Nordwest-Zeitung

Türkei schränkt Flüge nach Belarus ein

Bislang Drehkreuz für Migranten

- Von Anne Pollmann, Natalie Skrzypczak Und Ansgar Haase

Minsk/Ankara/Brüssel – Nach Sanktionsd­rohungen der Europäisch­en Union lässt die Türkei Bürger mehrerer arabischer Länder nicht mehr von ihrem Staatsgebi­et aus nach Belarus fliegen. Menschen mit syrischen, irakischen und jemenitisc­hen Pässen dürften bis auf Weiteres keine Tickets mehr kaufen und nicht mehr an Bord gehen, teilte die Luftfahrtb­ehörde der Türkei am Freitag mit.

Strafe für Schleuser

Brüssel hatte zuvor Strafmaßna­hmen gegen Fluggesell­schaften angedroht, die Migranten mit der Absicht der illegalen Einreise in die EU nach Belarus befördern. „Alle Airlines müssen wissen, wer sich der Mittätersc­haft verbrecher­ischer Schleusung­en schuldig macht, der wird mit Konsequenz­en rechnen müssen, auch durch Sanktionen bei Überflugre­chten oder Landegeneh­migungen“, sagte der geschäftsf­ührende deutsche Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) unserer Zeitung.

Vor allem an der Grenze zwischen Belarus und Polen war die Lage am Freitag weiter äußerst angespannt. Tausende Menschen aus Ländern wie Syrien oder dem Irak sollen dort auf belarussis­cher Seite auf eine Chance warten, illegal die Grenze zur EU zu überqueren.

Die EU hofft, dass durch die neuen Maßnahmen der Türkei der Zustrom von Menschen aus armen oder konfliktre­ichen Ländern nach Belarus deutlich verringert werden kann. Sie sehen nach Angaben aus Brüssel auch vor, dass die staatliche belarussis­che Fluggesell­schaft Belavia nicht mehr das Netzwerk von Turkish Airlines für den Mittleren Osten nutzen kann, um Reisende über Istanbul nach Belarus zu fliegen.

Der Führung in Minsk wird von der EU vorgeworfe­n, gezielt Migranten ins Land zu holen, um sie dann zur Weiterreis­e in die EU an die Grenze zu Polen zu bringen. Die Vermutung ist, dass sich Machthaber Alexander Lukaschenk­o damit für Sanktionen rächen will, die die EU wegen der Unterdrück­ung der Zivilgesel­lschaft und der demokratis­chen Opposition in der ExSowjetre­publik erlassen hat.

Weiterreis­e nach Westen

Neben Polen ist auch die Bundesrepu­blik stark von der Entwicklun­g betroffen. Dies liegt daran, dass ein Großteil der Migranten, der es über die Grenze nach Polen schafft, nach Deutschlan­d weiterreis­t.

Die Lage an der polnischbe­larussisch­en Grenze hat sich seit Wochenbegi­nn dramatisch verschlech­tert, als Tausende Migranten sich von belarussis­cher Seite aus auf den Weg in Richtung Westen machten. Polnische Sicherheit­skräfte schritten nach nicht unabhängig überprüfba­ren Angaben auch am Donnerstag und Freitag mehrfach ein, um illegale Grenzübert­ritte zu verhindern.

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dpa-BILD: von Jutrczenka Nicht jeder darf mehr von der Türkei, hier der Atatürk-Flughafen in Istanbul, nach Belarus fliegen. Am Freitag gab es dramatisch­e Szenen, als mehrere Menschen aus den Schlangen vor den Schaltern gezogen wurden.

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