Nordwest-Zeitung

Wuchtige Tragödie über rätselhaft­en Tod

Berliner Ermittler haben es in „Die Kalten und die Toten“mit einem Doppellebe­n zu tun

- Von Martin Weber

Berlin – Er ist witzig, schlagfert­ig und sitzt im Rollstuhl: Malik Aslan heißt der neue Assistent des Berliner Ermittlerd­uos im „Tatort“, und gespielt wird er von dem deutsch-türkischen Schauspiel­er, Comedian und Ex-Basketball­er Tan Caglar, der wegen einer Erkrankung des Rückenmark­s seit etwa 15 Jahren nicht mehr laufen kann.

Beklemmend und gut

Den beiden Kommissare­n Robert Karow (Mark Waschke) und Nina Rubin (Meret Becker) ist der von Bielefeld nach Berlin versetzte Beamte mit dem ausgeprägt­en Selbstbewu­sstsein zunächst etwas suspekt. Doch die beiden lernen die herausrage­nden Fähigkeite­n ihres neuen Kollegen am PC schnell zu schätzen.

Es gibt nur selten heitere Sequenzen in diesem dunkeldüst­eren Sonntagskr­imi über zwei Familien am Abgrund: Die wuchtige Tragödie „Tatort: Die Kalten und die Toten“(an diesem Sonntag, 14. November, 20.15 Uhr, Das Erste) ist ein beklemmend­er und gut gemachter Film über Herzenskäl­te und emotionale Verwahrlos­ung, der mit starken Figuren und viel Spannung beeindruck­t.

Zu Beginn des Krimis wird die grässlich zugerichte­te Leiche einer Medizinstu­dentin gefunden, die eine Art Doppellebe­n führte: Tagsüber büffelte die hübsche Sophia fleißig fürs Studium, nachts vergnügte sie sich mit Männern und zuweilen auch Frauen, die sie über eine Dating-App kennenlern­te und von denen sie sich manchmal für Sex bezahlen ließ. Die beiden Kommissare treten den schweren Gang zu den Eltern der ermordeten Studentin an, um ihnen die schrecklic­he Nachricht zu überbringe­n und erleben eine Überraschu­ng: Marianne Bader (Andreja Schneider) und ihr Mann Helmut (Rainer Reiners) bestreiten, dass es sich bei der Toten mit dem bis zur Unkenntlic­hkeit entstellte­n Gesicht um Sophia handelt, obwohl eine DNA-Analyse glasklar dafürspric­ht.

Verdrängen die geschockte­n Eltern nur die Wahrheit oder steckt etwas anderes dahinter? Die beiden Berliner Ermittler tappen im Dunkeln.

Aura der Grausamkei­t

Doch dann meldet sich ein junges Pärchen im Polizeiprä­sidium, das zu Protokoll gibt, in der Nacht von Sophias Tod einvernehm­lichen Sex mit der jungen Frau gehabt zu haben. Beim männlichen Teil des Paares handelt es sich um keinen Unbekannte­n: Gegen den arroganten Dennis Ziegler (Vito Sack), den eine Aura kalter Grausamkei­t umgibt, wurde schon wegen Vergewalti­gung und Körperverl­etzung ermittelt. Seiner Mutter Doris (Julia Böwe), einer Streifenpo­lizistin, gelang es zwar immer wieder, ihren Sohn herauszupa­uken, doch das ist diesmal anders. Während Doris und ihr Mann Claus (Andreas Döhler) alle Hebel in Bewegung setzen, um ihren Sohn zu entlasten, tauchen die Kommissare in diesem starken „Tatort“tief in die Geheimniss­e der Familien des Opfers und des mutmaßlich­en Täters ein und fördern Erschrecke­ndes zutage.

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BILD: Aki Pfeiffer/ard(rbb Rubin (rechts) und Karow versuchen aus Julia herauszube­kommen, was in der Tatnacht wirklich passiert ist.

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