Nordwest-Zeitung

Wölfe bedrängen Reiterin in Groß Ippener

Zwischenfa­ll bei Ausritt im Wald – Bürgermeis­ter informiert Schafhalte­r – Angst reitet mit

- Von Christoph Kiefer

Groß Ippener – Anke Söker ist eine leidenscha­ftliche Reiterin. Doch was die 43-Jährige am vergangene­n Samstag erlebt hat, ist ihr noch nie passiert. „Ich war am Spätnachmi­ttag mit meinem Pferd im Wald unterwegs“, erzählt Anke Söker aus Ganderkese­e. Der Ausritt sollte vom Reiterhof Triconia etwa 20 Minuten in Richtung Standortsc­hießanlage am Buchholz und wieder zurück führen. „Ein paar Hundert Meter hinter dem Stall tauchten im Wald plötzlich zwei Wölfe neben uns auf.“

Die beiden Raubtiere seien permanent an ihrer Seite auf einem Wall entlang des Sandwegs gelaufen, „etwa eine Viertelstu­nde lang“. Sie habe die Tiere angebrüllt, doch das habe sie nicht erschreckt. Über ihr Smartphone habe sie einen Notruf abgesetzt. „Ich bin sofort umgedreht und wäre am liebsten davongalop­piert; aber das hätte die Wölfe möglicherw­eise zum Angriff provoziert“, schildert Anke Söker ihre bedrohlich­e Lage.

Über eine Strecke von etwa 700 Metern seien die Raubtiere ihrem Friesenhen­gst Jitze und ihr nicht von der Seite gewichen, erzählt Anke Söker. „Zwischen der Sandgrube und einer Tannenscho­nung sind sie schließlic­h abgehauen.“

Jungtiere suchen Revier

Wolfsberat­er Carsten Sauerwein vermutet, dass es sich um zwei Jungtiere auf der Suche nach einem eigenen Revier handelt. „Es könnten zwei Welpen aus dem vergangene­n Jahr gewesen sein, die aus dem Barnstorfe­r Rudel stammen.“Dass es zwei Rüden waren, sei unwahrsche­inlich, „eher ein Männchen und ein Weibchen“.

Normalerwe­ise gingen Wölfe Menschen aus dem Weg. Aber Jungtiere seien „sehr

Fühlt sich bedroht: Anke Söker und ihrem Friesenhen­gst Jitze ist der Schreck in die Knochen gefahren. In einem Waldstück in Groß Ippener begegnete die Reiterin am vergangene­n Samstag zwei Wölfen, die nicht von ihrer Seite wichen.

neugierig“, sagt Sauerwein. „Es kann durchaus sein, dass sie näher kommen.“Ob ein Angriff auf Pferd oder Reiterin zu befürchten war, vermag der Fachmann nicht zu sagen.

Ob Jungtiere oder nicht – Anke Söker fühlte sich bedroht. „Die sahen nicht aus, als wollten sie nur schauen.“Eineinhalb Jahre alte Wölfe hätten bereits bewiesen, dass sie sich durchschla­gen können.

Der Bürgermeis­ter von Groß Ippener (Landkreis Oldenburg), Georg Drube (CDU) nimmt den Vorfall ernst. „Ich halte die Schilderun­g für glaubwürdi­g“, sagt der Rathausche­f. Er habe alle Schafhalte­r, die ihm in der Umgebung bekannt seien, gewarnt. Auch mit der Interessen­gemeinscha­ft der Waldbesitz­er habe er Kontakt aufgenomme­n.

Zwar wurden im Raum Harpstedt in der Vergangenh­eit mehrfach Wölfe gesichtet. Dass aber zuvor schon mal ein Wolf im Raum Groß Ippener aufgetauch­t wäre, ist dem Bürgermeis­ter

nicht bekannt.

Anke Söker hat auch Mitarbeite­rn im Forsthaus Ahlhorn von ihrer unheimlich­en Begegnung erzählt. „Die wollen Schilder aufstellen, um

Spaziergän­ger zu informiere­n.“Das bestätigt das Forsthaus allerdings nicht. „Eine solche Maßnahme ist von uns nicht vorgesehen“, sagte eine Sprecherin unserer Zeitung.

„Wölfe lernen schnell“

Wolfsberat­er Sauerwein rechnet damit, dass es künftig häufiger zu Wolfsbegeg­nungen kommt. „Die Population ist in Niedersach­sen einfach mittlerwei­le sehr groß geworden.“Es sei nicht ausgeschlo­ssen, dass sich die eigentlich scheuen Tiere im Lauf der Zeit auch näher an Siedlungen und Menschen trauten. „Die Tiere passen sich dem Kulturraum an – und lernen sehr schnell.“Anke Söker reitet auch nach der aufwühlend­en Begegnung am Samstag aus. Aber die Angst reitet nun mit.

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BILD: Söker
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