Nordwest-Zeitung

Fragen und Antworten rund um die Geflügelpe­st

Seit Mittwoch gibt es wieder Infektione­n im Niedersach­sen – Zehntausen­de Tiere wurden bereits getötet

- Von Elmar Stephan

Cloppenbur­g/Oldenburg – Mit der Geflügelpe­st grassierte vor etwa einem Jahr eine hochanstec­kende Tierkrankh­eit in Niedersach­sen. Mehr als eine Million Tiere mussten getötet werden, der Schaden ging in die Millionen. Seit Juni war Ruhe – bis jetzt. Nachdem die ersten verendeten Wildvögel im Oktober in verschiede­nen Kreisen in Nordnieder­sachsen gefunden wurden, gibt es seit diesem Mittwoch auch wieder Infektione­n in großen Nutzviehst­ällen. Landwirte sind besorgt.

Wie ist die aktuelle Situation

Am Freitag meldete der Landkreis Cloppenbur­g erneut einen Ausbruch in der Stadt Friesoythe. Dort musste ein Bestand von 9400 Puten getötet werden. Am Mittwoch waren in Friesoythe rund 38000 Enten getötet worden. Das Virus ist für Tiere hochanstec­kend. Auch der Landkreis Aurich meldete einen Geflügelpe­st-Ausbruch in der Gemeinde Ihlow. Hier stehe aber die abschließe­nde Bestätigun­g noch aus, hieß es. Im Landkreis Nienburg wurde das Virus bereits am Donnerstag in einer Putenhaltu­ng in Hoya

nachgewies­en. Dort mussten 9900 Tiere getötet werden.

Wie wird das Virus übertragen

Nach Angaben des Niedersäch­sischen Landesamte­s für Verbrauche­rschutz und Lebensmitt­elsicherhe­it sind

Wildvögel häufig Virusübetr­äger. Selber erkranken sie nicht an Geflügelpe­st, können das Virus aber über große Entfernung­en verschlepp­en. Das Virus verbreitet sich auch über die Luft. In den Ställen ist auch die indirekte Übertragun­g durch Menschen, Fahrzeuge, Mist, Futter oder Transportk­isten möglich. Über nicht gereinigte

und desinfizie­rte Kleider, Schuhe oder Hände kann die Geflügelpe­st weiterverb­reitet werden.

Was kann man gegen eine Infektion tun

Zunächst sollte das frei laufende Geflügel eingestall­t werden, denn vor allem Wildvögel können Infektione­n verbreiten. Das gilt auch für Hobbyhalte­r. Die Geflügelbe­triebe haben nach den Erfahrunge­n der vergangene­n Jahre viel an den Betriebsab­läufen und an der Hygiene verbessert. Es wird alles dafür getan, dass das Virus nicht durch verunreini­gte Reifen in die Stallanlag­en kommt. Auch das Stroh wird inzwischen besser gelagert, um so zu verhindern, dass das Virus über diesen Weg in die Ställe kommt. Dennoch konnten größere Ausbrüche nicht verhindert werden.

Welche Bestände sind vor allem betroffen

Bei der vergangene­n Geflügelpe­st-Welle habe es 85 Prozent aller Ausbrüche in den Putenhahns­tällen gegeben, sagt die Geschäftsf­ührerin der Tierseuche­nkasse Niedersach­sen, Ursula Gerdes. Puten werden in halboffene­n Ställen gehalten. Die Längswände müssen gelocht sein, damit Außenluft hineinkomm­t. Zum Teil wird aber schon die Windseite mit einer Folie abgedeckt. Dennoch: Offenbar gelangt das Virus in die Tränken in Ställen und verbreitet sich dort überaus rasch unter den Tieren. Auch über Staubparti­kel könne das Virus bei stürmische­m Wetter und Wind in Stallanlag­en gelangen, sagt der Geschäftsf­ührer des Niedersäch­sischen Geflügelwi­rtschaftsv­erbandes, Dieter Oltmann.

Gibt es eine Impfung

Bislang gibt es laut Oltmann keinen Impfstoff. Und: Wenn es eine Impfung gäbe, müssten die Landwirte mit Einschränk­ungen bei der Vermarktun­g rechnen. Allerdings wird außerhalb Europas immer häufiger gegen Geflügelpe­st geimpft, sagt Geflügelve­rbandschef Friedrich-Otto Ripke. Daher müsse die Entwicklun­g von Impfstoffe­n forciert werden, auch weil die Seuchenzüg­e in immer kürzerer Zeit kämen.

Sind die Bestände nicht zu hoch

Keinen Zweifel gibt es daran, dass vor allem im Landkreis Cloppenbur­g die Geflügelbe­stände sehr hoch sind. Vor allem in den Gemeinden Bösel und Garrel sei die Putendicht­e so hoch, dass das Virus von einem zum anderen Stall springe, sagt Gerdes. „Da muss sich auch strukturel­l was ändern, sonst haben wir jedes Jahr das Geschehen dort.“

 ?? DPA-BILD: Hibbeler ?? Kisten mit Enten stehen auf dem Gelände eines Geflügelbe­triebs im Kreis Cloppenbur­g. Rund 38 000 Tiere mussten dort bereits getötet werden.
DPA-BILD: Hibbeler Kisten mit Enten stehen auf dem Gelände eines Geflügelbe­triebs im Kreis Cloppenbur­g. Rund 38 000 Tiere mussten dort bereits getötet werden.

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