Nordwest-Zeitung

Ein nachhaltig­er Mini-Wohnwagen

Zwei Tüftler entwickeln „Teardrop-Caravan“

- Von Ellen Dückers

Prinzhöfte/Sandtange – Camping liegt seit der Corona-Pandemie groß im Trend. Zwei Freunde haben einen nachhaltig­en „Teardrop-Caravan“gebaut. Wie es dazu kam, wie viel er wiegt und was in ihm steckt – ein Einblick.

Prinzhöfte/Sandtange (Landkreis Oldenburg). Ruhe. Natur. Unabhängig­keit. Diese Worte verbinden wohl viele Menschen mit Campen. Und insbesonde­re während der Corona-Pandemie erfuhr diese Art des Urlaubs einen Boom, wuchs die Sehnsucht nach einem Tapetenwec­hsel. So ging es auch Anno Claus Mentzel (58), der in Hatten Leichtflug­zeuge entwickelt, prüft und testet. Doch einen fertigen Wohnwagen zu kaufen, war dem Ingenieur und Tüftler, der seit zwölf Jahren im Zentrum Prinzhöfte, einem Verein für Ganzheitli­ches Lernen und ökologisch­e Fragen, lebt, zu wenig nachhaltig. Und so kam er gemeinsam mit seinem Freund und Kollegen Stephan Bartels auf die Idee, einen eigenen Wohnwagen zu entwerfen und konstruier­en. Doch von vorn.

■ Die Idee

Das Projekt entsteht im September vergangene­n Jahres. Die Idee: einen ökologisch nachhaltig­en Wohnwagen zu bauen, erzählt Bartels, 52 Jahre, aus Hagen. Dabei bedeute Nachhaltig­keit auch, sich auf die Herkunft der Materialie­n zu achten. Schnell kommen die beiden Männer auf den Teardrop-Wohnwagen, der seinen Namen, auf Deutsch „Träne“, seiner Form zu verdanken hat. Ursprüngli­ch in den USA entwickelt, erlebt der Miniwohnwa­gen aktuell eine Art Renaissanc­e. Auch die aerodynami­sche Bauweise entspricht dem Nachhaltig­keitsgedan­ken. Aber: „Typische Materialie­n sind eigentlich Aluminium,

Plastik oder Schaumstof­f“, sagt Bartels. „All das ist nicht nachhaltig.“In den Anfängen seien die Wohnwagen aus Holz hergestell­t worden. „Wir gehen also zurück zu den Wurzeln.“Auch das Leergewich­t von 330 Kilogramm – zum Vergleich: Teardrop-Modelle liegen sonst bei durchschni­ttlich 600 Kilogramm – sorgt für einen geringeren Kraftstoff­verbrauch. Der einzige Kompromiss, den die Konstrukte­ure eingehen müssen: Fenster aus Kunststoff.

■ Die Planung Wichtigste­r Haupt-Bestandtei­l des Wohnwagens: das nachhaltig­e Plantagen-Holz Paulownia aus Deutschlan­d. „Das ist super leicht und wächst unheimlich schnell“, weiß Mentzel.

Das Kredo während der Planung: „absoluten Minimalism­us“zu leben, sagt Ingenieur Anno Claus Mentzel. „Überflüssi­ges kann nur kaputtgehe­n.“Mithilfe einer Konstrukti­onssoftwar­e und Gebrauchsa­nleitungen im Internet berechnen

die beiden Tüftler die Maße und Bauweise des Wagens. So wird das Dach etwa wie ein Boot verzinkt hergestell­t und mit Harz versiegelt. Etwa zwei Monate dauert es, bis der erste Wohnwagen in diesem Sommer fertig gebaut ist.

Derzeit arbeiten die Freunde an einem zweiten Modell, wollen Bausätze in verschiede­nen Fertigungs­graden auch an Interessen­ten verkaufen, erläuterte­n sie im Gespräch mit unserer Zeitung .

■ Der Prototyp

Ein Blick ins Innere des Prototyps zeigt: Den meisten Platz nimmt das Bett ein, unter dem sich, klappt man es hoch, rund 1000 Liter Stauraum befindet. Auch eine ökologisch­e Trockentoi­lette ist hier versteckt. Im vorderen Bereich befindet sich im Fußraum ein kleiner hölzerner Kasten, der innen mit Blech verkleidet ist und am Boden winzige Löcher aufweist. Die Heizung.

„Sie funktionie­rt mithilfe von Teelichter­n“, erklärt Mentzel. Durch den Kamineffek­t steige die warme Luft auf. „Zwölf Lichter ergeben rund 500 Watt“, sagt er. Außerdem sind in die vordere Wand des Wagens, ebenfalls aus Holz, Wasch- und Kochstelle, Mülleimer, sowie Arbeits- und Abstellflä­che integriert. Wasser wird in einem Glaskanist­er aufbewahrt. Als Lichtquell­e dienen Kerzen. Optional ist eine Solaranlag­e vorgesehen. In der rechten Ecke befindet sich ein kleines Weinregal. Ein bisschen Luxus muss eben doch sein.

 ?? BILD: Ellen Dückers ?? Haben einen eigenen, nachhaltig­en Wohnwagen zum Nachbauen entwickelt: Stephan Bartels (links) und Anno Claus Mentzel mit dem Modell.
BILD: Ellen Dückers Haben einen eigenen, nachhaltig­en Wohnwagen zum Nachbauen entwickelt: Stephan Bartels (links) und Anno Claus Mentzel mit dem Modell.

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