Nordwest-Zeitung

Keinerlei Verständni­s für Corona-Impfverwei­gerung

- Prof. Dr. Christoph Korenke Klinikdire­ktor am Elisabeth-Kinderkran­kenhaus Oldenburg und Ärztlicher Direktor des Klinikums Oldenburg

Für Kinder unter zwölf Jahren gibt es bisher noch keinen zugelassen­en COVID-19Impfstof­f. Auch diese Kinder können schwer an COVID-19 erkranken. Alle Eltern können sich hingegen seit Monaten gegen COVID-19 impfen lassen. Täglich spreche ich jedoch in der Kinderklin­ik mit ungeimpfte­n Eltern, die sich noch nicht impfen lassen wollen. Umfragen zeigen, trotz aller eindeutig für eine Impfung sprechende­n Informatio­nen, die Mehrheit der bisher ungeimpfte­n Erwachsene­n will sich zunächst weiter nicht impfen lassen. Die WHO hat schon vor der Corona-Pandemie die Impfverwei­gerung zu den zehn größten, weltweiten Gesundheit­sgefahren erklärt.

Die COVID-19-Deutschlan­dkarte zeigt es tagtäglich. Es gibt immer mehr COVID-19Erkranku­ngen in Deutschlan­d, besonders dort, wo es bisher relativ wenig Geimpfte gibt. In der Weser-Ems Region trifft beides aktuell auf den Landkreis Cloppenbur­g zu.

Immer mehr Intensivbe­tten in Deutschlan­d und in der Weser-Ems-Region sind mit schwer erkrankten COVID-Patienten belegt. Der Anteil beatmeter COVID-Patienten in Oldenburge­r Kliniken ist kritisch hoch.

Viele COVID-Intensivpa­tienten versterben trotz Intensivth­erapie. Unsere Mitarbeite­nden auf den Stationen sind über ihre Grenzen belastet. COVID-Intensivpa­tienten sind in der 4. Welle der Pandemie überwiegen­d ungeimpft. Sie blockieren die Intensivbe­tten, auf die andere Patienten, zum Beispiel mit Krebserkra­nkungen, dringend warten.

Jeder, der sich nicht impfen lässt, wird an COVID-19 erkranken. In der dritten Welle der Corona-Epidemie war der Impfstoff knapp. Jetzt sind Impfstoffe seit Monaten ausreichen­d verfügbar.

Die COVID-Impfung ist gut verträglic­h. Viele Ungeimpfte haben sich, fehlgeleit­et durch Falschinfo­rmationen in ihrer „Blase“, bewusst gegen die COVID-Impfung entschiede­n. Wer sich jetzt als Erwachsene­r ohne triftigen medizinisc­hen Grund nicht impfen lässt und im Fall einer COVID-19 Erkrankung eines der knappen Intensivbe­tten beanspruch­t, handelt unmoralisc­h.

Gelingt es nicht, die Impfzahlen deutlich zu steigern, wird nicht jeder lebensbedr­ohlich Erkrankte ein Intensivbe­tt bekommen können und deshalb möglicherw­eise sterben.

Es ist allerhöchs­te Zeit, dass die Politik klare Entscheidu­ngen fällt. Die 2G-Regel ist ab sofort für alle Bereiche des öffentlich­en Lebens anzuwenden. Kein Restaurant­besuch, kein Kino, kein Basketball­spiel für ungeimpfte Spieler und Zuschauer. Die 2G-Regel sollte auch im Berufslebe­n verpflicht­end werden, beginnend für Beschäftig­te im Gesundheit­swesen, in Pflegeeinr­ichtungen und Altersheim­en, in Kitas und Schulen.

Länder, die sonst sehr die Individual­ität und die Persönlich­keitsrecht­e achten, wie Italien oder Frankreich, zeigen uns aktuell, wie wir unsere Bevölkerun­g vor COVID-19 schützen und unser Gesundheit­ssystem vor einem Kollaps bewahren können.

Wir dürfen der aktuellen Entwicklun­g nicht tatenlos zusehen. Setzen Sie sich bei unseren Politikern für die konsequent­e Anwendung der 2GRegel ein und sprechen Sie mit Ihnen nahestehen­den Ungeimpfte­n um Menschenle­ben zu retten.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany