Hauptbahnhof völlig zeitlos
Warum der Turmuhr des Bahnhofs derzeit die Zeiger fehlen – 1915 eröffnet
Oldenburg – Es werden schon die ersten Witze gerissen: Die Bahn hat einen Weg gefunden, die eigene Unpünktlichkeit zu verschleiern – indem sie einfach die Zeiger der Bahnhofsuhr hat verschwinden lassen. An dem ersten Teil ist natürlich nichts dran, der zweite Teil allerdings stimmt: Die Uhr am Turm des Oldenburger Hauptbahnhofs zeigt derzeit die Uhrzeit nicht an. Auf allen vier Seiten fehlen die Zeiger.
In der vergangenen Woche wurden sie mithilfe eines Krans entfernt. Die Deutsche Bahn als Besitzerin des Gebäudes liefert auf Nachfrage unserer Redaktion die Antwort, warum dies geschehen ist. Demnach werden Zeiger und Ziffernblatt derzeit optisch aufgearbeitet. Die eingebaute Beleuchtung
werde mit moderner LED-Technik ausgestattet. Nach der Fertigstellung der Arbeiten werde die Uhr an allen vier Seiten wieder vervollständigt. Wie lange das dauern wird und wie hoch die Kosten dafür liegen, dazu machte das Unternehmen keine Angaben.
Vier Jahre Bauzeit
Der heutige Hauptbahnhof wurde von 1911 bis 1915 von dem Architekten Friedrich Mettegang anstelle des alten Centralbahnhofs erbaut, lässt sich auf der Internetseite altoldenburg.de nachlesen. Die Einweihung des Bahnhofs fand unter großer Anteilnahme der Bevölkerung am 3. August 1915 statt. „Die Oldenburger waren begeistert von dem im Jugendstil errichteten Gebäude“, heißt es auf der Seite.
Die nun zur Restaurierung gegebenen Teile der Uhr stammen vermutlich noch aus dieser Zeit, teilte die Deutsche Bahn mit.
Den Auftrag für die Aufarbeitung hat die Firma Korfhage & Söhne in Buer bei Melle (Landkreis Osnabrück) übernommen. Nach Angaben der Deutschen Bahn handelt es sich um das Unternehmen, das vor mehr als 100 Jahren die Originaluhr für den Oldenburger Hauptbahnhof baute.
Uhren gehören hier nach Angaben der Firmenchronik bereits seit sechs Generationen zur Familientradition. Der erste urkundlich bekannte Uhrmacher aus dieser Familie sei Matthias Korfhage gewesen. Er wurde 1802 in Buer geboren und erlernte die Uhrmacherei bei seinem Vater. Die älteste, nachweislich von ihm gefertigte Standuhr stammt aus dem Jahre 1828. Diese befindet sich in Buer und ist heute noch in Betrieb.
Traditionsfirma
Die Uhrenwerke und Glockenspiele, die die Firma über die Jahrzehnte hergestellt hat, wurden demnach in die ganze Welt verkauft. Die Firma Korfhage ist nach eigenen Angaben eines der ältesten Unternehmen im Meller Raum und einer der ältesten Hersteller von Turmuhren- und Glockenspielanlagen in Deutschland. Die Produktion umfasst heute Herstellung, Reparatur, Wartung und Restauration von Turmuhren, Glockenspielanlagen, Glockenläuteanlagen, Herstellung von Glockenstühlen sowie Werbe- und Außenuhren.