„Es sind definitiv beide Werte gefährlich“
Dr. Andreas Reents spricht über Blutdruck-Grenzen und mögliche Gefahren
Herr Dr. Reents, wie oft überprüfen Sie eigentlich Ihren eigenen Blutdruck? Reents: Ich messe ihn einmal täglich. Das liegt auch daran, dass ich selbst unter Bluthochdruck leide und Tabletten dagegen nehmen muss. Natürlich muss ich aber auch meinen Lebensstil ändern und unter anderem mein Gewicht reduzieren.
Bei welchen Blutdruckwerten ziehen Sie und Ihr Ärzteteam die Grenzen?
Reents: Wir halten uns da an die Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation WHO. Als normal gilt demnach ein systolischer Wert zwischen 120 und 129 und ein diastolischer Wert zwischen 80 und 84. Hochnormal ist der Blutdruck im Bereich zwischen 130 und 139 sowie 85 und 89. Danach geht es beim oberen Wert in Schritten von 20 und beim unteren Wert in Schritten von zehn weiter. Man spricht dann von Bluthochdruck Grad 1, Grad 2 und Grad 3.
Kann der Blutdruck denn überhaupt zu niedrig sein? Reents: Es ist interessant, dass es diesbezüglich keine Werte im Ranking gibt. Der Blutdruck ist definitiv zu niedrig, wenn es zu Perfusionsausfällen kommt, die Organe also nicht mehr ausreichend durchblutet werden. Insgesamt kann man aber auch mit niedrigen Werten beispielsweise von 100/70 hervorragend leben.
Welcher der beiden Werte ist eigentlich gefährlicher, wenn der Blutdruck zu hoch ist?
Reents: Es sind definitiv beide Werte gefährlich, weil die Organe mit einem extremen Perfusionsdruck nicht fertig werden. Werte ab 180 sorgen etwa dafür, dass sich am Endorgan die Gefäße verengen, damit das Blut nicht so sehr reindrückt. Diese Blutdruckspitzen können aufgrund des immensen Pressstrahls viel kaputt machen. Natürlich ist auch ein hoher Blutdruck problematisch, der unter 180 liegt, weil sich die Gefäße dadurch versteifen.
Und der untere Wert? Reents: Wenn dieser zu hoch ist, ist das auch nichts Schönes. Die Durchblutung der Organe, beispielsweise des Herzens, spiegeln sich auch im zweiten Wert wider. Es kann zur Durchblutungsverhinderung der Kranzgefäße kommen. Auch Arteriosklerose ist dann ein Problem, das langfristig zur koronaren Herzkrankheit führen kann.
Worauf ist zu achten, wenn man selbst den Blutdruck kontrollieren möchte? Reents: Uns interessieren immer die Blutdruckwerte in Ruhe, denn unter Belastung ist der Blutdruck ohnehin höher. Man sollte also nicht zwischen Tür und Angel oder in einer hektischen Situation messen. Erst drei bis fünf Minuten ruhig sitzen, dabei vielleicht die Zeitung überfliegen und dann die Messung starten. Ganz wichtig ist auch, die Werte zu protokollieren.
Geben Sie uns einen Rat mit Blick auf geeignete Geräte. Reents: Die Hochdruckliga nennt unter www.hochdruckliga.de/betroffene/blutdruckmessgeraete gute und geprüfte Geräte. Wir halten Geräte für den Oberarm für geeigneter, da die Ergebnisse von Geräten am Handgelenk zu variabel und damit zu wenig valide sind. Wirklich gute Geräte gibt es mittlerweile für etwa 20 Euro.