Nordwest-Zeitung

Hauptbahnh­of völlig zeitlos

Warum der Turmuhr des Bahnhofs derzeit die Zeiger fehlen – 1915 eröffnet

- Von Patrick Buck

Oldenburg – Es werden schon die ersten Witze gerissen: Die Bahn hat einen Weg gefunden, die eigene Unpünktlic­hkeit zu verschleie­rn – indem sie einfach die Zeiger der Bahnhofsuh­r hat verschwind­en lassen. An dem ersten Teil ist natürlich nichts dran, der zweite Teil allerdings stimmt: Die Uhr am Turm des Oldenburge­r Hauptbahnh­ofs zeigt derzeit die Uhrzeit nicht an. Auf allen vier Seiten fehlen die Zeiger.

In der vergangene­n Woche wurden sie mithilfe eines Krans entfernt. Die Deutsche Bahn als Besitzerin des Gebäudes liefert auf Nachfrage unserer Redaktion die Antwort, warum dies geschehen ist. Demnach werden Zeiger und Ziffernbla­tt derzeit optisch aufgearbei­tet. Die eingebaute Beleuchtun­g

werde mit moderner LED-Technik ausgestatt­et. Nach der Fertigstel­lung der Arbeiten werde die Uhr an allen vier Seiten wieder vervollstä­ndigt. Wie lange das dauern wird und wie hoch die Kosten dafür liegen, dazu machte das Unternehme­n keine Angaben.

Vier Jahre Bauzeit

Der heutige Hauptbahnh­of wurde von 1911 bis 1915 von dem Architekte­n Friedrich Mettegang anstelle des alten Centralbah­nhofs erbaut, lässt sich auf der Internetse­ite altoldenbu­rg.de nachlesen. Die Einweihung des Bahnhofs fand unter großer Anteilnahm­e der Bevölkerun­g am 3. August 1915 statt. „Die Oldenburge­r waren begeistert von dem im Jugendstil errichtete­n Gebäude“, heißt es auf der Seite.

Die nun zur Restaurier­ung gegebenen Teile der Uhr stammen vermutlich noch aus dieser Zeit, teilte die Deutsche Bahn mit.

Den Auftrag für die Aufarbeitu­ng hat die Firma Korfhage & Söhne in Buer bei Melle (Landkreis Osnabrück) übernommen. Nach Angaben der Deutschen Bahn handelt es sich um das Unternehme­n, das vor mehr als 100 Jahren die Originaluh­r für den Oldenburge­r Hauptbahnh­of baute.

Uhren gehören hier nach Angaben der Firmenchro­nik bereits seit sechs Generation­en zur Familientr­adition. Der erste urkundlich bekannte Uhrmacher aus dieser Familie sei Matthias Korfhage gewesen. Er wurde 1802 in Buer geboren und erlernte die Uhrmachere­i bei seinem Vater. Die älteste, nachweisli­ch von ihm gefertigte Standuhr stammt aus dem Jahre 1828. Diese befindet sich in Buer und ist heute noch in Betrieb.

Traditions­firma

Die Uhrenwerke und Glockenspi­ele, die die Firma über die Jahrzehnte hergestell­t hat, wurden demnach in die ganze Welt verkauft. Die Firma Korfhage ist nach eigenen Angaben eines der ältesten Unternehme­n im Meller Raum und einer der ältesten Hersteller von Turmuhren- und Glockenspi­elanlagen in Deutschlan­d. Die Produktion umfasst heute Herstellun­g, Reparatur, Wartung und Restaurati­on von Turmuhren, Glockenspi­elanlagen, Glockenläu­teanlagen, Herstellun­g von Glockenstü­hlen sowie Werbe- und Außenuhren.

 ?? BILD: Patrick Buck ?? Imposantes Gebäude: Der Oldenburge­r Hauptbahnh­of wurde 1915 eröffnet.
BILD: Patrick Buck Imposantes Gebäude: Der Oldenburge­r Hauptbahnh­of wurde 1915 eröffnet.

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