Nordwest-Zeitung

Die Gedanken sind frei und dürfen fliegen

Hamburger „Gedankenfl­ieger“bei Oldenburge­r Kinder- und Jugendbuch­messe – Philosophi­eren mit Kindern

- Von Nathalie Meng

Oldenburg/Hamburg – „Warum eigentlich erst jetzt?“Das war der erste Gedanke der Hamburger „Gedankenfl­ieger“, als sie vom diesjährig­en Leitthema der Oldenburge­r Kinder- und Jugendbuch­messe Kibum hörten: „Gedankensp­rünge – Kibum philosophi­ert“. Für Stefanie Segatz und Miriam Holzapfel, zwei von derzeit acht Gedankenfl­ieger-Referentin­nen und -Referenten, ist das Philosophi­eren mit Kindern nichts Neues: Das Projekt des Jungen Literaturh­auses Hamburg unter der Leitung von Isabell Köster feiert in diesem Jahr 15-jähriges Jubiläum.

Es soll Grundschul­kinder zum Philosophi­eren animieren, den Gedanken Raum erlauben – ohne Druck, ohne Bewertung. „Bei den Gedankenfl­iegern steht nicht die Leistung im Vordergrun­d, sondern es geht darum, sich und den eigenen Gedanken zu vertrauen“, sagt Stefanie Segatz.

Optimal für die Kibum

Als die Anfrage kam, die Kibum 2021 mit Workshops zu begleiten, war Ablehnen gar keine Option. „So vieles passte zusammen“, sagt Stefanie Segatz: die Verbindung von Philosophi­e und Kinderbüch­ern, die unkomplizi­erte Zusammenar­beit mit den Organisato­ren, allein der Titel, „Gedankensp­rünge“, auch ein Buchtitel des Gedankenfl­ieger-Referenten Jörg Bernardy, der den Gedankenfl­ieger-Auftakt bei der Kibum moderieren wird – und dann auch noch Schirmherr Bart Moeyaert, dessen Bücher sich wunderbar zum Philosophi­eren eignen.

Das Junge Literaturh­aus Hamburg kooperiert für sein „Gedankenfl­ieger“-Projekt mit dem Netzwerk der Literaturh­äuser in Deutschlan­d und

der Bundeszent­rale für politische Bildung (bpb). Die Referentin­nen und Referenten – Philosophe­n, Autorinnen, Literaturu­nd Kulturwiss­enschaftle­rinnen – arbeiten bei den Veranstalt­ungen mit Bilderbüch­ern als Ausgangs

Erst wird eine Geschichte gelesen, dann geht’s an die kreative Arbeit – und die Gedanken dürfen fliegen!

punkt fürs Gedanken-fliegenLas­sen. Aus der Geschichte entwickelt sich ein Gespräch, dann folgt die kreative Arbeit mit dem Gedankenfl­ieger-Magazin. Dabei geht es um die großen Fragen rund um Freiheit, Freundscha­ft, Wahrheit, Gerechtigk­eit und so weiter.

Bilderbüch­er eignen sich hierfür besonders. „Dem Philosophi­eren mit Kindern wird oft unterstell­t, es sei etwas für besonders begabte Kinder. Das stimmt aber nicht“, sagt Miriam Holzapfel. „Die Philosophi­e ist in alle Richtungen geöffnet und jeder kann mit seinen Möglichkei­ten daran teilnehmen. Ein gutes Mittel, um alle abzuholen, sind Bilderbüch­er, weil sie inklusiv

Sie können nicht nur mit dem Verstand erfasst werden, sondern auch mit den Augen und Ohren. Sie öffnen das Philosophi­eren für alle.“

Bücher fördern Empathie

Und sie fördern die Empathie – eine fürs Philosophi­eren essenziell­e Fähigkeit. Stefanie Segatz sagt: „Empathie ist für eine demokratis­che Gesellscha­ft unglaublic­h wichtig. Sie ergibt sich beim Betrachten von Bilderbüch­ern über die Identifika­tion mit den Figuren automatisc­h. Bilderbüch­er laden dazu ein, mitzufühle­n und mitzudenke­n, dann aber auch zu abstrahier­en und eine allgemeine Fragestell­ung zu erkennen.“

Bei den Gedankenfl­iegern kommen offene Bücher zum

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