Wölfe bedrängen Reiterin in Groß Ippener
Zwischenfall bei Ausritt im Wald – Bürgermeister informiert Schafhalter – Angst reitet mit
Groß Ippener – Anke Söker ist eine leidenschaftliche Reiterin. Doch was die 43-Jährige am vergangenen Samstag erlebt hat, ist ihr noch nie passiert. „Ich war am Spätnachmittag mit meinem Pferd im Wald unterwegs“, erzählt Anke Söker aus Ganderkesee. Der Ausritt sollte vom Reiterhof Triconia etwa 20 Minuten in Richtung Standortschießanlage am Buchholz und wieder zurück führen. „Ein paar Hundert Meter hinter dem Stall tauchten im Wald plötzlich zwei Wölfe neben uns auf.“
Die beiden Raubtiere seien permanent an ihrer Seite auf einem Wall entlang des Sandwegs gelaufen, „etwa eine Viertelstunde lang“. Sie habe die Tiere angebrüllt, doch das habe sie nicht erschreckt. Über ihr Smartphone habe sie einen Notruf abgesetzt. „Ich bin sofort umgedreht und wäre am liebsten davongaloppiert; aber das hätte die Wölfe möglicherweise zum Angriff provoziert“, schildert Anke Söker ihre bedrohliche Lage.
Über eine Strecke von etwa 700 Metern seien die Raubtiere ihrem Friesenhengst Jitze und ihr nicht von der Seite gewichen, erzählt Anke Söker. „Zwischen der Sandgrube und einer Tannenschonung sind sie schließlich abgehauen.“
Jungtiere suchen Revier
Wolfsberater Carsten Sauerwein vermutet, dass es sich um zwei Jungtiere auf der Suche nach einem eigenen Revier handelt. „Es könnten zwei Welpen aus dem vergangenen Jahr gewesen sein, die aus dem Barnstorfer Rudel stammen.“Dass es zwei Rüden waren, sei unwahrscheinlich, „eher ein Männchen und ein Weibchen“.
Normalerweise gingen Wölfe Menschen aus dem Weg. Aber Jungtiere seien „sehr
Fühlt sich bedroht: Anke Söker und ihrem Friesenhengst Jitze ist der Schreck in die Knochen gefahren. In einem Waldstück in Groß Ippener begegnete die Reiterin am vergangenen Samstag zwei Wölfen, die nicht von ihrer Seite wichen.
neugierig“, sagt Sauerwein. „Es kann durchaus sein, dass sie näher kommen.“Ob ein Angriff auf Pferd oder Reiterin zu befürchten war, vermag der Fachmann nicht zu sagen.
Ob Jungtiere oder nicht – Anke Söker fühlte sich bedroht. „Die sahen nicht aus, als wollten sie nur schauen.“Eineinhalb Jahre alte Wölfe hätten bereits bewiesen, dass sie sich durchschlagen können.
Der Bürgermeister von Groß Ippener (Landkreis Oldenburg), Georg Drube (CDU) nimmt den Vorfall ernst. „Ich halte die Schilderung für glaubwürdig“, sagt der Rathauschef. Er habe alle Schafhalter, die ihm in der Umgebung bekannt seien, gewarnt. Auch mit der Interessengemeinschaft der Waldbesitzer habe er Kontakt aufgenommen.
Zwar wurden im Raum Harpstedt in der Vergangenheit mehrfach Wölfe gesichtet. Dass aber zuvor schon mal ein Wolf im Raum Groß Ippener aufgetaucht wäre, ist dem Bürgermeister
nicht bekannt.
Anke Söker hat auch Mitarbeitern im Forsthaus Ahlhorn von ihrer unheimlichen Begegnung erzählt. „Die wollen Schilder aufstellen, um
Spaziergänger zu informieren.“Das bestätigt das Forsthaus allerdings nicht. „Eine solche Maßnahme ist von uns nicht vorgesehen“, sagte eine Sprecherin unserer Zeitung.
„Wölfe lernen schnell“
Wolfsberater Sauerwein rechnet damit, dass es künftig häufiger zu Wolfsbegegnungen kommt. „Die Population ist in Niedersachsen einfach mittlerweile sehr groß geworden.“Es sei nicht ausgeschlossen, dass sich die eigentlich scheuen Tiere im Lauf der Zeit auch näher an Siedlungen und Menschen trauten. „Die Tiere passen sich dem Kulturraum an – und lernen sehr schnell.“Anke Söker reitet auch nach der aufwühlenden Begegnung am Samstag aus. Aber die Angst reitet nun mit.