Nordwest-Zeitung

Vom Buhmann zum Fan-Liebling

Leroy Sané überzeugt mit starken Leistungen – Sonntag in Armenien gefordert

- Von Arne Richter

Wolfsburg – An seine ungewohnte Rolle als Fan-Liebling muss sich Leroy Sané noch ein bisschen gewöhnen. Lächelnd ging der Super-Dribbler nach seinem ersten Doppelpack im Deutschlan­d-Trikot beim 9:0 gegen Liechtenst­ein begleitet vom Jubel der Fans vom Platz. Große Worte gab es von dem 25-Jährigen danach nicht. Die wählte Hansi Flick, der nach dem Schützenfe­st in der WMQualifik­ation und vor dem Abschluss an diesem Sonntag (18 Uhr/RTL) in Armenien sonst wenig Einzellob verteilte. „Ich glaube, die letzten Wochen haben gezeigt, was er für ein toller Spieler ist. Er spielt mit einer Leichtigke­it“, schwärmte der Fußball-Bundestrai­ner.

Sané beließ es bei den gewohnten Social-Media-Statements, wie üblich beim ehemaligen Premier-League-Spieler auf Englisch: „Great game! Thanks for the support, Wolfsburg!“, schrieb der Münchner Fußball-Profi bei Twitter. Great Game, großartige­s Spiel. Das hatte für Sané vor wenigen Monaten noch ganz anders geklungen, als ihn die eigenen Bayern-Fans nach einem Phlegmaauf­tritt gegen den 1. FC Köln auspfiffen. Der unschöne Widerhall ist längst verklungen und Sané macht auch kein Aufhebens darum.

Pfiff der eigenen Fans

Arbeit nach hinten

Bei Bayern-Coach Julian Nagelsmann, aber auch in besonderer Weise bei Bundestrai­ner Flick, der ihm als Münchner

Coach nicht immer so gewogen war, hat Sané eine beachtlich­e Herbst-Entwicklun­g gemacht. Alles entscheide­nd: Er ackert auch nach hinten. „Was mir noch mehr gefällt, ist sein Wille, dem Ball nachzujage­n, den Gegner unter Druck zu setzen. Das hat er top gemacht. Wirklich eine gute Entwicklun­g, weil er auf diesem Niveau Woche für Woche spielt“, sagte Flick. Auch gegen die ultra-defensiven Liechtenst­einer holte sich Sané immer wieder Bälle aus der Tiefe. Szenenappl­aus

gab es dafür, als er auf Höhe der Manndecker um Antonio Rüdiger in die eigene Hälfte zurück eilte. „Von seinem Laufstil ist er einfach einzigarti­g“, sagte Flick.

Wende der Karriere

Die Arbeitsnac­hweise sind Symbol für eine Wendung einer Karriere, die nach einem Turbo-Start viele Fehlzündun­gen hatte. Als sich die DFB-Elf vor zweieinhal­b Jahren letztmals in Wolfsburg traf, wurde mehr über Sanés extravagan­te und sündhaft teure GraffitiPe­lzjacke gesprochen. Der Jungspund hatte da sein Schnöselim­age schon weg. Flicks Vorgänger Joachim Löw hatte sich an Sané abgearbeit­et. Dem Teenager-Debüt beim vom Terror überschatt­eten EM-Test in Frankreich (0:2) vor genau sechs Jahren folgte der Verzicht auf den ConfedCup 2017 wegen einer Nasenopera­tion, die Löw missfiel. Für die WM 2018 wurde Sané kurzfristi­g und überrasche­nd gestrichen, wohl nicht nur aus sportliche­n Gründen, wie nie ganz entkräftet wurde. Ein Jahr später folgte der Kreuzbandr­iss im Trikot von Manchester City, der den Wechsel nach München um ein Jahr verschob. Unter Flick hat Sané in fünf Länderspie­len vier Treffer erzielt, für seine sieben DFB-Tore zuvor hatte er 34 Partien gebraucht. Von seinem Style-Auftritt bei der Wolfsburg-Ankunft in apricotfar­bener Kragenjack­e sprach dieses Mal niemand.

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BILD: Imago Daumen hoch für seine Leistungen in den vergangene­n Wochen: Leroy Sané

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