EWE erhöht Gaspreis um 13 Prozent
Strom wird knapp vier Prozent günstiger – Änderungen zum Jahreswechsel
Oldenburg – Gaspreis rauf, Strompreis runter: Auf Hunderttausende EWE-Kunden kommen zum Jahreswechsel spürbare Preisänderungen zu.
Wie der Oldenburger Energieversorger am Mittwoch mitteilte, steigt für alle EWEKunden in der Grundversorgung (Tarif „Erdgas comfort“) der Arbeitspreis für die Kilowattstunde deutlich um 13,3 Prozent von brutto 6,84 Cent auf 7,75 Cent. Ein Durchschnittskunde mit einem Jahresverbrauch von 17500 Kilowattstunden zahlt damit laut
EWE rund 158 Euro mehr im Jahr.
Der Strompreis sinkt dagegen für alle Grundversorgungskunden (Tarif „Strom comfort“) um 3,9 Prozent von derzeit brutto 27,33 Cent pro Kilowattstunden auf 26,26 Cent. Ein durchschnittlicher Stromkunde (Jahresverbrauch: 2800 Kilowattstunden) spart damit nach EWEAngaben rund 30 Euro im Jahr.
„Die Gaspreise müssen wir erhöhen, da die Kosten für die Gasbeschaffung aufgrund weltweit hoher Nachfrage massiv gestiegen sind“, sagt Oliver Bolay, Geschäftsführer der EWE Vertrieb GmbH. Betroffen davon seien alle Energieunternehmen in Deutschland. „Zusätzlich steigt die staatliche CO2-Abgabe, die zum Erreichen der Energiewende eingeführt wurde.“
Beim Strom sind die Bezugskosten laut Bolay zwar ebenfalls vor allem seit dem Sommer stark gestiegen. „Die sinkende EEG-Umlage – sie dient der Förderung von Erneuerbaren Energien – ermöglicht es uns aber, die Preise zu senken“, erläutert er.
Betroffen von den Preisänderungen sind nach seinen Angaben rund 320 000 Kunden im Gasbereich und rund 530 000 Kunden im Strombereich – und damit etwa die Hälfte der EWE-Kunden. Der Großteil der anderen Kunden habe sich mit sogenannten Laufzeitverträgen seinen Preis längerfristig abgesichert. „Die Sonderverträge mit Vertragslaufzeit und Preisgarantie laufen bei uns so weiter, wie im Vertrag vereinbart“, sagt Bolay. Ein Rauskündigen aus Verträgen, wie es bei einigen anderen Anbietern vorgekommen ist, sei für EWE kein Thema.
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Oldenburg – Jetzt hat auch der Oldenburger Energieversorger EWE mitgeteilt, wie sich die Energiepreise für seine Kunden verändern werden: Gas wird zum Jahreswechsel um 13,3 Prozent teurer, Strom um 3,9 Prozent billiger. Fragen und Antworten:
Was sind die Gründe für die Preisanpassungen
Oliver Bolay, Geschäftsführer EWE Vertrieb, nennt zwei wesentliche Gründe: zum einen die Beschaffungskosten, die sowohl bei Gas als auch bei Strom seit dem Sommer extrem gestiegen sind, und zum anderen Veränderungen bei staatlichen Abgaben. An den Spotmärkten, wo Strom und Gas kurzfristig gehandelt werden, waren die Preise zuletzt auf Rekordhöhen geklettert. „Die besorgniserregenden Preissprünge im Großhandel sind zum einen der hohen Nachfrage aus Asien, zum anderen den gedrosselten Liefermengen aus Russland geschuldet“, sagt Thorsten Storck, Energieexperte beim Vergleichsportal Verivox mit Blick auf den Gasmarkt.
Bei den staatlichen Abgaben zeigen sich dagegen unterschiedliche Effekte. Die CO2-Abgabe für fossile Brennstoffe steigt zum Jahreswechsel von 25 auf 30 Euro pro Tonne, was den Gaspreis zusätzlich verteuert. Die EEG-Umlage zur Förderung der Erneuerbaren Energien sinkt dagegen 2022 um 2,777 Cent pro Kilowattstunde auf 3,723 Cent, was Strom billiger macht.
Was ändert sich beim EWE-Strom noch
Ökostrom wird künftig Standard bei dem Oldenburger Versorger. „Zum 1. Januar vergrünen wir die Grundversorgung beim Strom“, sagt Bolay. Das bedeute, dass die Grundversorgung bei EWE zum Jahreswechsel komplett auf Ökostrom umgestellt werde. Künftig würden damit mehr als 85 Prozent aller EWE-Stromkunden mit Ökostrom versorgt. „Diese Umstellung hat keine Auswirkungen auf die Preise für unsere Kunden“, betont er.
Wie ist die Preiserhöhung beim Gas einzuordnen
Dass es bei EWE zu einer spürbaren Erhöhung des Gaspreises kommen wird, war aufgrund der genannten Gründe zu erwarten gewesen – offen war hier lediglich die Höhe. Marktbeobachter gehen nicht davon aus, dass überhaupt ein regionaler Gasversorger rund um den Jahreswechsel die Preise senken wird. „In den kommenden Wochen erwarten wir eine große Preiswelle bei Gas“, sagt Storck. Bei den Grundversorgern rechnen Marktbeobachter mit Erhöhung zwischen zehn und mehr als 20 Prozent. Bei kleineren Energie-Discountanbietern, die vor allem auf eine kurzfristige Beschaffung setzen, könnten die Preise sogar noch stärker steigen. „Wir sind bei unserer Beschaffungsstrategie langfristig orientiert, was den starken Anstieg der Bezugskosten seit diesem Sommer für unsere Kunden etwas abgefedert hat“, sagt Bolay.
Wie ist die Senkung beim Strompreis zu bewerten
Dass die EWE den Strompreis um 3,9 Prozent senkt, ist eine positive Überraschung. Marktbeobachter sind zuletzt eher davon ausgegangen, dass die meisten Stromanbieter wegen der kräftig gestiegenen Bezugskosten ihren Preis maximal stabil halten können oder dass es sogar zu Erhöhungen kommt. Neben der gesunkenen EEG-Umlage dürften sich hier auch die langfristig orientierte Beschaffungsstrategie der EWE und die regional stabilen Netzentgelte positiv ausgewirkt haben.
Lohnt sich ein Wechsel des Anbieters
Ein Wechsel kann sich immer lohnen. Rechtlich ist das auch kein Problem, da Kunden ein Sonderkündigungsrecht haben, sobald ein Anbieter eine Preiserhöhung ankündigt. Allerdings könnte ein Anbieterwechsel in diesem Jahr etwas schwieriger werden als üblich. Zum einen dürfte das Einsparpotenziel geringer ausfallen als in früheren Jahren, da zumindest beim Gas wohl alle Anbieter die Preise spürbar erhöhen werden. Und zum anderen lehnen einige Anbieter wie etwa Eon wegen der Bezugskostenproblematik derzeit – zumindest vorübergehend – Neukunden ab. Andere Versorger, etwa EnBW oder Entega, haben zumindest das Werben um Neukunden zurückgefahren und sind zeitweise auf Vergleichsportalen wie Verivox oder Check24 nicht mehr gelistet. Auch die EWE selbst agierte dort zuletzt nur noch sehr zurückhaltend.