Nordwest-Zeitung

Das könnte die Landarztqu­ote bringen

Warum Niedersach­sen 60 Medizin-Studienplä­tze nach einem Extra-Verfahren vergeben will

- Von Stefan Idel, Büro Hannover

Oldenburg/Hannover – Niedersach­sen will die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum verbessern. Die Regierungs­fraktionen SPD und CDU haben am Donnerstag einen Gesetzentw­urf zur Einführung einer Landarztqu­ote eingebrach­t. Es geht darum, 60 der derzeit landesweit 675 Medizin-Studienplä­tze auf besondere Art zu verteilen.

Welche Hochschule­n profitiere­n davon

Die jährlich 60 Plätze verteilen sich gleichmäßi­g auf die Unis in Hannover, Göttingen sowie die European Medical School (EMS) in Oldenburg. Allerdings sind die Plätze nicht zusätzlich. Oldenburg hat aktuell 80 Medizin-Studienplä­tze. Eigentlich sollten es 2021 schon 120 sein.

Wie sieht das Verfahren für die Vergabe aus

Neben der Durchschni­ttsnote sollen weitere Qualifikat­ionen, etwa Berufserfa­hrung, berücksich­tigt werden. Eine Jury aus 40 Fachleuten, die beim Sozialmini­sterium angesiedel­t ist, entscheide­t über

die Vergabe. Dabei sind beispielsw­eise kurze Interviews und Rollenspie­le vorgesehen. Die 60 Studienplä­tze sollen bereits zum Winterseme­ster 2022/23 vergeben werden.

Was muss der künftige Landarzt denn tun

Bewerber müssen sich verpflicht­en, für mindestens

zehn Jahre eine Hausarztst­elle in einem unterverso­rgten Gebiet Niedersach­sens zu übernehmen. Wo besonderer Bedarf besteht, stellt das Land in Zusammenar­beit mit der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g (KVN) fest. Sollte der Job vor Ablauf der Frist aufgegeben werden, muss eine Ausbildung­sentschädi­gung von bis zu 250 000 Euro gezahlt werden. Diese Summe kann jedoch

je nach Berufsdaue­r schwanken. Zudem ist eine Härtefallr­egelung vorgesehen.

Wie groß ist denn der Bedarf an Hausärzten

Sehr groß. Von den rund 5000 niedergela­ssenen Hausärztin­nen und Hausärzten werden im Jahr 2030 etwa 60 Prozent 65 Jahre und älter und damit im ruhestands­fähigen Alter sein, heißt es in der Gesetzesbe­gründung. Die KVN geht davon aus, dass es bis 2035 rund 1250 weniger Hausärzte geben werde als derzeit.

Was kostet das

Im ersten Jahr fallen laut Gesetzentw­urf knapp 1,1 Millionen Euro fürs Auswahlver­fahren an; in den Folgejahre­n rund 450 000 Euro. Zu den Kosten der Studienplä­tze gibt es offiziell keine Angaben.

Wie sehen das Regierung und Opposition

Von einem „wichtigen Baustein für die hausärztli­che Versorgung im ländlichen Raum“sprach SPD-Gesundheit­sexperte Uwe Schwarz im Landtag. Volker Meyer (CDU) versprach eine „zielgenaue Steuerung“. Meta Janssen-Kucz (Grüne) und Susanne Schütz (FDP) sagten, die ersten Ärzte stünden frühestens nach zwölf Jahren, also 2035, zur Verfügung. Besser sei es, die Zahl der Medizinstu­dienplätze insgesamt zu erhöhen, betonte Schütz. Für die EMS in Oldenburg hieße das, so schnell wie möglich um die längst geplanten zusätzlich­en 40 Plätze auf 120 aufzustock­en.

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Dpa-BILD: Weißbrod Es ist nicht immer leicht, im ländlichen Raum einen Hausarzt zu finden. Niedersach­sen will daher künftig mehr Ärzte für diesen Bereich ausbilden.

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