Stets ein Mann deutlicher Worte
Ex-Deutsche-Bank-Chef Hilmar Kopper gestorben – Legendäre „Peanuts“-Äußerung
Frankfurt – Er war stets ein Macher und Mann der klaren Worte: Hilmar Kopper zog über Jahrzehnte die Strippen an wichtigen Schaltstellen der deutschen Wirtschaft – vor allem als Chef der Deutschen Bank (1989-1997) und Chefaufseher des Autobauers Daimler (1990-2007). Am Donnerstag dieser Woche ist Kopper im Alter von 86 Jahren gestorben.
„Unwort des Jahres“
Als Top-Banker und Industrieaufseher genoss der großgewachsene Kopper einen exzellenten Ruf. Immer wieder eckte er aber auch an. Unvergessen ist vor allem eine Äußerung: 1994 tat Kopper offene Handwerkerrechnungen in zweistelliger Millionenhöhe im Zusammenhang mit der Pleite des Baulöwen Jürgen Schneider als „Peanuts“ab. Nicht nur bei Handwerkern, die wegen solcher „Kleinigkeiten“ihren Betrieb dichtmachen mussten, erntete der
Banker Unverständnis. „Peanuts“wurde zum „Unwort des Jahres“1994, die Jury rügte: „Eine derartige abschätzige Bewertung von Geldsummen, von denen Durchschnittsbürger und -bürgerinnen nur
träumen können, ist in Finanzkreisen leider gar nicht so selten.“
Kopper nahm die Kritik gelassen und zeigte sich später durchaus selbstironisch: Für die „FAZ“-Werbekampagne
„Dahinter steckt immer ein kluger Kopf“ließ er sich auf einem Berg Erdnüsse ablichten. Dem „Spiegel“sagte Kopper 1996: „Ich hätte ein anspruchsvolleres Wort benutzen sollen, vielleicht wäre Coconuts besser gewesen.“
Am 13. März 1935 als Sohn eines Landwirts im westpreußischen Oslanin geboren, begann Koppers Laufbahn unspektakulär: Als Lehrling in einer Filiale der RheinischWestfälischen Bank in KölnMülheim, die später in der Deutschen Bank aufging. 1957 ging er als Trainee nach New York, nach der Rückkehr begann sein Aufstieg bei der Deutschen Bank. 1977 rückte Kopper in deren Vorstand auf – eine Karriere mit Seltenheitswert, schließlich absolvierte Kopper nie ein Studium.
Die Ermordung des damaligen Vorstandssprechers Alfred Herrhausen im November 1989 änderte die Lage nochmals schlagartig: Kopper wurde zum Nachfolger berufen. Er setzte die von Herrhausen angestoßene Internationalisierung
der Bank in die Praxis um – ein entscheidender Schritt für Deutschlands führendes Geldhaus. Nach acht Jahren übergab Kopper den Chefposten im Mai 1997 an Rolf Breuer und wechselte an die Spitze des Deutsche-BankAufsichtsrates (1997-2002).
Daimler-Chefkontrolleur
Den Daimler-Aufsichtsrat lenkte Kopper gar 17 Jahre. Die Idee einer Fusion von Daimler-Benz und Chrysler unterbreitete ihm der damalige Autoboss Jürgen Schrempp 1998 persönlich bei einem Hausbesuch. Kopper stimmte zu und entkorkte zur Feier des Tages eine Flasche 1975er Château Lafite. Als Schrempps Pläne einer „Welt AG“platzten, verteidigte Kopper den Manager gegen Kritik.
Kopper hat aus erster Ehe eine Tochter und zwei Söhne, in zweiter Ehe war er seit 2003 mit Brigitte Seebacher-Brandt verheiratet, der Witwe des früheren Bundeskanzlers Willy Brandt (SPD).