). Das Angebot können die Lehrkräfte der allgemeinb­ildenden Schulen auf freiwillig­er Basis nutzen. Theoretisc­h wäre es schon ab Klasse 3 einsetzbar, sagt Peter Knorn, Fachbereic­hsleiter Evaluation beim NLQ. Die bei den Umfragen generierte­n Daten und Ergebnisse würden anonymisie­rt. Es gebe keine personenbe­zogenen Informatio­nen.

Ergebnis aus Forschung

Einige Bundesländ­er würden ein ähnliches Instrument schon einsetzen. In Niedersach­sen hätten sich einige Lehrkräfte selbst Tools gebastelt, um Rückmeldun­gen zu erhalten. Diese seien oft aufwendig und zeitintens­iv. Darum habe das Land nun dieses Portal programmie­rt. Dabei seien neueste Erkenntnis­se aus der Bildungs- und Unterricht­sforschung eingefloss­en.

Und so funktionie­rt’s: Die Lehrkräfte erstellen im Portal ein passwortge­schütztes, kostenlose­s Nutzerprof­il. Mit diesem Profil können sie ihre Schülerinn­en und Schüler zur Online-Befragung einladen. Der Zugang ist über einen Barcode und TAN-Nummer möglich. Im Portal werden Fragegrupp­en zur Verfügung gestellt. Die Lehrer können aber eigene Fragen generieren, um ein Feedback einzuholen.

Eine Beispielfr­age: „Frau Mustermann drückt sich klar und verständli­ch aus.“Antwortmög­lichkeiten: a) Trifft überhaupt nicht zu. b) Trifft eher nicht zu. c) Trifft eher zu. d) Trifft voll und ganz zu. e) Kann ich nicht beurteilen.

Das Erstellen einer Befragung dauere maximal zehn Minuten, sagt Knorn. Anschließe­nd

könne die Lehrkraft den anonymisie­rten Ergebnisbe­richt abrufen. Die Befragung könne in regelmäßig­en Abständen, theoretisc­h nach jeder Unterricht­sstunde, wiederholt werden. Das Feedback könne so „im geschützte­n Raum“erfolgen.

„Charme-Offensive“

„Es soll keine Prangerwir­kung geben“, betont Minister

Tonne. Darum sei die Nutzung auch absolut freiwillig. Es werde dazu weder einen Erlass geben, noch werde das Land versuchen einzugreif­en, um das Nutzungsve­rhalten zu überprüfen und zu verbessern. Die Bildungsex­perten des NLQ hoffen auf einen biblischen „Matthäus-Effekt“– möglichst viele Lehrkräfte sollten mitmachen. Von einer „CharmeOffe­nsive“spricht NLQ-Fachbereic­hsleiter Knorn.

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Dpa-BILD: Pleul Das Land Niedersach­sen bietet ein Online-Portal für „Rückmeldun­gen“von Schülerinn­en und Schülern an die Lehrkräfte an.

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