Schüler sollen „Rückmeldung“geben
Kultusministerium schaltet Online-Portal für Unterrichts-Feedback für Lehrkräfte frei
Hannover – Das ist Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) besonders wichtig: „Es geht nicht darum, den Lehrkräften Noten zu geben.“Vielmehr sollten die Pädagogen Rückmeldungen von ihren Schülerinnen und Schülern oder Lerngruppen erhalten, um sich selbst zu hinterfragen und die Unterrichtsqualität zu verbessern. Tonne spricht vom „fehlenden Baustein“in der Schulentwicklung.
Seit kurzer Zeit ist in Niedersachsen das Portal „Unterrichtsfeedback“für Lehrkräfte freigeschaltet. Entwickelt wurde es vom Niedersächsischen Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung (NLQ ). Das Angebot können die Lehrkräfte der allgemeinbildenden Schulen auf freiwilliger Basis nutzen. Theoretisch wäre es schon ab Klasse 3 einsetzbar, sagt Peter Knorn, Fachbereichsleiter Evaluation beim NLQ. Die bei den Umfragen generierten Daten und Ergebnisse würden anonymisiert. Es gebe keine personenbezogenen Informationen.
Ergebnis aus Forschung
Einige Bundesländer würden ein ähnliches Instrument schon einsetzen. In Niedersachsen hätten sich einige Lehrkräfte selbst Tools gebastelt, um Rückmeldungen zu erhalten. Diese seien oft aufwendig und zeitintensiv. Darum habe das Land nun dieses Portal programmiert. Dabei seien neueste Erkenntnisse aus der Bildungs- und Unterrichtsforschung eingeflossen.
Und so funktioniert’s: Die Lehrkräfte erstellen im Portal ein passwortgeschütztes, kostenloses Nutzerprofil. Mit diesem Profil können sie ihre Schülerinnen und Schüler zur Online-Befragung einladen. Der Zugang ist über einen Barcode und TAN-Nummer möglich. Im Portal werden Fragegruppen zur Verfügung gestellt. Die Lehrer können aber eigene Fragen generieren, um ein Feedback einzuholen.
Eine Beispielfrage: „Frau Mustermann drückt sich klar und verständlich aus.“Antwortmöglichkeiten: a) Trifft überhaupt nicht zu. b) Trifft eher nicht zu. c) Trifft eher zu. d) Trifft voll und ganz zu. e) Kann ich nicht beurteilen.
Das Erstellen einer Befragung dauere maximal zehn Minuten, sagt Knorn. Anschließend
könne die Lehrkraft den anonymisierten Ergebnisbericht abrufen. Die Befragung könne in regelmäßigen Abständen, theoretisch nach jeder Unterrichtsstunde, wiederholt werden. Das Feedback könne so „im geschützten Raum“erfolgen.
„Charme-Offensive“
„Es soll keine Prangerwirkung geben“, betont Minister
Tonne. Darum sei die Nutzung auch absolut freiwillig. Es werde dazu weder einen Erlass geben, noch werde das Land versuchen einzugreifen, um das Nutzungsverhalten zu überprüfen und zu verbessern. Die Bildungsexperten des NLQ hoffen auf einen biblischen „Matthäus-Effekt“– möglichst viele Lehrkräfte sollten mitmachen. Von einer „CharmeOffensive“spricht NLQ-Fachbereichsleiter Knorn.