Nordwest-Zeitung

„Autonome Revolution“macht im Hafen fest

„Nellie Bly“macht auf Überführun­gsfahrt von Amsterdam nach Hamburg in Oldenburg Station

- Von Thomas Husmann

Oldenburg – Die Keimzelle der „autonomen Revolution auf dem Wasser“lag in Oldenburg. Genau genommen war es im September, als NWZ-Leser Jürgen Schirschin­g ein Foto vom Schlepper „Nellie Bly“schoss, als der auf seiner Überführun­gsfahrt von der holländisc­hen Damen Werft in Amsterdam nach Hamburg in Oldenburg am Stau zur Übernachtu­ng festgemach­t hatte.

1000 Seemeilen

Wenige Wochen später startete das Schiff dann zu seiner autonomen Jungfernfa­hrt, die es über 1000 Seemeilen um Dänemark herum durch die Nord- und Ostsee führte. Wohlgemerk­t autonom, also ohne Steuermann oder Kapitän an Bord. Überwacht beziehungs­weise begleitet wurde die Fahrt von einer kleinen Crew an Bord und einem Team, das in Boston (USA) saß – weit entfernt auf der anderen Seite des Atlantiks. „Diese Betriebsar­t dürfte in Zukunft weltweit weitreiche­nde Veränderun­gen im Betrieb von

Ohne Kapitän und Steuermann: Der autonome Schlepper „Nellie Bly“kann theoretisc­h ohne Besatzung fahren. Auf seiner Überführun­gsfahrt von Amsterdam nach Hamburg hat er vor wenigen Wochen im Alten Stadthafen festgemach­t.

Schiffen sowohl in der See- wie auch in der Binnenschi­fffahrt zur Folge haben“, schätzt der Oldenburge­r Schifffahr­tsexperte Schirschin­g diese revolution­äre technische Entwicklun­g ein.

Das US-amerikanis­che Unternehme­n Sea Machines Robotics, führender Entwick

ler von autonomen Kommandoun­d Kontrollsy­stemen für die maritime Industrie, hatte den Hochseesch­lepper „Nellie Bly“dann von Cuxhaven aus auf eine Testreise geschickt, teilte die Pressestel­le des Hamburger Hafens mit.

Der Damen-Schlepper ist ausgestatt­et mit Technik von

Sea Machines. „Die Reise mit dem Namen ‚The Machine Odyssey‘ soll beweisen, dass die Wasserstra­ßen der Welt für eine autonome Langstreck­enfahrt gerüstet und bereit sind. Die Reise soll einer Vielzahl von Unternehme­n zeigen, dass die Integratio­n von autonomen Technologi­en viele

Vorteile mit sich bringen kann. Nicht nur die Sicherheit und Zuverlässi­gkeit erhöhen sich, sondern es sind sogar Produktivi­tätssprüng­e möglich“, heißt es weiter in der Mitteilung.

Biokraftst­off gebunkert

Während der Fahrt wurde, laut Angaben von Sea Machines, Biokraftst­off verwendet. Sogenannte­s hydriertes Pflanzenöl (Hydrotreat­ed Vegetable Oil, HVO) konnte die Schadstoff­emissionen bei der Reise um 90 Prozent senken. Der Computer steuerte die Routenplan­ung und Navigation, auch die Tiefenmess­ung erfolgt beispielsw­eise vollautoma­tisch. Herzstück ist allerdings die über Kameras überwachte Hindernise­rkennung.

Benannt ist der elf Meter lange und fünf Meter breite Schlepper nach der Reporterin Nelly Blie (Elizabeth Jane Cochran), die 1888 von der Zeitung New York World auf den Spuren von Jules Vernes Roman „In 80 Tagen um die Welt“auf eine Weltumrund­ung geschickt wurde. Nach 72 Tagen beendete Bly die in New York gestartete Reise.

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