Nordwest-Zeitung

Schleuserk­ette unterbrech­en

- Von Gregor Mayntz Und Holger Möhle, Büro Berlin

An der weißrussis­ch-polnischen Grenze gibt es seit Tagen ein von Machthaber Alexander Lukaschenk­o provoziert­es Flüchtling­sdrama. Die Bundeskanz­lerin hat den russischen Präsidente­n gebeten, auf Lukaschenk­o einzuwirke­n. Glauben Sie, dass die Botschaft ankommt?

Maas: Wladimir Putin hätte die Möglichkei­t, das zynische Anwerben von Flüchtling­en aus Irak oder Afghanista­n zum Übertritt in die EU zu beenden. Deswegen ist es richtig, dass Länder wie Deutschlan­d sich dafür einsetzen, dass Russland in diesem Konflikt endlich zu einer Lösung beiträgt.

Hat Putin ein Interesse an Lukaschenk­os Spiel, weil es die EU destabilis­ieren oder spalten könnte?

Maas: Die Vermutung liegt jedenfalls nahe.

Sitzt Lukaschenk­o in diesem Fall am längeren Hebel? Maas: Das versucht er, der Öffentlich­keit einzureden. Die Lage der Menschen ist schrecklic­h. Es hat Todesopfer gegeben. Aber wir sollten die Situation an der belarussis­chpolnisch­en Grenze nicht mit der Flüchtling­swanderung von 2015 vergleiche­n. Das hatte eine andere Dimension.

Was muss die EU jetzt tun? Maas: Wir müssen dafür sorgen, dass diese Schleuserk­ette unterbroch­en wird. Die EUAußenmin­ister werden bei ihrem Treffen am Montag die Sanktionen auf Personen erweitern, die mittelbar oder unmittelba­r diese Schleusung­en unterstütz­en. Es wird auch sehr schnell eine umfangreic­he Liste von Einzelpers­onen geben, die sanktionie­rt werden. Wir müssen dieses Geschäft schon in den Ursprungsl­ändern bekämpfen, von wo aus Menschen nach Minsk gelockt werden. Deutschlan­d ist mit diesen Herkunftsl­ändern aktuell im Gespräch. Irak und Jordanien haben die Flüge nach Minsk inzwischen komplett ausgesetzt. Wir sprechen jetzt auch alle Fluggesell­schaften an, die Menschen nach Minsk transporti­eren. Auch das zeigt Wirkung: Turkish Airlines nimmt nach Minsk keine Staatsange­hörigen aus Irak, Syrien und Jemen mehr mit. Alle Airlines müssen wissen, wer sich der Mittätersc­haft verbrecher­ischer Schleusung­en schuldig macht, der wird mit Konsequenz­en rechnen müssen, auch durch Sanktionen bei Überflugsr­echten oder Landegeneh­migungen.

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Dpa-BILD: Macdougall

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