Erinnerungen an eine gute Zeit an der Hindenburgschule
Drei ehemalige Schüler wehren sich gegen Pauschalverurteilung – Auch viele empathische Lehrer
Oldenburg – Gegen die Pauschalverurteilung „ihrer Hindenburgschule“wehren sich Peter Steckel (82), Rainer Schmelz (79) und Georg Weber (77), die das heutige Herbartgymnasium in den 50er und 60er Jahren besucht haben. Sie nehmen Bezug auf Berichte anderer Ehemaliger, die von schikanösen Unterrichtsmethoden und Demütigungen schreiben bzw. erzählen.
Keine „schlimme Schule“
„Ja, es gab in dieser Zeit auch einzelne Lehrer, die – wie damals sicherlich auch an anderen Schulen – Schülern nicht nur nach heutiger Sicht in pädagogisch äußerst fragwürdiger Weise Schwierigkeiten machten. Aber all dies sollte nicht dazu führen, eine Schule generell und auch die Lehrkräfte dieser Schule pauschal zu diffamieren, wie es in einzelnen Berichten der NWZ implizit suggeriert wird“, schreibt Steckel. Unterstützt wird er in seiner Betrachtung von seinen ehemaligen Schulkameraden. Rainer Schmelz hatte als Sohn einer Kriegerwitwe einen steinigen Weg zum Abitur zurückzulegen, auf dem er von den Lehrer unterstützt wurde, wie er erzählt. Das Verhalten einiger
Peter Steckel (links) mit seinem Lehrer Dr. Heinrich Köhrmann und zwei ehemaligen Mitschülern auf Klassenfahrt in Berlin im Jahr 1958.
sei grenzwertig gewesen, räumt er ein. Gleichwohl seien viele von ihnen traumatisiert aus dem Krieg zurückgekehrt und wieder im Schuldienst eingesetzt worden. Im übrigen sei das in der Justiz und Verwaltung auch der Fall gewesen. Auf keinen Fall sei
die Hindenburgschule „eine schlimme Schule“gewesen.
Pädagogisch engagiert
Neben den Lehrern, die viel Druck ausgeübt hätten, habe es auch viele empathische Lehrer gegeben, berichtet WeLehrer
ber. Er könne sich nur an wenige erinnern, die so extrem gewesen seien, die meisten waren pädagogisch sehr engagiert. Weber: „Bei 47 Kindern in einer Klasse herrschte ein autoritärer Ton – wie im übrigen in der Gesellschaft damals durchaus üblich.“
Ehemalige Schüler der Hindenburgschule (von links): Peter Steckel (82), Rainer Schmelz (79) und Georg Weber (77).
Die gesamte Hindenburgschule aus dieser Zeit darf jedenfalls nicht diffamiert werden, so Steckel. Der 82-Jährige hatte sie von 1950 bis zum Abitur 1959 besucht. Das Schüler-Lehrer-Verhältnis war geprägt durch Distanz, und der Erziehungsstil war dem Zeitgeist geschuldet überwiegend autoritär und lehrerzentriert, schildert er die Situation. Aber: Nach den Ferien freute man sich auch wieder auf die Schule. Befördert wurde dieser Klassengeist und in Ansätzen auch ein verbessertes LehrerSchüler-Verhältnis durch zahlreiche Klassenfahrten. Steckel:
„Ich persönlich habe zahlreiche Lehrer und auch viele Schulaktivitäten sehr positiv erlebt.“
Der Schule blieb Steckel erhalten: „Als Referendar mit den Fächern Englisch und Sport kehrte ich 1966 an mein altes Gymnasium zur Ausbildung zurück, und als Fachleiter beim Studienseminar besuchte ich die Schule seit Mitte der siebziger Jahre regelmäßig, um am Unterricht meiner Referendare zu hospitieren.“
Auch Rainer Schmelz und Georg Weber sind später nach ihrem Abitur und Studium Lehrer geworden.