Die Gedanken sind frei und dürfen fliegen
Hamburger „Gedankenflieger“bei Oldenburger Kinder- und Jugendbuchmesse – Philosophieren mit Kindern
Oldenburg/Hamburg – „Warum eigentlich erst jetzt?“Das war der erste Gedanke der Hamburger „Gedankenflieger“, als sie vom diesjährigen Leitthema der Oldenburger Kinder- und Jugendbuchmesse Kibum hörten: „Gedankensprünge – Kibum philosophiert“. Für Stefanie Segatz und Miriam Holzapfel, zwei von derzeit acht Gedankenflieger-Referentinnen und -Referenten, ist das Philosophieren mit Kindern nichts Neues: Das Projekt des Jungen Literaturhauses Hamburg unter der Leitung von Isabell Köster feiert in diesem Jahr 15-jähriges Jubiläum.
Es soll Grundschulkinder zum Philosophieren animieren, den Gedanken Raum erlauben – ohne Druck, ohne Bewertung. „Bei den Gedankenfliegern steht nicht die Leistung im Vordergrund, sondern es geht darum, sich und den eigenen Gedanken zu vertrauen“, sagt Stefanie Segatz.
Optimal für die Kibum
Als die Anfrage kam, die Kibum 2021 mit Workshops zu begleiten, war Ablehnen gar keine Option. „So vieles passte zusammen“, sagt Stefanie Segatz: die Verbindung von Philosophie und Kinderbüchern, die unkomplizierte Zusammenarbeit mit den Organisatoren, allein der Titel, „Gedankensprünge“, auch ein Buchtitel des Gedankenflieger-Referenten Jörg Bernardy, der den Gedankenflieger-Auftakt bei der Kibum moderieren wird – und dann auch noch Schirmherr Bart Moeyaert, dessen Bücher sich wunderbar zum Philosophieren eignen.
Das Junge Literaturhaus Hamburg kooperiert für sein „Gedankenflieger“-Projekt mit dem Netzwerk der Literaturhäuser in Deutschland und
der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). Die Referentinnen und Referenten – Philosophen, Autorinnen, Literaturund Kulturwissenschaftlerinnen – arbeiten bei den Veranstaltungen mit Bilderbüchern als Ausgangs
Erst wird eine Geschichte gelesen, dann geht’s an die kreative Arbeit – und die Gedanken dürfen fliegen!
punkt fürs Gedanken-fliegenLassen. Aus der Geschichte entwickelt sich ein Gespräch, dann folgt die kreative Arbeit mit dem Gedankenflieger-Magazin. Dabei geht es um die großen Fragen rund um Freiheit, Freundschaft, Wahrheit, Gerechtigkeit und so weiter.
Bilderbücher eignen sich hierfür besonders. „Dem Philosophieren mit Kindern wird oft unterstellt, es sei etwas für besonders begabte Kinder. Das stimmt aber nicht“, sagt Miriam Holzapfel. „Die Philosophie ist in alle Richtungen geöffnet und jeder kann mit seinen Möglichkeiten daran teilnehmen. Ein gutes Mittel, um alle abzuholen, sind Bilderbücher, weil sie inklusiv
Sie können nicht nur mit dem Verstand erfasst werden, sondern auch mit den Augen und Ohren. Sie öffnen das Philosophieren für alle.“
Bücher fördern Empathie
Und sie fördern die Empathie – eine fürs Philosophieren essenzielle Fähigkeit. Stefanie Segatz sagt: „Empathie ist für eine demokratische Gesellschaft unglaublich wichtig. Sie ergibt sich beim Betrachten von Bilderbüchern über die Identifikation mit den Figuren automatisch. Bilderbücher laden dazu ein, mitzufühlen und mitzudenken, dann aber auch zu abstrahieren und eine allgemeine Fragestellung zu erkennen.“
Bei den Gedankenfliegern kommen offene Bücher zum