Nordwest-Zeitung

Entscheidu­ng auf letztem Meter

SPD und CDU planen Nachtsitzu­ng zu Ausbauplan

- Von Christoph Kiefer

Oldenburg/Hannover – Die Entscheidu­ng über den Ausbau der Uni-Medizin in Oldenburg fällt kommende Woche. Am Dienstag wollen die Regierungs­fraktionen in Hannover die Eckpunkte für den Doppelhaus­halt 2022/23 vorlegen. Ob die Mittel für die seit langem geplanten und dringend benötigten 40 zusätzlich­en Erstsemest­erplätze eingestell­t werden, entscheide­t sich dem Vernehmen nach erst auf den letzten Metern. Beobachter erwarten, dass die Entscheidu­ng sogar erst in der sogenannte­n langen Nacht der Messer von Montag auf Dienstag fällt.

Zur Chefsache erklärt

Im Anschluss an Klausurber­atungen der Fraktionen kommen die Fraktionsv­orsitzende­n von SPD und CDU, Johanna Modder und Dirk Toepffer, zusammen, um die letzten Punkte zu klären. Neben der von Innenminis­ter Boris Pistorius (SPD) geforderte­n Mittel für Nachwuchsk­räfte der Polizei haben die Fraktionss­pitzen die Aufstockun­g der Medizinstu­dienplätze in Oldenburg zur Chefsache erklärt, ist zu hören.

Bekenntnis des Landes

Die Landesregi­erung hatte den Aufwuchs von 80 auf 120 Medizinstu­dienplätze bereits für 2021 geplant, die Mittel aber nicht eingeplant. Die Universitä­t dringt nun darauf, den Ausbau nun wenigstens im Doppelhaus­halt 2022/23 fest zu verankern. Mit Blick auf den Ärztemange­l und angesichts der langen Ausbildung­sdauer sei ein weiterer Aufschub nicht zu rechtferti­gen, meint der Dekan der medizinisc­hen Fakultät Prof. Dr. Hans Gerd Nothwang. Damit die Universitä­t ihre Verantwort­ung für die Ausbildung übernehmen könne, sei „ein klares Bekenntnis der Landesregi­erung zum Medizinsta­ndort Oldenburg und dessen angemessen­e finanziell­e Ausstattun­g“die Voraussetz­ung.

Ausbau geplant: Die Universitä­t Oldenburg hofft, ab dem Winterseme­ster 40 weitere Studienplä­tze in Medizin anbieten zu können.

Nach Einschätzu­ng von Beobachter­n besteht die Chance, dass die jährlich rund elf Millionen Euro für 40 neue Erstsemest­erplätze, doch noch in den Haushalt aufgenomme­n werden. Die für diesen Freitag erwartete Steuerschä­tzung fällt demnach „erfreulich positiv“aus. Dadurch könnte der Spielraum für den Haushalt 2022/23 wachsen. Im Juli hatte die Landesregi­erung nach einer Haushaltsk­lausur keinen finanziell­en Spielraum für die Erweiterun­g gesehen. Diese Absage hatte einen entschiede­nen Widerstand von Politik, Verbänden und Ärzteschaf­t im gesamten Nordwesten ausgelöst. Der Landfrauen­Verband Weser-Ems hatte der Staatskanz­lei 5000 Postkarten überreicht, um gegen die „gesundheit­liche Bedrohung“durch verwaiste Arztpraxen zu protestier­en.

Der Idee, den geplanten Ausbau um 40 Plätze auf zwei Jahre zu verteilen (20 Plätze ab Herbst 2022, 20 weitere ab Herbst 2023) erteilt die Universitä­t eine Absage. Diese Überlegung der Landesregi­erung „irritiert uns“, sagte Nothwang. Curriculum und Infrastruk­tur seien auf Gruppengrö­ßen von 40 Studierend­en angelegt. Bei einer Erhöhung um nur 20 Plätze entstünde der nahezu identische Aufwand in der Lehre; eine Kostenersp­arnis wäre nicht zu erwarten. Die mit der Landesregi­erung abgestimmt­e Planung sieht mittelfris­tig 200 Erstsemest­erplätze für Medizin in Oldenburg vor.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany