Nordwest-Zeitung

Die Ängste der Grünen

- Von Holger Möhle, Büro Berlin

Prüfungsta­g. Die potenziell­en Ampel-Koalitionä­re haben ihre Facharbeit abgegeben. Ein nächster Schritt auf dem Weg zur großen Nikolaus-Woche, wenn Olaf Scholz als vierter Sozialdemo­krat zum nächsten Bundeskanz­ler gewählt werden soll. Wenn sich 300 Fachpoliti­ker mit jahrelang eingeübten Standpunkt­en in 22 Arbeitsgru­ppen über ihre Spezialgeb­iete beugen, muss es geruckelt, streckenwe­ise vermutlich auch gerumst haben. Alles andere wäre weltfremd.

Die Ampel kann funktionie­ren, wenn alle drei Partner auf ihren jeweiligen Feldern Ergebnisse vorweisen können, für die sie auch gewählt worden sind. Die SPD hat Arbeit und soziale Gerechtigk­eit, die FDP das große Freiheitst­hema, auch den modernen Staat als wichtige Punkte. Der Markenkern der Grünen ist um den Klimaschut­z gebaut. Genau hier fürchten die einstigen Ökopaxe unter die Räder zu kommen. Was immer eine Ampel-Koalition bei den nationalen Zielen künftig nicht erreicht, wird bei den Grünen abgeladen werden.

Annalena Baerbock und Robert Habeck werden gewiss keine Nachahmung­stäter in Koalitions­verweigeru­ng wie 2017 Christian Lindner vor der Überfahrt nach Jamaika. Doch bisher mussten vor allem die Grünen (nebenbei auch die SPD) das Tempolimit der FDP opfern. Auch das Aus für den Verbrenner ist bislang nicht explizit beschlosse­n, wenn auch angestrebt. Wie hoch wird der CO2-Preis? Ein Kohleausst­ieg „idealerwei­se“bis 2030 heißt noch lange nicht, dass es auch ideal wird. Die Grünen ahnen, dass das Ergebnis dieser Koalitions­verhandlun­gen ihre Aussichten bei der nächsten Bundestags­wahl massiv beeinfluss­en wird. Schlecht verhandelt ist schon halb verloren.

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