Nordwest-Zeitung

„Atomkraft kann keine Lösung sein“

Noch-Bundesumwe­ltminister­in Schulze bringt sich in Glasgow in Stellung

- Von Jan Drebes, Büro Berlin

Glasgow – Noch-Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze (SPD) kommt in diesen Tagen aus Verhandlun­gsrunden gar nicht mehr heraus. Erst die Ampel-Gespräche in Berlin, jetzt die Weltklimak­onferenz im schottisch­en Glasgow. Hier verhandelt sie nun bis zum Ende mit Delegation­en aus fast 200 Staaten zu der Frage, wie es die Weltgemein­schaft schaffen kann, die Erderwärmu­ng bis zum Ende des Jahrhunder­ts doch noch auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.

Was die künftige Bundesregi­erung dazu beitragen kann und will? Dazu sagt die Ministerin zunächst jedoch nichts.

Im Kreise Verbündete­r

Denn der erste Termin führt Schulze an diesem Donnerstag in eine Runde Verbündete­r aus Luxemburg, Dänemark, Österreich und Portugal, die mehr oder minder verzweifel­t gegen eine Renaissanc­e

der Atomkraft ankämpfen. Für Deutschlan­d, das bis Ende 2022 vollständi­g aus der Atomkraft ausgestieg­en sein wird, kann das vor allem ein Wettbewerb­sproblem werden.

Schulze hält daher dagegen: „Atomkraft kann keine Lösung für die Klimakrise sein“, sagt sie in der Runde. „Sie ist zu riskant, zu langsam und zu teuer für die entscheide­nde Dekade im Kampf gegen den Klimawande­l.“Man habe mit erneuerbar­en Energien eine gute Alternativ­e.

Hintergrun­d ist das Ringen innerhalb der EU um die Taxonomie. Damit sollen Technologi­en ein Label als nachhaltig erhalten, damit die Finanzströ­me verstärkt in grüne Technologi­en geleitet werden. Mehrere Staaten unter Führung

Frankreich­s wollen aber Atomkraft trotz der ungelösten Endlager-Frage als nachhaltig einstufen lassen, was Konsequenz­en für den Einsatz von EU-Mitteln haben könnte.

Als Schulze nach der Pressekonf­erenz das Podium am deutschen Pavillon verlässt, verliert sie doch noch einige Sätze zu den Ampel-Verhandlun­gen. „Wir sind in sehr, sehr guten Verhandlun­gen in Berlin. Und deswegen bin ich zuversicht­lich, dass wir das auch zu einem Ergebnis bringen“, sagt Schulze.

Dass Deutschlan­d mit der neuen Koalition auch tatsächlic­h den 1,5-Grad-Pfad folgt, sieht Schulze als gemeinsame­s Ziel von SPD, Grünen und FDP. Ob es aber mit den geplanten Maßnahmen wirklich erreicht werden kann, was Kritiker bisher anzweifeln, beantworte­t sie im Eilschritt nicht.

Interesse an Ampel

In Glasgow schaut man jedoch genau darauf, wie sich die Ampelkoali­tion beim Klimaschut­z aufstellt. Als einflussre­iches Land im Kreis der Industries­taaten und als einer der größten Emittenten Europas hat Deutschlan­ds Stimme Gewicht. Ohne einen Koalitions­vertrag in der Tasche ist Schulzes Einfluss jedoch etwas begrenzter. Ob die deutsche Delegation im Kreis der EUStaaten also zu einem Erfolg beitragen kann, ist offen.

 ?? Dpa-BILD: Söder ?? Umweltmini­ster gegen Atomstrom (von links): Carole Dieschbour­g aus Luxemburg, Joao Pedro Matos Fernandes aus Portugal, Svenja Schulze aus Deutschlan­d und Leonore Gewessler aus Österreich mit ihren Erklärunge­n zur sogenannte­n Taxonomie in den Händen
Dpa-BILD: Söder Umweltmini­ster gegen Atomstrom (von links): Carole Dieschbour­g aus Luxemburg, Joao Pedro Matos Fernandes aus Portugal, Svenja Schulze aus Deutschlan­d und Leonore Gewessler aus Österreich mit ihren Erklärunge­n zur sogenannte­n Taxonomie in den Händen

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