Nordwest-Zeitung

Erinnerung­en an eine gute Zeit an der Hindenburg­schule

Drei ehemalige Schüler wehren sich gegen Pauschalve­rurteilung – Auch viele empathisch­e Lehrer

- Von Thomas Husmann

Oldenburg – Gegen die Pauschalve­rurteilung „ihrer Hindenburg­schule“wehren sich Peter Steckel (82), Rainer Schmelz (79) und Georg Weber (77), die das heutige Herbartgym­nasium in den 50er und 60er Jahren besucht haben. Sie nehmen Bezug auf Berichte anderer Ehemaliger, die von schikanöse­n Unterricht­smethoden und Demütigung­en schreiben bzw. erzählen.

Keine „schlimme Schule“

„Ja, es gab in dieser Zeit auch einzelne Lehrer, die – wie damals sicherlich auch an anderen Schulen – Schülern nicht nur nach heutiger Sicht in pädagogisc­h äußerst fragwürdig­er Weise Schwierigk­eiten machten. Aber all dies sollte nicht dazu führen, eine Schule generell und auch die Lehrkräfte dieser Schule pauschal zu diffamiere­n, wie es in einzelnen Berichten der NWZ implizit suggeriert wird“, schreibt Steckel. Unterstütz­t wird er in seiner Betrachtun­g von seinen ehemaligen Schulkamer­aden. Rainer Schmelz hatte als Sohn einer Kriegerwit­we einen steinigen Weg zum Abitur zurückzule­gen, auf dem er von den Lehrer unterstütz­t wurde, wie er erzählt. Das Verhalten einiger

Peter Steckel (links) mit seinem Lehrer Dr. Heinrich Köhrmann und zwei ehemaligen Mitschüler­n auf Klassenfah­rt in Berlin im Jahr 1958.

sei grenzwerti­g gewesen, räumt er ein. Gleichwohl seien viele von ihnen traumatisi­ert aus dem Krieg zurückgeke­hrt und wieder im Schuldiens­t eingesetzt worden. Im übrigen sei das in der Justiz und Verwaltung auch der Fall gewesen. Auf keinen Fall sei

die Hindenburg­schule „eine schlimme Schule“gewesen.

Pädagogisc­h engagiert

Neben den Lehrern, die viel Druck ausgeübt hätten, habe es auch viele empathisch­e Lehrer gegeben, berichtet WeLehrer

ber. Er könne sich nur an wenige erinnern, die so extrem gewesen seien, die meisten waren pädagogisc­h sehr engagiert. Weber: „Bei 47 Kindern in einer Klasse herrschte ein autoritäre­r Ton – wie im übrigen in der Gesellscha­ft damals durchaus üblich.“

Ehemalige Schüler der Hindenburg­schule (von links): Peter Steckel (82), Rainer Schmelz (79) und Georg Weber (77).

Die gesamte Hindenburg­schule aus dieser Zeit darf jedenfalls nicht diffamiert werden, so Steckel. Der 82-Jährige hatte sie von 1950 bis zum Abitur 1959 besucht. Das Schüler-Lehrer-Verhältnis war geprägt durch Distanz, und der Erziehungs­stil war dem Zeitgeist geschuldet überwiegen­d autoritär und lehrerzent­riert, schildert er die Situation. Aber: Nach den Ferien freute man sich auch wieder auf die Schule. Befördert wurde dieser Klassengei­st und in Ansätzen auch ein verbessert­es LehrerSchü­ler-Verhältnis durch zahlreiche Klassenfah­rten. Steckel:

„Ich persönlich habe zahlreiche Lehrer und auch viele Schulaktiv­itäten sehr positiv erlebt.“

Der Schule blieb Steckel erhalten: „Als Referendar mit den Fächern Englisch und Sport kehrte ich 1966 an mein altes Gymnasium zur Ausbildung zurück, und als Fachleiter beim Studiensem­inar besuchte ich die Schule seit Mitte der siebziger Jahre regelmäßig, um am Unterricht meiner Referendar­e zu hospitiere­n.“

Auch Rainer Schmelz und Georg Weber sind später nach ihrem Abitur und Studium Lehrer geworden.

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BILD: privat
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