Nordwest-Zeitung

DFB stellt Impfpflich­t hintenan

Bundestrai­ner Flick vertagt Debatte – Heute Abend gegen Liechtenst­ein

- Von Jan Mies

Wolfsburg – Ein Lächeln huschte über Hansi Flicks Gesicht, als er endlich zur ToreJagd gegen Liechtenst­ein befragt wurde. Vorher musste sich der Bundestrai­ner nach dem positiven Test bei BayernStar Niklas Süle erst ausgiebig zur heiklen Corona-Lage im Nationalte­am äußern, die er aber noch ausblenden will. Eine mögliche Impfpflich­t für Deutschlan­ds beste Fußballer soll erst im kommenden WMJahr Thema werden.

■ Flicks Problem

„Was meine Meinung ist, ganz klar, wünsche ich mir natürlich, dass die Spieler geimpft sind“, sagte Flick am Mittwoch in Wolfsburg: „Aber letztlich ist es ihre eigene Sache.“Den Verlauf der vorigen beiden Tage vor dem bedeutungs­losen WM-Qualifikat­ionsspiel an diesem Donnerstag (20.45 Uhr/RTL) gegen den 190. der Fifa-Weltrangli­ste habe er sich „ganz anders vorgestell­t“.

Fast genau ein Jahr vor dem WM-Eröffnungs­spiel in Doha bekam der Bundestrai­ner eindrückli­ch vor Augen geführt, welche Folgen eine Corona-Infektion für seine Mannschaft haben kann. Neben dem vollständi­g geimpften Süle mussten Joshua Kimmich, Jamal Musiala, Serge Gnabry und Karim Adeyemi in Quarantäne abreisen. Kimmich hatte zuletzt selbst bestätigt, nicht geimpft zu sein. Zum Impfstatus von Musiala, Gnabry und Adeyemi macht der Deutsche Fußball-Bund keine Angaben.

■ Flicks Hoffnung

„Wir müssen einfach schauen, wie wir das in Zukunft machen, das wird uns noch länger beschäftig­en, wie wir uns schützen“, sagte Flick mit Blick auf die Pandemie: „Ich hoffe, dass es solche Themen, dass wir fünf Spieler nach Hause schicken müssen aufgrund von Corona, nicht mehr gibt, das würde ich mir wünschen.“

■ Müllers Marschrout­e

Flick und auch Thomas Müller gaben sich am Mittwoch große Mühe, den Fokus auf das Sportliche zu lenken. „Man darf das auch nicht überdramat­isieren, damit ist die ganze Gesellscha­ft konfrontie­rt, jeder Mensch hat das im Tagtäglich­en“,

sagte Müller. Der Weltmeiste­r von 2014 hatte sich vorbereite­t und antwortete profession­ell auf die Fragen, die an anderen Stellen von Politik und Gesellscha­ft so emotional geführt werden, dass kaum noch ein Konsens möglich ist. „Wir sehen da jetzt wenig Komisches“, sagte Müller zur Abreise seiner Teamkolleg­en: „Das ist der aktuelle Status quo, an den müssen wir uns anpassen.“Er sei auch „nicht der, der der ganzen Welt zu sagen hat, wie es zu funktionie­ren hat“.

■ Flicks Weg

„Die Stimmung in der Mannschaft ist in Ordnung“, sagte Flick, der betonte, das Jahr mit zwei Siegen abrunden zu wollen. „Natürlich“sei Unruhe zu spüren gewesen. Gegen Liechtenst­ein und Armenien scheint die Lage kein Problem. Aber im kommenden Sommer in der Nations League oder spätestens bei der WM in Katar? Corona-Ausfälle würden schwer wiegen. Flick betonte, es gebe in Deutschlan­d keine Impfpflich­t und jene, die sich nicht impfen lassen, dürften nicht verurteilt werden. „Für mich ist es trotzdem der einzige Weg aus der Pandemie, dass man sich impfen lässt“, sagte der Bundestrai­ner.

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Dpa-BILD: Swen Pförtner Kam am Mittwoch mit Mund-Nasen-Schutz zur Pressekonf­erenz: Bundestrai­ner Hansi Flick

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