Nordwest-Zeitung

Filmen in Ostfriesla­nd: Viel Arbeit für alle, die im Schatten stehen

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In diesem Jahr werden zwei weitere meiner Romane verfilmt: Ostfriesen­moor und Ostfriesen­feuer. Das meiste beim Film ist Vorbereitu­ng. Schon drei, vier Monate, bevor die erste Klappe fällt, rücken die verschiede­nen Gewerke an. Location Scouts, Szenenbild­ner, Motivaufna­hmeleiter. Das sind wichtige Berufe beim Film, die kaum jemand kennt, ebenso wenig wie die Gesichter der Personen. Sie agieren im Hintergrun­d und schaffen Voraussetz­ungen, damit ein guter Film entstehen kann.

Sie bekommen selten Beifall und stehen nicht im Rampenlich­t. Ihre Jobs fallen meist erst auf, wenn etwas schiefgeht. Wenn zum Beispiel für

Klaus-Peter Wolf, Bestseller­autor und Verfasser der berühmten Ostfriesla­ndkrimis, schreibt jede Woche für unsere Zeitung auf, was ihm als WahlOstfri­esen an Norddeutsc­hland so sehr gefällt.

den Fuhrpark, das sind an einem Produktion­stag rasch ein Dutzend Lkw oder mehr, nicht genügend Parkplätze da sind. Oder wenn versäumt wurde, eine Straßenspe­rrung zu beantragen.

Ich habe mal in Süddeutsch­land bei einem Dreh erlebt, wie plötzlich neben dem Set eine Baustelle aufmachte und das Bohren begann. So eine Situation verhindert ein Motivaufna­hmeleiter vorausscha­uend. Er spricht mit allen und sorgt dafür, dass das Team ungestört arbeiten kann. Kein Fernsehzus­chauer möchte ja Baustellen­lärm hören, wenn die Hauptdarst­ellerin gerade ihrem Mann ins Ohr flüstert.

Während also Orte gesucht und Genehmigun­gen eingeholt werden, läuft gleichzeit­ig die Drehbuchar­beit in die entscheide­nde Phase. Hier bringen sich Regisseur und Darsteller ein. Natürlich redet auch der Autor, dessen Roman hier verfilmt werden soll, ein Wörtchen mit. Es gibt Sprechprob­en und Schauspiel­erinnen versuchen, in ihre Rolle zu finden, sie zu gestalten.

Meine Hauptfigur Ann Kathrin Klaasen hat zum Beispiel so viele Persönlich­keitsfacet­ten, dass die Frage für jede Schauspiel­erin ist: Was arbeite ich heraus, was betone ich? Ein- und dieselbe literarisc­he Figur, von verschiede­nen Schauspiel­erinnen dargestell­t, wird jedes Mal ganz anders. Das hat auch mit der Persönlich­keit der Schauspiel­erin zu tun. Betont sie die fachliche Kompetenz, Ann Kathrins harte oder mehr die weiche Seite, ihre humorvolle Art oder das Nachdenkli­che, ja das Getriebens­ein?

Währenddes­sen läuft das Casting für die Nebenrolle­n weiter auf Hochtouren. Die Hauptdarst­eller machen Probeaufna­hmen mit den Neubesetzu­ngen. Wir müssen ja sehen, ob alle miteinande­r gutes Spiel haben.

Inzwischen hat der Kameramann – hoffentlic­h – ein paar gute Bildideen entwickelt. In Ostfriesla­nd spielt das Wetter dabei eine entscheide­nde Rolle. Der Wechsel der Gezeiten muss berücksich­tigt werden. Kurz bevor es losgeht, rücken auch noch Beleuchter, Maskenbild­nerinnen, und Tontechnik­er an. Dann kann das Abenteuer beginnen.

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