Worthülsen müssen zu Taten werden
Das sind die Momente der wortmächtigen Redner. Geistreich und unterhaltsam, tiefsinnig und humorvoll, nachdenklich, aber voller Zuversicht melden sie sich zu Wort, wenn es in unterschiedlichsten Institutionen um die Zukunft und ihre Gestaltung geht.
Darin unterscheidet sich die evangelische Kirche in keiner Weise von anderen Organisationen. Deutlich zu erleben auf der EKD-Synode, die gestern ihr Spitzengremium, den Rat der EKD, wählte und heute eine Ratsvorsitzende oder einen Ratsvorsitzenden als obersten Repräsentanten der evangelischen Christen in Deutschland bestimmen will.
Wie die evangelische Kirche sein soll, war eindrucksvoll in den Bewerbungsreden für die Spitzenpositionen zu hören. So soll Bewährtes weiterentwickelt und Neues entdeckt werden. Tiefes Gottvertrauen und nüchterne Wahrnehmung sollen ebenso dazugehören wie pietistische Frömmigkeit und Weltoffenheit.
Der Mut, sich selbst zu verändern, wird beschworen. Nicht zurückschauen, sondern sich nach vorn zu bewegen, sei wichtig. In der Mitte der Gesellschaft soll die Kirche wirken, aber gleichzeitig an den Rändern präsent sein. Finanzkompetenz, aber auch Seelsorgefähigkeit seien gefragt.
Wohldurchdacht und routiniert vorgetragen waren die Äußerungen, gelegentlich wirkten sie aber auch wie inhaltsleere Worthülsen, die noch darauf warten, mit tatsächlichem Handeln gefüllt zu werden.
Und das wird die große Aufgabe des Kirchenparlaments in den kommenden Jahren sein: Aus den Worthülsen müssen Taten werden. In einer Zeit, in der die Mitgliederzahlen schrumpfen, wird es darum gehen, sich zu beschränken, eine Antwort darauf zu geben, was wirklich wichtig ist.
Die Synodalen werden entscheiden müssen, auf welchen Feldern man eine handelnde Kirche sein will – und gleichzeitig wird es darum gehen, sich mit klaren Ansagen in das Entscheidungsringen einer Gesellschaft einzubringen, in der immer weniger Menschen einer christlichen Kirche angehören.
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