Suche nach Spuren des Vaters in Kanada
Gerd Grohbrüg sucht nach einem Fliegeroffizier – Dieser war im Mai 1945 in Rostrup
Bad Zwischenahn/Westerstede – Warum sucht ein 75-Jähriger nach seinem wahrscheinlich bereits lange verstorbenen Vater? Im Fall von Gerd Grohbrüg ist diese Frage eindeutig zu beantworten: „Man könnte denken, ich bin in einem Alter, in dem man Ruhe geben sollte. Die findet man aber nicht. Ich bin ein Getriebener“, sagt Grohbrüg.
Das liegt an der Geschichte, die dahintersteckt: eine Mutter, die lange Zeit geschwiegen hat, ein DNA-Test, die Spur zu einem kanadischen Fliegeroffizier und die Ungewissheit, wer man selbst eigentlich ist.
Ein dunkles Geheimnis
Gerd Grohbrüg hatte sich nach der Berichterstattung über eine Familie aus Rostrup gemeldet, die einen John in Kanada gesucht hatte. 74 Jahre nach seiner Geburt konnte
Sucht nach Spuren, die zu seinem Vater führen: Gerd Grohbrüg
Ernst Günther Böhnke endlich einen Namen und ein Gesicht mit seinem Vater verbinden. Seine Tochter Anjela Stutz hatte sich auf die Suche gemacht und viele Stunden recherchiert. Am Ende kam heraus: John war ein kanadischer Soldat, der drei Monate lang im Ammerland stationiert war. Auf ein ähnliches Glück hofft nun auch der 75-jährige Grohbrüg.
Nun zur Geschichte: Gerd Grohbrüg wurde im Februar 1946 in Westerstede geboren. Doch schnell habe er gemerkt, dass etwas in seiner Familie nicht stimmt. „Der Mann meiner Mutter konnte nicht mein leiblicher Vater sein“, erkannte er damals. Da half schon einfaches Rechnen, denn zum Zeitpunkt seiner Zeugung befand dieser sich in russischer Kriegsgefangenschaft. Als Grohbrüg älter wurde, bohrte er bei seiner Mutter nach, doch sie wollte nicht darüber sprechen.
Liaison mit Fliegeroffizier
Erst kurz vor ihrem Tod verriet sie ihrem Sohn, dass sie eine Liaison mit einem Fliegeroffizier hatte. „Ich dachte immer an einen deutschen Luftwaffenmann“, sagt Grohbrüg. Das änderte sich erst, als er eine DNA-Analyse machte:
„Dabei kam heraus, dass meine Vorfahren aus England, Irland und Schottland stammen – dann ging die Spur nach Kanada.“Dem Suchenden fehlt aber weiterhin das entscheidende Bindeglied.
Deshalb forscht er seit Jahren in der Vergangenheit – auch mithilfe von historischen Bildern. „Man müsste wissen, welche Flieger kurz nach Kriegsende im Mai 1945 in Rostrup stationiert waren. Das können nicht so viele gewesen sein“, meint Grohbrüg. Wahrscheinlich habe es sich um einen Versorgungsflieger gehandelt, dessen Besatzung nur wenige Tage im Ammerland gewesen ist – lange genug, um ihm das Leben zu schenken.
Suche nach Namen
Genau an diesem Punkt bittet der gebürtige Westersteder, der inzwischen in Scheeßel wohnt, nun um Mithilfe: „Ich suche nach Namenslisten über Flieger und Soldaten, die auf dem Flughafen in Rostrup gelandet sind.“
Auch im Alter von 75 Jahren hofft er, so noch eine Spur zum anderen Teil seiner Herkunft finden zu können – und endlich nicht mehr von der Frage getrieben zu sein, wer denn sein Vater ist. Jeder, der Informationen liefern kann, meldet sich bei unserer Redaktion oder direkt bei Grohbrüg unter der Telefonnummer 0151/65240348.
Lange habe er auch mit Freunden nicht darüber reden können, dass er ein Kriegskind ist: „Nun sehe ich einen Hoffnungsschimmer, doch noch an den Namen zu kommen.“Einen Teil seiner Identität lebt Grohbrüg übrigens schon aus. Im vergangenen Jahr hat er sich eine kanadische Flagge gekauft und diese im Garten gehisst. Nun fehlt nur noch die entscheidende Spur zu seinem Vater.