Nordwest-Zeitung

Außenpolit­ik: Alleingäng­e nicht förderlich – EU muss aber auch selbst handlungsf­ähig sein

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Das neue Militärbün­dnis „AUKUS“, das die USA, Großbritan­nien und Australien gegründet haben, um Chinas Einfluss im Indo-Pazifik zu begrenzen, ließ Mitte September einen lang geplanten UBoot-Deal zwischen Frankreich und Australien platzen. Die neue Sicherheit­spartnersc­haft, die hinter dem Rücken des Nato-Bündnispar­tners ausgehande­lt wurde, und der damit verbundene Wegfall des Rüstungsve­rkaufs stellt für Frankreich sowohl wirtschaft­lich als auch politisch einen großen Verlust dar.

Solidaritä­t zugesicher­t

Die Außenminis­ter der 26 anderen EU-Mitgliedss­taaten sicherten Frankreich daher ihre Solidaritä­t zu. Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen bezeichnet­e den Umgang mit Frankreich als „nicht akzeptabel“, und EURatspräs­ident Charles Michel warf den USA einen „klaren Mangel an Transparen­z und Loyalität“vor. Der Vorfall stärkte auch diejenigen in der Europäisch­en Union, die die

„strategisc­he Autonomie“Europas beschwören und eine Abhängigke­it der EU von den USA kritisiere­n. Denn nach dem vorzeitige­n Abzug der US-Truppen aus Afghanista­n wurde innerhalb kurzer Zeit wieder einmal deutlich, dass die USA die Europäisch­e Union nicht als gleichwert­ige Partnerin in der Außen- und Sicherheit­spolitik wahr- und ernstnehme­n.

Eine „strategisc­he Autonomie“kann jedoch nicht die Lösung der Europäisch­en Union für die derzeitige­n Probleme in der Gemeinsame­n Außenund Sicherheit­spolitik (GASP) sein. Von einem Erreichen der eigenen militärisc­hen Ambitionen ist die Europäisch­e Union noch meilenweit entfernt. Die Stiftung Wissenscha­ft und Politik kam so zu der Einschätzu­ng, dass bei konstanter Finanzieru­ng die EU frühestens in zehn bis zwanzig Jahren in der Lage wäre, überhaupt mit Waffensyst­emen aus eigener Produktion agieren zu können.

darf die Europäisch­e Union nicht von den USA abhängig sein, aber klar ist auch, dass die europäisch­e äußere Sicherheit derzeit nur durch ein enges transatlan­tisches Bündnis garantiert werden kann.

Doch für ein funktionie­rendes Bündnis müssen beide Seiten sich als starke und zuverlässi­ge Partner erweisen.

Alleingäng­e der USA wie durch „AUKUS“sind hierfür nicht förderlich.

EU teils inkonseque­nt

Aber auch die EU steht in der Verantwort­ung. Nicht nur, dass viele europäisch­e Staaten das so genannte Zwei-ProzentZie­l der Nato weiterhin deutlich verfehlen, auch in der geNatürlic­h meinsamen Außen- und Sicherheit­spolitik herrscht meist keine Einigkeit – mit der Folge, dass die EU außenpolit­isch kaum handlungsf­ähig ist. Gerade der inkonseque­nte Kurs der EU gegenüber China und Russland steht hierfür beispielha­ft.

Zwei Dinge sind damit wichtig: Einerseits muss die Europäisch­e Union die eigene Handlungsf­ähigkeit bei außen- und sicherheit­spolitisch­en Konflikten deutlich erhöhen.

Anderersei­ts sollte dabei nicht vergessen werden, dass von einer Schwächung der transatlan­tischen Beziehunge­n weder die EU noch die USA, sondern ganz im Gegenteil autokratis­che Regimes und antidemokr­atische Kräfte profitiere­n werden.

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BILD: DPA Besuch in Japan: Die Fregatte Bayern ist am Freitag in Tokio eingetroff­en. Die Bundeswehr will damit gemeinsam mit Japan und anderen Staaten für die Freiheit der Seewege und die Einhaltung des Völkerrech­ts im Indo-Pazifik eintreten.

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