Ruck durch Routinier-Rückkehr?
Werder Bremen auf der Suche nach Stabilität – Freitag in Nürnberg
Bremen – Eigentlich war vieles gut am Samstag in Bremen. Die Leistung des SV Werder gegen Spitzenreiter FC St. Pauli stimmte, die Atmosphäre im erstmals mit 42100 Fans ausverkauften Weserstadion war erstklassig. Wären da nicht die nackten Zahlen: Das 1:1 gegen die Kiez-Kicker war Werders drittes siegloses Spiel in Serie, 16 Punkte aus zwölf Partien und Platz zehn in der 2. Fußball-Bundesliga müssen fraglos als Enttäuschung gewertet werden. Ein Faktor ist ganz sicher die fehlende personelle Kontinuität – und so hofft Werder vor der schweren Aufgabe an diesem Freitag (18.30 Uhr/Sky) beim 1. FC Nürnberg auf einen Ruck durch die Rückkehr der Routiniers.
■ Anfangs Wunsch
„Grundsätzlich wäre es schon wichtig, mal den ganzen Kader zur Verfügung zu haben“, gab Trainer Markus Anfang am
Mittwoch zu verstehen, dass ihn die lange Zeit angespannte Personallage schon genervt hat. Tatsächlich wollte er aber gute Nachrichten verkünden, denn bis auf Felix Agu (muskuläre Probleme) und die Langzeitverletzten seien alle Profis fit und im Training.
■ Suche nach Stabilität
„Wir sind dabei, uns zu stabilisieren“, betonte Anfang. Dass Kapitän Ömer Toprak (32), Kreativspieler Leonardo Bittencourt (27) und Abräumer Christian Groß (32) wieder im Teamtraining und eine Option für die nächsten Spiele darstellen, gibt dem Coach Hoffnung. Nach dem großen Umbruch im Sommer bedingt durch den Abstieg fehlt Werder eine stabile Achse. Toprak, als Eckpfeiler und Anführer der Abwehr eingeplant, spielte erst dreimal über 90 Minuten durch und hatte immer wieder mit Blessuren zu kämpfen. Seit Mitte September stand er nicht mehr im Bremer Aufgebot. Anfang dämpfte am Mittwoch etwas die Erwartungen mit Blick auf Nürnberg: „Wir müssen bei Ömer schauen, ob es sinnvoll ist, ihn mitzunehmen. Er ist in jedem Fall kein Kandidat für die Startelf.“Bereit dafür könnte Groß (auch nur dreimal über 90 Minuten) sein, der gegen St. Pauli in der 85. Minute eingewechselt wurde. Bittencourt (zwei Einsätze, keiner über 90 Minuten) trainiert nach einem Infekt seit Montag wieder, könnte somit Werders Offensive deutlich beleben.
■ Ruck durch Routine
Nicht nur dieses Trio würde Werder mit viel mehr Bundesliga-Erfahrung ausstatten. Jiri Pavlenka (29) stand gegen die Hamburger erstmals wieder zwischen den Pfosten und ist Werders alte, neue Nummer eins. Niclas Füllkrug (28) stürmte erstmals neben Marvin Ducksch (27), beide zusammen bringen es auf mehr als 350 Erst- und Zweitligaspiele. Sechs-Tore-Mann Ducksch hatte zu Beginn der Woche noch mit Rückenproblemen zu kämpfen, ist seit Mittwoch aber ebenfalls zurück im Mannschaftstraining. „Wir müssen sehen, wie er das Training am Donnerstag verkraftet. Aber es ist gut, dass er heute wieder dabei war“, sagte Anfang. Erleidet er keinen Rückfall, dürfte das neue Sturmduo Ducksch/Füllkrug nach seiner guten Leistung gegen St. Pauli weiter gesetzt sein.
■ Siege für Schritte
Pavlenka, Toprak, Groß, Bittencourt, Ducksch und Füllkrug – mit so einem stabilen Gerüst würde sicher ein Ruck durch die Bremer gehen. Eines aber gilt für Werder auch mit seinen Routiniers: „Wiederaufbau braucht Erfolgserlebnisse. Siege tun gut, um den nächsten Entwicklungsschritt zu gehen“, sagte Anfang. Am besten schon am Freitag in Nürnberg.